Das nördlichste Frauenhaus in Rheinland-Pfalz ist in Hachenburg und feierte das 20jährige Bestehen.
HACHENBURG – Wege aus der Gewalt – Das nördlichste Frauenhaus von Rheinland-Pfalz ist in Hachenburg und feierte in diesem Jahr das 20jährige Bestehen. Angesichts der schwierigen Thematik und der gesellschaftlichen Betrachtung, stellt sich die Frage: Ist es wirklich ein Grund zu feiern? Frauenhäuser sind eine Zufluchtsstätte für Frauen und deren Kinder, die Gewalt im häuslichen Umfeld ausgesetzt waren, oft in Paarbeziehungen und Familien. „Ja, es ist ein Grund zu feiern“, so die Besucherinnen Katrin Donath, Kreisvorstand der Grünen Altenkirchen und ihre Kollegin aus dem Westerwälder- Kreisverband Dr. Annelie Scharfenstein, „der Grund ist allein schon in der Tatsache begründet, dass es überhaupt seit zwei Jahrzehnten dieses Frauenhaus gibt. Die kompetenten und engagierten Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Opfer mit in den meisten Fällen erschreckenden und langanhaltenden Folgen von Gewalterfahrungen.“
„Gerade im ländlichen Raum ist es für die betroffenen Frauen besonders schwer und mit großen Versagens- und Schamgefühlen verbunden, sich der häuslichen Gewalt zu entziehen. Auch eine räumliche Trennung von den Tätern stellt für die Frauen oft mehr als ein unüberwindbares Hindernis dar. Der Gedanke alles aufzugeben zu müssen und der Weg in eine unsichere Zukunft lässt die Opfer oft zögern sich die angebotene Hilfe zu holen“, so Anna Neuhof, grüne Abgeordnete im Landtag.
Die Besuchergruppe resümierte: „Von Gewalt sind Frauen jeden Alters, sozialen Schicht, Bildungsstand, Einkommen, Nationalität und ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit betroffen. Gewalterfahrungen sind in der ländlichen Region leider nicht seltener als in den Städten. Wir müssen das Thema „ Gewalt in engen sozialen Beziehung“ in die Öffentlichkeit tragen“.
Genau dies wurde auch von der Mitarbeiterin des Frauenhauses, Dagmar Kaufmann, bestätigt. Kaufmann weiter: „Zuerst sei es wichtig, den Frauen und ihren Kindern Zeit zum Ankommen zu geben. Vor der später folgenden Hilfe für Ihr weiteres Leben wollen wir Ihnen Ruhe und Sicherheit bieten. Die Betroffenen kommen oft unter sehr dramatischen Umständen zu uns. Mit Verletzungen an Körper und Seele, nach jahrelangen Demütigungen, Schlägen und sexuellen Übergriffen. Besonders schlimm sei es, wenn die Kinder nicht nur Zeugen sondern gar selbst Opfer der Gewalt durch Familienmitglieder geworden sind“.
Vier bis fünf Frauen können gemeinsam mit ihren Kindern Aufnahme in der Einrichtung finden. Die Arbeit der Mitarbeiterinnen des Frauenhauses beinhaltet auch die Lösung aller alltäglichen Probleme und Aufgaben mit und für die Frauen. Die Regelung finanzieller Fragen, die Sicherung von Kindergeld, die Wohnungssuche, der Besuch von Kita oder Schule für die Kinder muss geregelt werden. Medizinische Versorgung und psychotherapeutische Hilfe ist sehr oft von Nöten. Das Vermitteln von rechtlicher Beratung oder gar anwaltlicher Unterstützung gehören ebenso zur Arbeit der Frauenhausmitarbeiterinnen wie die persönliche Betreuung der Opfer während des Strafprozesses gegen den Täter. Für ausländische Frauen ist zu Anfang die Unterstützung durch eine Dolmetscherin wichtig, danach wird die Teilnahme am Sprachunterricht organisiert. Die Bewohnerinnen bleiben meist drei Monate in der Einrichtung, längere Aufenthalte sind aber auch nicht ungewöhnlich.
„Die Zusammenarbeit mit der Polizei vor Ort ist hervorragend“, so die Mitarbeiterin. „Die Sicherheit der Frauen hat oberste Priorität“. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir aus diesem Grund Frauen an andere Frauenhäuser vermitteln oder auch aus anderen Häusern aufnehmen. Besonders, wenn die Täter die Frauen ausfindig machen, besteht oft für diese Gefahr“. Das Frauenhaus in Hachenburg finanziert sich durch Zuschüsse des Westerwaldkreises, des Landes und durch Spenden. So waren auch die Besucherinnen nicht ohne eine Spende gekommen. Als Dankeschön durfte jede von ihnen eine Kerze mit ihrem Namen beschriften, die ihren Platz am „Baum gegen Gewalt“, aufgestellt am Eingang zum Hachenburger Weihnachtsmarkt, finden wird.
Jede Spende zählt: Spendenkonto Frauenhaus Westerwald: Frauen für Frauen e.V., Konto-Nr.: 50 782 808, BLZ: 573 918 00 Westerwald Bank eG. Spendenbescheinigung können ausgestellt werden.