Der Seidelbast
NEUWIED – Eine gefährliche und gefährdete Schönheit – Serie über Raritäten in der Neuwieder Natur: Der Seidelbast – Er ist eigentlich ein Zierstück in der Natur. Und der Neuwieder Zeitung war es am 2. März des Jahres 1922 sogar eine Nachricht wert, „dass zwischen Segendorf und Monrepos der erste Seidelbast erblüht ist“. Mit dieser ausgesprochen seltenen Schönheit befasst sich Jürgen Moritz in seiner kleinen Serie über „Raritäten in der Neuwieder Natur“. Aufgrund seiner frühen Blütezeit und seiner nektarreichen Blüten ist er eine besonders wertvolle Nahrungsquelle für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten, die von seinem weithin wahrnehmbaren süßlichen Duft angelockt werden. Diese Nutzung als „Bienenweide“ hat vielleicht auch über den „Zeidlerbusch“ zu seinem heute gebräuchlichen Namen Seidelbast geführt, denn „Zeidler“ war früher auch eine Bezeichnung für den Imker. Im März und April, noch vor dem Laubaustrieb, öffnen sich direkt am Stamm des Gehölzes die purpurfarbigen bis weißen röhrenförmigen Blüten, die sehr stark duften. Ab Juni erscheinen glänzende, rote kugelige Früchte, die, ebenso wie alle übrigen Pflanzenteile, sehr giftig sind! So sollte man sehr vorsichtig sein im Umgang mit dem attraktiven Halbstrauch, denn schon Berührungen der bloßen Haut mit seiner Rinde können zu Entzündungen führen und der Genuss nur weniger Beeren ist für Kinder tödlich! Giftbeere, Giftbäumli, Kellerhals oder Hühnertod sind daher auch einige weitere regionale Namen für den Seidelbast. Interessanterweise sind seine Früchte aber eine Nahrungsquelle für einige Vogelarten, die offenkundig von den in den Beeren enthaltenen Giftstoffen nicht gefährdet werden. Die Vögel spucken die harten Samen nach Genuss der Beeren wieder aus und tragen so zur Verbreitung des Strauches bei. Laub- und Mischwälder sind die Heimat des Seidelbasts, und noch im Jahr 1866 gibt der Neuwieder Botaniker Neinhaus in seiner „Flora für Neuwied und Umgebung“ zahlreiche Fundorte für den Gemeinen Seidelbast an. Häufig soll er damals noch von Gönnersdorf über Segendorf bis hin nach Sayn vorgekommen sein. Obwohl Jürgen Moritz schon seit vielen Jahren Ausschau nach wild wachsenden Seidelbaststräuchern hält, ist er in der jüngeren Vergangenheit nur ein einziges Mal in der Neuwieder Natur fündig geworden. Eine wahre Rarität also.