Eine Familientradition geht zu Ende
WISSEN – Eine Familientradition geht zu Ende
Der weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte und beliebte Gasthof „P. O./Jägerheim“ hat nach über 150 Jahren seine Pforten geschlossen. Aus Altersgründen hat Roswitha Orthen schweren Herzens ihre Gäste letzte Woche verabschiedet. Im Jahre 1868 hat Wilhelm Orthen die Gaststätte an der Hachenburger Straße in der damals noch selbstständigen Gemeinde Köttingerhöhe bei Wissen gegründet. Seither wurde sie innerhalb der Familie von Generation zu Generation weitergeführt. Auch hat man das gastliche Haus in dieser langen Zeit ständig vergrößert. So errichtete Anna Orthen beispielsweise einen Saal, der zu vielen Vereins- und Familienfeiern genutzt wurde. Paul Orthen und seine Ehefrau Ilse pflegten die Tradition einer modernen Gastlichkeit mit Herzblut weiter. Paul Orthen steht auch für die noch immer populäre Bezeichnung „P. O“.
Alt und Jung gingen eben dorthin, wenn es etwas zu feiern gab. Als Sohn Hans-Paul nach dreijähriger Lehre in Düsseldorf als ausgebildeter Koch nach Hause zurückkam, erweiterten die Orthens ihre Gaststätte um einen Speiseraum. Durch Tanzveranstaltungen bei Kerzenlicht im Spiegelsaal wurde das Haus dann endgültig weithin bekannt. Es spielten, um nur einige zu nennen, Kapellen aus Wissen, Siegen, Waldbröl, Bonn, Duisburg und Boppard zum Tanzvergnügen auf. Für Familienfeiern wie Taufen, Erstkommunion, Hochzeiten oder Geburtstage erwiesen sich die Räumlichkeiten mit einem Fassungsvermögen von bis zu 150 Personen als ebenso beliebt wie ideal.
Gleiches galt für Betriebsfeste aller Art. Des wohl größten Zuspruchs erfreuten sich aber die legendären Karnevalsveranstaltungen beim „P. O“. Der MGV „Zufriedenheit“ Köttingerhöhe hatte hier über mehr als 100 Jahre sein Vereinslokal. Ob Jäger, Reiter oder die weiblichen Mitglieder des Wissener Ski-Clubs, sie alle kamen hier gerne zusammen und hatten sich allerhand zu erzählen. Als dann eine junge Frau auf Roswitha Orthen zukam und Räumlichkeiten für ein Tanzstudio anmieten wollte, musste die Gastwirtin nicht lange überlegen. Es war etwas Neues und die Zeiten ändern sich. Diplomtanzpädagogin Anika Schlosser richtete im großen Saal ein modernes Studio ein und eröffnete es im Januar 2017.
Kinder ab drei Jahren und überhaupt Tänzerinnen aller Altersstufen bewegen sich hier nach der Musik und lernen viele Bewegungsabläufe kennen. Durch die Heirat mit Hans-Paul Orthen im Jahre 1968 ist Roswitha Gastwirtin auf der Köttingerhöhe geworden: „Die 55 Jahre waren eine schöne Zeit und ich habe sie alle genossen“. Jetzt möchte sie sich in den verdienten Ruhestand begeben. „Ich habe lieben Freunden, dem Wissener Klaus Stangier und seiner Frau Birgit, das Haus in gute Hände übergeben“, sagt sie nicht ohne Wehmut. Eine Gaststätte wird es aber nicht mehr sein. Anika Schlosser bleibt mit ihrem Tanzstudio „BALÉ“ jedoch in dem altehrwürdigen Gebäude, was Roswitha Orthen besonders freut. Abschließend bedankte sie sich bei allen Freunden und Gästen, die dem „P. O.“ über lange Zeit die Treue gehalten haben. (??) Fotos: Bernhard Theis (1) Privat (2)
- Gastwirtin Ilse Orthen ist bis heute unvergessen.
- Gasthof Orthen von außen.
- Roswitha Orthen (li.) übergibt nach mehr als 150 Jahren den ehemaligen Gasthof „P. O.“ im Wissener Stadtteil Köttingerhöhe an Klaus Stangier. Das Tanzstudio BALÉ von Anika Schlosser bleibt dem Haus jedoch erhalten.