DAUERSBERG – Viele Unterstützer bei Info-Veranstaltung in Dauersberg
DAUERSBERG – Viele Unterstützer bei Info-Veranstaltung in Dauersberg – BI Hümmerich spürt Rückenwind – Mit spannenden Vorträgen zu Einsprüchen motiviert
Als „erschreckend“ und „beängstigend“ werteten Teilnehmer der Infoveranstaltung der BI Hümmerich im Hofcafé Groß in Dauersberg die Vorstellung von Windrädern auf dem „Hausberg“ der Region oberhalb des Elbergrunds. Es ging darum, wie sich diese Windräder verhindern lassen und was jeder Einzelne dagegen tun kann – so spannend dargeboten, dass fast alle Besucher bis zum Ende der zweieinhalbstündigen Veranstaltung ausharrten.
„Windräder auf dem Hümmerich verhindern – was können Sie tun?“ lautete das Motto der Veranstaltung, zu der die BI öffentlich eingeladen hatte, insbesondere Politiker, Bürgermeister bzw. Ortsvorsteher und Ratsmitglieder der umliegenden Kommunen, Vertreter von Umwelt- und Naturschutzorganisationen sowie befreundete Bürgerinitiativen. Dargelegt wurden die aktuellen Pläne zur Errichtung von zwei über 200 Meter hohen Windindustrieanlagen mit jeweils 3,45 Megawatt Leistung auf der knapp 400 Meter hohen Erhebung sowie der aktuelle Stand des Genehmigungsverfahrens. Obwohl die Offenlegungsphase gerade abgeschlossen ist, so erläuterte BI Sprecher Dieter Glöckner, können die Antragsunterlagen auch weiterhin im Internet eingesehen werden, und zwar unter der Adresse http://www.uvp-verbund.de (Suchworte: „Hümmerich“ oder „Windpark Hümmerich“). Noch bis 13. September besteht für jedermann Gelegenheit, bei der Kreisverwaltung in Altenkirchen Einspruch gegen die Pläne zu erheben.
Breiten Raum nahm die Auseinandersetzung mit dem geplanten Projekt ein, welche Auswirkungen für Mensch und Natur mit dem Bau und dem Betrieb der Anlagen verbunden wären. Dazu hatte die BI, neben Referenten aus den eigenen Reihen, als Fachleute den Ornithologen Horst Braun (Mitglied der Naturschutzinitiative und der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. GNOR) und das BUND-Mitglied Wolfgang Stock eingeladen. Während Horst Braun insbesondere auf das große Bedrohungspotenzial geschützter Arten auf dem Hümmerich einging – vom Rotmilan über den Schwarzstorch bis hin zu Fledermäusen und Wildkatzen –, verwies Wolfgang Stock auf die Bedeutung des Erhalts von natürlichen Bodenflächen für Fauna, Flora und auch das Klima. Alte Waldbestände seien durch die Baumaßnahmen auf dem Hümmerich ebenso bedroht, wie die nach dem feuchten Frühjahr sprießende Jungvegetation. Und für die Tierwelt seien sie eine Katastrophe: Nach einem Jahr Bauzeit wäre kein Tier mehr dort. Stock: „Jedes Windrad im Wald ist wie ein Messer im Körper.“
Mit Freude und als „Rückenwind“ nahmen die Mitglieder der BI und die Zuhörer daher auch die öffentliche Stellungnahme der Naturschutzinitiative (NI) zur Kenntnis, die Horst Braun verlas. Die Organisation, die sich immer wieder erfolgreich für den Schutz von Landschaften, Wäldern, Wildtieren und Lebensräumen einsetzt, schätzt die Pläne zur Errichtung von Windindustrieanlagen auf dem Hümmerich aus verschiedenen Gründen als „nicht genehmigungsfähig“ ein. Wie ihr Vorsitzender, Harry Neumann aus Quirnbach, dem Sprecher der BI Hümmerich, Dieter Glöckner, mitteilte, werde die Naturschutzinitiative Im Rahmen der Offenlage eine ausführliche naturschutzfachliche Stellungnahme abgeben.
