Bundesnetzwerk der Interessenvertretungen in der Kinder- und Jugendhilfe

MAINZ – Bundesnetzwerk der Interessenvertretungen in der Kinder- und Jugendhilfe (BUNDI) Positionspapier

Wir brauchen eine Politik, die sich was traut! Es braucht auch in Coronazeiten endlich eine jugendgerechte Politik! Das Bundesnetzwerk der Interessenvertretungen junger Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe (BUNDI) fordert dazu auf, die Rechte von jungen Menschen in der Corona Pandemie zu achten und umzusetzen.

Solidarität ist keine Einbahnstraße – lasst euch impfen!

Wir Kinder und Jugendliche müssen seit Beginn der Pandemie auf vieles verzichten, was unser Leben ausmacht und zur Entwicklung von jungen Menschen dazu gehört. Wir durften keine Freundinnen mehr treffen, nicht mehr in Sportvereinen aktiv sein oder andere Freizeiteinrichtungen besuchen und auch die Schule wurde zu gemacht. Das haben wir alles mitgemacht, da die Kontaktbeschränkung das einzige Mittel war, um die Ausbreitung des Corona Virus einzudämmen und somit vor allem ältere Menschen zu schützen. Wir Kinder und Jugendlichen wurden aber in den Maßnahmen vergessen und nur nach öffentlichen Protesten etwas berücksichtigt. Der Druck, der auf uns ausgeübt wurde, war und ist sehr groß. Wir sind viele Opfer eingegangen, doch statt das zu würdigen, wurden wir zu Unrecht als unsolidarisch und partyversessen diskriminiert.

Wir Kinder und Jugendliche waren solidarisch mit den Erwachsenen und Seniorinnen, doch die Erwachsenen sind es nicht wirklich mit uns jungen Menschen. Die Pandemie kann, so die Expert*innen, durch Impfungen eingedämmt werden und damit auch die Kontaktbegrenzungen und Maßnahmen, die uns junge Menschen stark treffen. Dass es noch immer viele Ungeimpfte gibt, ist auch unsolidarisch uns Kindern und Jugendlichen gegenüber!

Wir fordern:

Die Politik muss entscheidungsfreudiger werden, einheitliche Coronaregeln verabschieden und auch umsetzen. Nehmt Druck von uns und diskriminiert uns nicht pauschal als partyversessene Jugend. Erkennt unsere Solidarität den Älteren gegenüber und die Opfer, die wir erbracht haben, um Corona zu begrenzen, endlich an. Die Politiker und die Öffentlichkeit haben uns junge Menschen in der Pandemie vergessen und uns zu viel zugemutet.

In der öffentlichen Debatte waren wir junge Menschen gerade zu Beginn der Pandemie gar nicht präsent. Niemand hat in den Nachrichten und Talkshows über uns und Corona gesprochen auch nicht Politikerinnen. Das hat sich auch in der Politik und den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie widergespiegelt. Junge Menschen waren von den beschlossenen Maßnahmen besonders betroffen, sogar unser Recht auf Bildung wurde massiv eingeschränkt. Kinder und Jugendliche, die in Wohngruppen leben, waren noch einmal stärker betroffen. Nicht nur die Schule, Vereine und öffentliche Plätze wurden zeitweise geschlossen, sondern auch in den Wohngruppen wurden Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung getroffen. Die Auswirkungen auf unser gesamtes Leben waren sehr groß, beteiligt wurden wir junge Menschen aber nicht.

Die Pandemie hat nicht nur offengelegt, dass wir Kinder und Jugendliche zur Lösungsfindung in Krisensituationen zu Unrecht nicht einbezogen wurden, sondern auch, dass es viele Baustellen in der Kinder- und Jugendhilfe gibt.

Wir fordern:

Unser Recht auf Bildung muss auch in Krisensituationen, wie die Pandemie sie offen zutage gelegt hat, gewahrt bleiben. Es geht um unsere Zukunft. Personalmangel darf nicht zu Gruppenschließungen in stationären Wohneinrichtungen führen. Aktionsprogramme zur Linderung von Coronafolgen müssen auch auf die Belange stationärer Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe eingehen. Partizipation und Beteiligung sind zentral – besonders in Krisenzeiten!

Kinder und Jugendliche haben Grundrechte, die durch die Kinder- und Jugendhilfe gefördert und verwirklicht werden müssen. In Krisenzeiten dürfen diese Grundrechte nicht einfach eingeschränkt werden, sondern gerade dann ist es wichtig, Partizipation zu ermöglichen.

Mit dem Beginn der Pandemie wurden auch die Treffen der Selbstvertretungen in Wohngruppen eingeschränkt bis hin zur Einstellung der Treffen. Es fehlte an einer motivierenden Unterstützung durch die Fachkräfte – etwa im Hinblick auf die Teilnahme an Treffen der Selbstvertretung –, das notwendige technische Equipment stand auch nicht zur Verfügung.  Es muss ein öffentlich einsehbarer Plan in der Kinder- und Jugendhilfe vorliegen, wie junge Menschen in Wohngruppen und Einrichtungen in unterschiedlichen Gremien angehört und wie sie beteiligt werden.

Für die Partizipation und Beteiligung der jungen Menschen ist Aufklärung von besonderer Bedeutung. Die Politik hat ihre Informationspolitik ausschließlich auf die Erwachsenen ausgerichtet und uns junge Menschen auch hier „vergessen“.

Die Kinder- und Jugendhilfe wurde in die Einwicklung der Maßnahmen nicht wahrnehmbar einbezogen. So gab es keine Vertreter*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe in der Expert*innenrunde der Bundesregierung. Die Politik hat überdies, wie auch viele Einrichtungen, über die jungen Menschen entschieden und hat sie nicht einbezogen. Kinder und Jugendliche haben auch eine Sichtweise und Erfahrungen, die sie gerne in die Maßnahmenfindung eingebracht hätten.

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