BRD – Trotz Legalisierung: Kaum Fortschritte bei der Nutzung von Cannabis-Therapien in Deutschland

BRD – Trotz Legalisierung: Kaum Fortschritte bei der Nutzung von Cannabis-Therapien in Deutschland – Die Versandapotheke mycare.de untersucht, in welchen Städten Allgemeinmedizinern seit der Legalisierung offen gegenüber Cannabis-Therapien sind – Nur 23 von 400 angefragten Hausarztpraxen in Deutschland zeigen sich bereit, eine Cannabis-Therapie anzubieten, 147 lehnten die Anfrage ab – Mangelnde Expertise und strenge Krankenkassenauflagen erschweren Cannabis-Therapie

Laut einer Umfrage, die beim DEGAM-Kongress vorgestellt wurde, sprachen vor der Einführung des Konsumcannabisgesetzes (KCanG) nur sieben Prozent der Cannabiskonsumierenden mit ihren Hausärzten über ihren Konsum. Diese Zurückhaltung spiegelt sich auch in der aktuellen Untersuchung der Versandapotheke mycare.de (www.mycare.de) wider, bei der nur 23 von 400 befragten Allgemeinmedizinern bereit sind, eine Cannabis-Therapie anzubieten. Die Mehrheit der Praxen reagierte entweder gar nicht oder lehnte die Anfrage ab. In der Anfrage zur Cannabis-Behandlung wurde ein fiktiver Fall angegeben, in dem eine Patientin unter Schlafstörungen leidet.
Ernüchternde Entwicklung im Bereich der Cannabis-Therapie

Von den 400 Anfragen wurden 23 positiv beantwortet – gerade einmal sechs Prozent. Mit 230 fehlenden Rückmeldungen gaben mehr als 50 Prozent der kontaktierten Allgemeinmedizinern keine Auskunft, ob eine Cannabis-Therapie in ihren Praxen möglich sei. 147 verneinten die Möglichkeit einer Cannabis-Therapie direkt. Die Städte Dresden, Frankfurt, Duisburg, Berlin und Münster führen mit zehn bis elf Absagen das Negativ-Ranking an. Die besten Chancen, wenigstens ein Beratungsgespräch für eine Therapie zu erhalten, bestehen aktuell in Köln und Düsseldorf. In beiden Städten haben sich jeweils drei Praxen offen gegenüber der neuen Therapiemethode gezeigt.
Beratung möglich – aber nicht bei Schlafstörungen

Trotz der positiven Rückmeldungen von 23 Medizinern, die sich grundsätzlich offen für eine Cannabis-Therapie zeigten, wurde die Behandlung von Schlafstörungen in vielen Fällen aufgrund der geltenden Indikationskriterien ausgeschlossen. Es wurde darauf verwiesen, dass eine Cannabis-Therapie aktuell vorwiegend bei chronischen Schmerzen und schwerwiegenden neurologischen Erkrankungen infrage käme. Das stimmt so nicht: Auch bei Schlafstörungen kann medizinisches Cannabis verschrieben werden.
Hürden und Unsicherheiten im Umgang mit Cannabis

„Obwohl medizinisches Cannabis bereits seit 2017 erlaubt ist und die Verschreibung mit der Legalisierung vereinfacht wurde, zeigt sich nach wie vor eine gewisse Zurückhaltung bei der Verschreibung von Cannabis durch Mediziner. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte die uneinheitliche Studienlage sein. Während für bestimmte Indikationen, wie chronische Schmerzen, Spastiken bei Multipler Sklerose, therapieresistente Epilepsie oder Übelkeit infolge einer Chemotherapie, solide wissenschaftliche Belege für die Behandlung mit medizinischem Cannabis vorliegen, fehlt es bei anderen Anwendungsgebieten, wie etwa Angst- oder Schlafstörungen, noch an klaren Forschungsergebnissen”, erläutert Martin Schulze, Apotheker und Leiter der pharmazeutischen Kundenbetreuung bei mycare.de.

„Außerdem bleibt die Verschreibung von Cannabisblüten trotz der Legalisierung stark reglementiert und mit erheblichem Dokumentationsaufwand verbunden. Erstverordnungen bei gesetzlich versicherten Patienten müssen seit kurzem zwar nicht mehr genehmigt werden – trotzdem haben Krankenkassen nach wie vor die Möglichkeit, eine Begründung für eine Cannabis-Therapie bei den Ärzten anzufordern und diese dann abzulehnen. Dementsprechend bleibt abzuwarten, ob diese Änderung tatsächlich für mehr Verschreibungen sorgt und auch die Krankenkassen jetzt offener für eine Cannabis-Therapie werden oder ob die bisherige Zurückhaltung weiter bestehen bleibt. Hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Kostenübernahme, da häufig vorausgesetzt wird, dass zuvor mehrere herkömmliche Behandlungsmethoden ohne Erfolg angewendet wurden. Dies könnte erklären, warum Telemedizinanbieter seit der Legalisierung verstärkten Zulauf erfahren: Hier erhalten Patienten ihr Cannabis direkt  per Privatrezept, wodurch sie die Kosten selbst tragen – der Prozess ist in der Regel sehr einfach und bequem für die Patienten und es bestehen viel weniger Unklarheiten, was die erfolgreiche Verschreibung angeht “ (Pia Senkel)
Alle Untersuchungsergebnisse finden Sie auf dieser Landingpage:
https://www.mycare.de/presse-und-media/pressemitteilungen/20241915-medizinisches-cannabis-aerzte

 

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