
KOBLENZ – Kuh-Fitting – Waschen, schneiden, legen: So werden Kühe gestylt –
Kuh – Fitting, so heißt das Geschäft der beiden Eifeler Jungbauern die zufällig beide „Jürgen“ vorne auf ihren roten Jacken stehen haben. Hinten steht Schersportgruppe drauf. Vorne am Gitter ist Cäsar der Jungbulle. Noch ist er recht friedlich. In einem halben Jahr auf der Weide, da würde so manche Frau die Flucht ergreifen.

Auf einem Tisch liegen einige allbekannte Gerätschaften mit Batteriebetrieb. Kämme, Bürsten, Gel und Haarspray. Sozusagen, die Ausrüstung eines Hairstylisten. Jürgen Kraemer vom Kapellenhof in Manderscheid, einem auf der grünen Woche in Berlin prämierten Familien Betrieb mit Milchvieh und Gästebetten, erzählt wie und warum er sich dieses exotisch anmutende Handwerk angeeignet hat.

Gute Milchkühe erzielen auf Viehauktionen bisweilen stolze Preise. So wechselte unlängst auf einer Schau ein Rind für den deutschen Rekordbetrag von 50.000 Euro den Besitzer. Neben Abstammung und Milchleistung bestimmt vor allem das Urteil von Juroren den Wert eines Tieres. Deshalb engagieren besonders ehrgeizige Landwirte inzwischen so genannte „Kuhfitter“. Die persönlichen Vorlieben der Richter spielen bei der Bewertung zwar eine Rolle, weiß Jürgen Kraemer, aber bestimmte Kriterien haben allgemeine Gültigkeit. „Mit 40 Prozent wird das Euter bei der Einstufung am höchsten gewichtet“, erzählt der Jungbauer aus der Eifel. In einem Punktesystem schlagen die Beine mit 25 Prozent, der Körper- und Knochenbau mit 20 Prozent und der Milchtyp mit 15 Prozent zu Buche.

An diesen Beinen von Bulle Caesar schnippelt er herum. Caesar scheint froh zu sein das lästige verklebte Fell los zu werden, denn er ist ganz brav. Vor einer Zuchtschau werden die Kühe dreimal in der Zeit von 14 Tagen gewaschen, dann eine Woche vor dem Event, kurz geschoren, damit das Fell ein wenig nachwachsen kann. Glanzmittel und Weichspüler wird wie bei der Damenfrisur verwendet. Am Tag der Prämierung kommt die Kür mit Fön und Haarspray.

Irgendwie sehen sich die Haare von Jürgen und Caesar recht ähnlich. Aber wahrscheinlich kommt das dem Betrachter nur so vor, denn Jürgen ist dunkelblond und Cäsar schwarzbunt. Sogar Haarbüschel in verschiedenen Farbtönungen liegen auf dem Arbeitstisch. Cäsar braucht die heute nicht, sein Schweif ist top. Aber manches Rindvieh bleibt beim Fliegenvertreiben schon mal im Stacheldraht hängen oder wird von Artgenossen auf den Schwanz getreten. In diesem Sonderfall bekommt es eine Ersatzfrisur angeklebt. Wie in der Damenwelt, die Haarverlängerung beim Haardesigner. Eine interessante Dokumentation auf der BUGA 2011 in Koblenz, die eine Menge interessierte Besucher angelockte. (mabe)