Besonderes Interesse galt auch der Haltung von Bundes- und Landespolitikern zu den „Windpark“-Plänen, so von der FDP Bundestagsabgeordneten Sandra Weeser und dem CDU Landtagsabgeordneten Dr. Matthias Reuber, die der Einladung nach Dauersberg gefolgt waren. Beide unterstrichen, dass sie, bei aller Notwendigkeit von Klimaschutz und Energiewende, den Hümmerich nicht für Windräder geeignet halten. Verhindert, aber mit schriftlichen Statements vertreten, die auszugsweise von BI Mitglieder verlesen wurden, waren Erwin Rüddel MdB (CDU), Sabine Bätzing-Lichtenthäler MdL (SPD) sowie der Grünen- Kandidat Kevin Lenz mit seiner Kreisvorsitzenden Anna Neuhof. Während für die Grünen der Hümmerich durchaus als Standort für Windräder infrage kommt, was von vielen der Zuschauer mit Gemurmel und Kopfschütteln quittiert wurde, verwies die SPD Landtagsabgeordnete auf die neuen Abstandsregelungen im Koalitionsvertrag, durch die die geplanten Anlagen unter Umständen genehmigungsfähig wären. Erwin Rüddel hingegen machte sich stark für einen strikten 1.000-Meter-Abstand zu Wohngebäuden, was wohl das „Aus“ für die Windradpläne auf dem Hümmerich bedeuten müsste.
Denn Wohngebäude in diesem Umkreis gebe es einige, machte BI-Mitglied Hermi Schmidt deutlich. Deren Bewohner hätten Im Fall des Baus der Windräder nicht nur mit Schattenwurf und Lärmbelästigung zu kämpfen, sondern auch damit, dass ihnen möglicherweise das Wasser für die dort übliche Hauswasserversorgung durch die tausende Tonnen schweren Betonfundamente und die bodenverdichtenden Maßnahmen bei der Herstellung der Zuwegungen entzogen würde.
Welche Konsequenzen sich für Gebhardshain ergäben, verdeutlichte Uwe Weger anhand von Grafiken: Wenn auf dem Hümmerich, in einem vielfach geschützten Gebiet, jetzt zwei neue Windräder entstünden, bei denen es ja wahrscheinlich nicht bleiben würde, wäre der Ort bereits zu 180 Grad von solchen Industrieanlagen umgeben. Hinzu kommen die parallel geplanten Neu- und Repowering-Anlagen. Und vielleicht dann auch noch Anlagen auf dem Steinerother Kopf und bei Dickendorf – Rundumsicht auf Windkraft. Mit seiner Vorführung von Drohnenflugaufnahmen setzte Uwe Weger dann auch den beeindruckenden Schlusspunkt der abwechslungsreichen Darbietungen des Abends. Mit ihnen zeigte er, bis wohin im weiten Umkreis die geplanten Windräder zu sehen sein würden, und machte damit manchen Besuchern ihre tatsächliche „Betroffenheit“ so richtig klar.
Und einer der Betroffenen machte seinem Ärger Luft: Der Dauerberger Ortsvorsteher Groß. Dauersberg habe mit dem Umspannwerk, Stromtrassen und Blick auf die Gebhardshainer Windräder schon genug für die Energie getan. Einzig der Hümmerich sei noch als freies Stück Natur geblieben. Und dafür werde er kämpfen.
Den Tenor der Veranstaltung aber, und immer wieder wiederholt, bildete der Aufruf der BI, Einsprüche gegen die Windräder vorzubringen. Noch bis 13. September hat jeder – ganz gleich ob Bürger, Unternehmen oder Kommune, ganz gleich ob nah oder fern, ganz gleich aus welchem Grund – die Möglichkeit dazu. Wie einfach das geht, erfuhren die Zuhörer ebenso, wie was sie noch dazu beitragen können, die Windräder zu verhindern. Nachzulesen ist das auf der Homepage der BI: http://www.bi-hümmerich.de Fotos: BI
- Volles Haus hatte die BI Hümmerich bei ihrer Info-Veranstaltung im Hofcafé Groß in Dauersberg.
- Die FDP Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser erklärte: „In schöne, unverbaute Landschaften wie den Hümmerich gehören keine Windräder.“
- Für „nicht zielführend“ in der aktuellen Energiewende hält CDU Landtagsabgeordneter Dr. Mathias Reuber die Windradpläne auf dem Hümmerich, der dafür nicht geeignet sei.
- : BUND-Mitglied Wolfgang Stock sprach über den notwendigen Schutz natürlicher Bodenflächen und meinte: „Jedes Windrad ist wie ein Messer im Körper.“
- Horst Braun, Mitglied der Naturschutzinitiative (NI), referierte nicht nur über die Bedrohung besonders geschützter Arten auf dem Hümmerich, sondern verlas auch eine Erklärung des NI-Vorsitzenden Harry Neumann, in der dieser die Windradpläne auf dem Hümmerich als „nicht genehmigungsfähig“ bezeichnete.