Arbeitsgruppe „Mobilität im ländlichen Raum“ informiert sich

BINDWEIDE – Arbeitsgruppe „Mobilität im ländlichen Raum“ informiert sich Was sind die Aufgaben des ÖPNV im Kreis Altenkirchen? Was leistet ÖPNV? Wo liegen Herausforderungen und Probleme? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die Arbeitsgruppe Mobilität im ländlichen Raum der CDU Kreis Altenkirchen in einem Gespräch mit Oliver Schrei, Geschäftsführer der Westerwaldbahn GmbH und Tobias Gerhardus, erstem Beigeordneten des Kreis Altenkirchen am Standort Bindweide der Westerwaldbus.

Hauptaufgabe der Westerwaldbus, einer 100prozentigen Tochtergesellschaft der Westerwaldbahn des Kreises Altenkirchen GmbH, ist die Gewährleistung der Schülerbeförderung. Fast 8.000 Schüler müssen täglich zu den Schulstandorten transportiert werden. Dafür wurden drei Linienbündel definiert, über die außerhalb der Schülertransportzeiten auch der ÖPNV abgedeckt wird. Mittlerweile ist hier eine sehr gute Taktung vorhanden, so dass es ein sehr gutes Angebot gibt. Das zeigt sich auch in der steigenden Nachfrage: die Fahrtgastzahlen (ausgenommen die Schülerbeförderung) haben 2022 zum Vergleichsjahr 2019 einen Zuwachs von circa 10 Prozent zu verzeichnen. Das Angebot wird zusätzlich noch erweitert durch z.B. AnrufLinienFahrten oder Nachtbusse. Der genaue Fahrplan wird durch den Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) in Zusammenarbeit mit dem Aufgabenträger Kreis Altenkirchen vorgegeben, ebenso wie die Größe und Qualität der Busse. Über 100 Mitarbeiter und über 80 Busse sind dafür im Einsatz.

Die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Mobilität im ländlichen Raum, Dr. Kristianna Becker, sprach die Kritik an, dass häufig auf den ersten Blick fast ‚leere‘ Busse im Linienverkehr verkehren. Ein oft vorgebrachter Vorschlag ist hier, kleinere Busse zu verwenden. Aber: im Linienbetrieb werden genau die Busse eingesetzt, die auch für die Schülerbeförderung verwendet werden. Der Einsatz kleinerer Busse würde bedeuten, dass diese zusätzlich angeschafft werden müssten, was wirtschaftlich keinen Sinn macht. Viele angebliche Leerfahrten beinhalten auch Fahrten von bzw. zu den Busdepots oder zu Ruheplätzen für die Fahrer. Allgemein werden Meldungen über diese Leerfahrten von der Westerwaldbus in den Überlegungen bei der halbjährlichen Anpassung der Fahrpläne mitberücksichtigt. Weiterhin fließen auch Anregungen der Nutzer der Westerwaldbus ein, um das Angebot kontinuierlich zu verbessern. Hier liegt der Vorteil eines kreiseigenen Unternehmens, da durch regelmäßige Fahrplananpassungen die wirtschaftliche Nutzung optimiert werden kann.

Angesprochen wurde auch die Thematik, inwieweit nicht auch Industriestandorte oder Firmen besser in den Linienverkehr eingebunden werden können, so dass die Nutzung des ÖPNV insbesondere auch im Hinblick auf das Deutschlandticket eine attraktive Alternative für Arbeitgeber sein könnte. Hier gibt es bereits Gespräche mit interessierten Arbeitgebern und der Westerwaldbus.

Diskutiert wurde ebenfalls über die Fahrpreise. Insbesondere die Preise für Einzelfahrten erscheinen teuer und lassen dann doch eher zum eigenen PKW greifen. Hier sind politische Lösungen gefragt, um den ÖPNV auch in dieser Hinsicht als Alternative zum PKW attraktiver zu machen. Ein Baustein ist hier sicher das Deutschlandticket, welches aber nur bestimmte Personengruppen anspricht. In dem Zusammenhang wies Herr Gerhardus auf die Notwendigkeit hin, dass Deutschlandticket direkt bei der Westerwaldbus zu kaufen. Nur so ist gewährleistet, dass die Einnahmen und damit verbundene Zuschüsse direkt dem VRM und damit auch der Westerwaldbus zugeordnet werden können.

Die Westerwaldbus steht in den kommenden Jahren vor einigen Herausforderungen. Ein Problem sind die außergewöhnlichen Kostensteigerungen, die z.B. im Bereich Lohnkosten oder Dieseltreibstoff entstanden sind. Wie können diese ausgeglichen werden? Die Finanzierungszusagen des Bundes für das Deutschlandticket gelten nur bis 2025. Bisher ist nicht klar, wer das Ticket danach finanziert. Der Klimaschutz verlangt eine Verkehrswende. Dies bedeutet insbesondere technische (E-Busse) und organisatorische (Lademöglichkeiten) Herausforderungen, welche wiederum auch mit finanziellen Belastungen verbunden sind. Darüber hinaus bleibt auch die Westerwaldbus vom Fachkräftemangel nicht verschont. Es ist zunehmend schwierig, Busfahrer, Werkstattmitarbeiter aber auch Verwaltungsmitarbeiter zu bekommen.

Den ÖPNV als wichtigen Bestandteil der Mobilität im ländlichen Raum gilt es bei diesen Herausforderungen zu unterstützen und zu stärken. Aber auch weitere Alternativen zur Mobilität im öffentlichen Raum werden in der Arbeitsgruppe Mobilität im ländlichen Raum diskutiert, damit zukünftig das Leben in ländlichen Gebieten auch für eine älter werdende Bevölkerung gestaltbar bleibt.

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