„Festspiele am Rheinblick“ – Premiere von „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“

Logo BendorfBENDORF – Helden und Legendenfiguren waren die Stars des Abends – Premierenpublikum trotze dem Sturm – Es klingt sportlich in 100 Minuten durch die Mythen- und Sagenwelt des Rheins zu marschieren. Was sich als anfängliche Anstrengung ankündigte, glich einem unterhaltsamen Ritt durch längst vergangene Zeit und entpuppte sich als höchst willkommene Anstrengung für das Auge des Betrachters. Das Publikum der „Festspiele am Rheinblick“ ist historische Kost in Form eines Theaterstückes erprobt. Was sie in diesem Jahr serviert bekamen, war von ganz anderer Würze und wusste zu überraschen.

Die Zutaten des gelungenen Premierenabends bestanden aus der schauspielerischen Raffinesse des Ensembles „Die Findlinge“, der ideenreichen Regiearbeit von Stefan Bau und der einfallsreichen Autorin Silke Dutz. Aus ihrer Feder stammt das Theaterstück „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“, das Legenden und Sagen vom Rhein und der Region neuen Atem einhauchte. Der Ort des Zusammentreffens war dabei nicht nur die einzige Skurrilität des Abends, jedoch der Anfang der Geschichte: Heinz Hunger war mit der Anfertigung eines Theaterstücks betraut und jener Heinz (Tomas Krämer) war es, der all die Sagenfiguren ganz (un)freiwillig in seinem Arbeitszimmer zu Gast hatte.

Dem Zuschauer schien es derweil logisch, dass sich nach Heinz Hungers Kopfverletzung wohl Realität und Fiktion gewaltig vermischten – wie sonst auch hätten sich der junge und frivole Siegfried (Verena Schimmel) mit der Loreley, der Schönheit vom Stein (Richard Ellis) begegnen können. Während insbesondere Frau Lore (Loreley) mehrere urkomische Auftritte für sich verbuchte, brillierten auch die zahlreichen weiteren Helden mit teils skurrilen Auftritten, die auch von der Grausamkeit des Mittelalters erzählten. Dabei verblüffte der sensible Schinderhannes (Michael Antrac), der hingegen seines Rufes weitaus weniger gemeiner Räuber war und immer sein taffes Julchen (Tina Esch) an seiner Seite wusste.

Bischof Hatto vom Binger Mäuseturm (Stefan Bau) jagte dem Publikum ein Schaudern ein, während das Publikum von Leid und Schmerz und jeder Menge tragischer Liebesgeschichten und Treueschwüren („Feindlichen Brüdern“) ganz mitfühlend reagierten. Einzig und allein die gut organisierte Gudrun (Christiane Brühl), alias Nachbarin und Freundin des fantasierenden Heinz Hungers, schien einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie fasste das Unglaubliche immer wieder zusammen und verhalf dem Publikum Ordnung im Wust der Sagenwelt zu halten. Mit diesem Stück ist dem Ensemble ein großartiger Wurf geglückt. Das künstlerisch gestaltete Bühnen- und Kostümbild (Renate Steinkamp) setzte der Inszenierung die Krone auf. Weitere Aufführungen sind: 31. Juli sowie am 7. /14./ 15./ 16. August. Beginn ist jeweils um 19:30 Uhr. Karten im VVK 12 Euro im Berghotel Rheinblick, Bendorfer Buchladen, telefonisch unter 02622-14564 oder per Email unter kulturforum-bendorf@t-online.de. Fotos: © Sascha Ditscher

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