Chor Divertimento singt am Sonntag in Dortmund

Viel Leben gibt es in der „Henry-Hütte“ im Seelbacher Ortsteil Bettgenhausen: das Vereinsheim des „Wiedbachtaler Hobbyclubs“ beherbergt nicht nur die Fußballbegeisterten aus der Seelbacher Umgebung; auch die rege Schießsportabteilung des Hobbyclubs ist dort zuhause. Aber nicht nur für sportliche Zwecke ist die „Hütte“ ein angenehmer und gern besuchter Ort. An den meisten Wochenenden wird die Hütte, die im Jahr 2000 nach einem Brand völlig neu aufgebaut und erweitert wurde, für private Feierlichkeiten genutzt und auch die Ortsgemeinde ist mit allen Sitzungen und Veranstaltungen hier zu Gast. Sowohl die Skat-Abende als auch der neu eingerichtete „Bürgertreff“ finden hier statt. Stolz auf ein besonders erfolgreich knospendes „Blümchen“ ist Wilfried Holzapfel, seit über 30 Jahren Vorsitzender des Hobbyclubs, Miterbauer, guter Geist, und durch seinen Spitznamen „Sir Henry“ auch Namensgeber der Henry-Hütte. Seit dem Jahr 2002 ist der Chor „Divertimento“ ständiger Besucher mit seinen wöchentlichen Proben am Donnerstagabend.
Der gemischte Chor mit seinen derzeit 26 Sängerinnen und Sängern fühlt sich hier wie zu Hause und genießt die angenehme Atmosphäre und den guten Klang in der Hütte. Ortsbürgermeister Ulrich Sohnius und seine Frau Katharina sind Mitglieder im Chor und haben die Hütte vorgeschlagen, als bei Gründung ein Probenort gesucht wurde. Viele andere Chormitglieder nehmen jedoch lange Fahrten in Kauf: Der Einzugsbereich erstreckt sich von Melsbach bis nach Siegen, und von Windeck bis nach Daufenbach. Musikalisch orientiert sich der Chor heute in die Stilrichtungen Pop, Rock, Jazz und Gospel, unternahm aber in der ersten Zeit seines Bestehens auch Ausflüge in die Chormusik der Renaissance, der Klassik und der Romantik. In zahlreichen Workshops und Fortbildungen bilden sich die Chormitglieder weiter. Die wöchentlichen Probenabende, ein Probenwochenende, ein Probentag jährlich, und mehrere Sonderproben vor Auftritten und Konzerten, sowie regelmäßige Übungen zuhause fordern einen hohen Zeitaufwand und ein großes Maß von Engagement von den Mitgliedern.
Es wird viel Wert auf eine zeitgemäße und moderne Darbietung gelegt: auswendig singen, abgestimmte Kleidung, textbezogener Ausdruck, Kontakt zum Publikum, Körperhaltung, Aufstellung, Choreografie: all das trägt zum außergewöhnlichen Erscheinungsbild des Chores bei.
Dass die Chormitglieder diese harte Arbeit auf sich nehmen liegt zum großen Teil an der enthusiastischen und mitreißenden Art der Chorleitung. Sylvia und Michael Sauerwald aus Bruchertseifen legen ihr ganzes Herzblut in die Arbeit mit dem Chor. Dabei sind sie nicht, wie auch die Chormitglieder, hauptberuflich mit Musik beschäftigt, sondern gehen ganz normalen Berufen nach. Sie glauben, dass ein Teil der großen Freude an dieser Chorsache verlorenginge, müssten sie von der Musik leben. Im Jahr 2007 nahm der Chor zum ersten Mal an einem Wettbewerb teil: beim ersten Leistungssingen der Pop-, Gospel- und Jazzchöre des Chorverbandes Rheinland-Pfalz in Saulheim/Pfalz belegte er prompt den ersten Platz. Seitdem folgten weitere Erfolge: beim Chorfest des Deutschen Chorverbandes 2008 in Bremen und beim Sing& Swing-Festival International 2009 in Köln. Eine Riesenüberraschung erlebte der Chor jedoch in der ersten Dezemberwoche des letzten Jahres: die Nachricht über die Zulassung zum Deutschen Chorwettbewerb im Mai 2010 in Dortmund löste bei den Chormitgliedern und den Dirigenten Sylvia und Michael Sauerwald große Freude aus. Nach der Teilnahme am Landeschorwettbewerb im September vergangenen Jahres in Bingen sah es erstmal nicht danach aus. Die Bewertung 21 Punkte und „mit sehr gutem Erfolg teilgenommen“ reichte nicht für die direkte Nominierung, jedoch wurde eine sog. “ Option“ ausgesprochen. „Vocalis“ aus Wolfsheim wurde noch einen Punkt besser bewertet und bekam die direkte Fahrkarte nach Dortmund. Da in einigen Bundesländern aber kein Chor die Qualifikation, mindestens 21 Punkte, erreichte, wurde der Chor Divertimento dann aus dem Kreis der Options-Chöre ausgewählt, in Dortmund mit dabei zu sein. Dieses Event verspricht ein Riesenerlebnis für das Ensemble zu werden. Immerhin 132 Chöre mit über 4.000 Sängerinnen und Sängern treten in 15 Kategorien an. Die Kategorie „G1: Jazz vocal etc. a capella“ ist mit 15 Teilnehmern aus 13 Bundesländern besetzt, darunter renommierte Namen, die mit vielen Profimusikern besetzt sind: „Bonner Jazzchor“ aus NRW, „Vocalive Griesheim“ aus Hessen, „Vocalis“ aus der Pfalz, „Jazzchor Würzburg“ aus Bayern, „Fabulous Fridays“ aus Berlin, „Vocal Express“ aus Hamburg oder „Jazzica“ aus Schleswig- Holstein. In dieser obersten nationalen Chor-Liga mischt der Chor nun auch mit und freut sich auf die Begegnung mit den besten Chören aus allen Bundesländern. Obwohl es bei der starken Konkurrenz sicher nicht für einen der vorderen Plätze reicht zählt diesmal der olympische Gedanke. Der kleine Chor aus dem Westerwald ist stolz darauf, seine Heimat bundesweit vertreten zu dürfen!