Bawo Reinhardt in Koblenz verstorben

- 001 BK 13.02.18 - 9083 KO - Bawo ReinhardtKOBLENZ – Bawo Reinhardt am 5. Februar in Koblenz verstorben – X 13.02.18 - BK 13.02.18 - 9126 KO - Bawo ReinhardtFernsehen und Rundfunk haben anlässlich des unerwarteten Tod von Bawo Reinhardt einen Nachruf gesendet. Ein großartiger Vermittler zwischen den Kulturen und ein bekannter Musiker hat eine Lücke gerissen, die viele Menschen traurig stimmt. Bawo, in seinem Pass stand Heinrich Reinhardt, wurde im Kriegsjahr 1941 in Koblenz als jüngstes Kind einer großen Sinti Familie geboren. Mit seinen Eltern wurde ins Lager Auschwitz deportiert, kam aber, anders als viele seiner Familienmitglieder wieder zurück ins zerbombte Koblenz. Im Fort Asterstein, unter armseligen Verhältnissen, verbrachte er die ersten Nachkriegsjahre. Recht jung gründete er eine eigene Familie und zog mit einem Wohnwagen durch die Lande. Acht Kinder kamen in den sechziger und siebziger Jahren auf seinen Reisen auf die Welt. Sein Sohn Lulo, der wohl das bekannteste Mitglied der Familie ist, weiß noch aus dieser, für Kinder unbeschwerten Zeit, zu erzählen. Später wurde die Familie sesshaft und Bawo machte als Musiker bei verschiedenen Formationen und als Gastwirt Karriere. Als seine ältesten Kinder schon eigene Wege gingen, trennte er sich nach 40 Jahren von der Mutter seiner drei Söhne und fünf Töchter und gründete noch mal eine neue Familie, aus der sein jüngster Sohn Manolo entstammt. Die letzten Jahre lebte er als alleinerziehender Vater in Koblenz Metternich. Irgendwie vermisste er aber dort am anderen Ende von Koblenz, seine Familie. Ein paar Sommer verbrachte er in seinem Wohnwagen am Rand des Sportplatzes auf dem unteren Asterstein, wo auch das alljährliche Sinti und Roma Festival stattfindet. Erst letztes Frühjahr zog er mit seinem Jüngsten zurück nach Asterstein. Dort gab er Unterricht in Romanes, der Sprache der Sinti, und trieb einige Sozialprojekte voran. Seine  inzwischen siebzig Jahre sah man ihm überhaupt nicht an und er war voller Tatendrang. Er hatte neue Projekte, viele Ideen und half bei der Lösung von Problemen, wo er konnte. Konzerte mit seinen beiden Söhnen Lulo und Manolo konnte er realisieren und sich über die erfolgreiche Premiere des  Dokumentarfilms Newo Ziro freuen, in dem er mit seinem Sohn Lulo, seiner Enkelin Sibel und seinem Neffen Sascha Reinhardt, Hauptdarsteller war. Die Diagnose Krebs im letzten Sommer bremste ihn aus. Nach wenigen Monaten hatte er den Kampf verloren. Viele Koblenzer, Freunde und seine inzwischen über 50 Kinder, Enkel und Urenkel werden ihn vermissen. Die von ihm gegründeten Projekte werden weiterleben. Seine Idee vom Miteinander statt gegeneinander und die Musik, die die Kulturen verbindet, wird in seinen Söhnen Lulo und Manolo weiterleben. Seine Tochter Tschei ist schon seit langem in seine Fußstapfen getreten. Sie unterrichtet an der Astersteiner Schule die Sprache der Sinti. Für viele unvergesslich wird der Sound der I Gitanos bleiben. Eine Band mit Sohn Lulo und Neffe Bawo Diege, die es jetzt nach Bawo Reinhardts Tod, nie mehr geben wird. (mabe) Fotos: Becker

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