Drei Monate mit dem 9 Euro Ticket unterwegs
REGION – Drei Monate mit dem 9 Euro Ticket unterwegs
Gerade esse ich das letzte Gummibärchen aus Holland, da war ich im Juli mit meinem 9 Euro Ticket. Es war schon toll mit dem Bus an der Maas vorbei nach Venlo zu fahren. Auch der Ausflug im Juni nach Saint Vith in Belgien, durch die Ardennen und der Tag in Luxemburg, wo der Bahn und Busverkehr kostenfrei ist, ist mir in guter Erinnerung. Es waren schon schöne Bahn- und Busreisen, die ich in diesem sonnigen Sommer unternommen habe.
Angefangen am 1. Juni mit einer Reise von Neuwied nach Köln. Eigentlich nichts Besonderes, wenn ich die Rückreise über Bonn bis Königswinter nicht mit der Straßenbahn gemacht hätte. In Bonn bis fast Godesberg geht’s unter der Erde lang. Schön ist auch eine Fahrt mit der Fähre von Königswinter nach Mehlem. Kostet 1.50 Euro und gibt den Blick auf das Siebengebirgspanorama vom Wasser aus frei. Genauso spektakulär wie die Fahrt von Rheinbrohl nach Bad Breisig, der für Fußgänger ohne Rad 1 Euro kostet. Dann kann man dort im Bahnhof in einen Zug nach Mainz oder Wesel steigen. Die waren bis auf wenige Male ziemlich voll.
Auf meiner Reiseliste standen Münster, Bamberg, Aachen und Heidelberg und das Meer. Letzteres ließ sich aber nicht an einem Tag bewerkstelligen. Ich habe drei Tage gebraucht, um nach Norderney zu reisen. Das Bergische Land mit Besuch in Wuppertal und einer Schwebebahnfahrt an einem Samstag sorgte für Verzögerungen und zum Schluss für einen nächtlichen Heimweg von Weißenthurm zu Fuß über die Neuwieder Brücke nach Irlich.
An den Sonntagen hatte ich den Niederrhein auf dem Programm. Xanten, Emmerich und Wesel. In der Woche war ich unterwegs in Winterberg, Bad Berleburg, Marburg, Limburg und an der Lahn vorbei Richtung Koblenz.
Auch verschiedene Busse habe ich ausprobiert. Neben Neuwied-Altenkirchen auch nach Andernach und von dort nach Maria Laach. Bei all meinen Reisen habe ich nicht viel Geld ausgegeben, weil ich in meinem Rucksack meine Lunchbox und Getränkeflasche mit hatte. Wohl habe ich überall das Eis getestet. Am billigsten war es im Rurtal in der Eifel und am teuersten in Bamberg. Alle Wunschziele, die auf meiner Liste standen, habe ich nicht geschafft. Der Rattenfänger von Hameln und die Bremer Stadtmusikanten warten noch auf meinen Besuch und nach Weissenburg im Elsass bin ich auch nicht wirklich gekommen.
Der angekündigte Weinexpress fährt nur sonntags und dann ist er auch noch ausgefallen. Das kann man ja, selbst wenn es kein Billigticket mehr gibt, mit dem Rheinlandpfalzticket realisieren. Am 31 August bin ich noch mit meiner Kamera über die Kölner Eisenbahnbrücke spaziert und durch meine Heimatstadt Köln gelaufen. Bin am Nachmittag ziemlich geschafft in den total überfüllten RE 5 nach Koblenz gestiegen und in Koblenz wegen Zugausfall erst mal gestrandet.
Der RE 8 fährt nicht und RB 27 fällt auch noch aus, Dann bleibt nach Neuwied nur der Zug der Mittelrheinbahn. Der hielt außerplanmäßig, aber aus betriebstechnischen Gründen auf einem anderen Gleis. Verspätet sind fast alle Züge, weil der Güterverkehr neuerdings Vorfahrt hat und an jedem roten Signal gehalten werden muss. Das hat zur Folge, dass kein Zug mehr pünktlich ist und dann ist um 20:00 Uhr auch noch der letzte Bahnbus Richtung Linz weg.
Der letzte Tag vom 9 Euroticket hatte es in sich. Während ich noch problemlos mit dem Bus nach Altenkirchen gekommen wäre, musste ich in Neuwied mal wieder laufen. Hat auch was, denn das ist gut für die Figur. Nach drei Monaten bin ich aber froh mein Auto wieder aus zu packen. Trotz hoher Spritpreise werde ich nicht darauf verzichten können, denn den ÖPNV kann man besonders abends und an Sonn- und Feiertagen getrost vergessen und das mit und ohne Spartarif. Mein roter Reiserucksack, der mich drei Monate auf meinen Abenteuerreisen begleitet hat, wartet nun auf ein neues Angebot, das wohl kaum so günstig sein wird, aber mich dennoch locken wird, mal wieder auf Reisen zu gehen. (mabe) Fotos: Marlies Becker