Arbeitsgemeinschaft organisierte Symposium zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum in Neuwied“

NEUWIED – Arbeitsgemeinschaft organisierte Symposium zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum in Neuwied“ – Mit Ausstellung und Diskussion in der Neuwieder Sparkasse, Online-Foren und Live-Veranstaltung wurden Bürger und Bürgerinnen informiert

Sowohl eine informative Ausstellung (derzeit noch zu sehen) zum Thema „Mehr bezahlbarer Wohnraum in RLP“ im Neuwieder Sparkassengebäude als auch ein interessantes Fachgespräch ließen die derzeit besonders aktuelle Thematik konkret werden. Zudem waren zwei interessante Online-Foren von einer Aktionsgruppe vorbereitet worden, die weitere unterstützende Infos für Vermieter, Investoren und Hausbauer, aber besonders für die „gebeutelten“ Mieter enthielten und der Frage nachgingen, auf welche Weise bezahlbarer Wohnraum realisiert werden kann. Zu Beginn der Diskussionsrunde in der Sparkasse, hatte Dr. Hermann-Josef Richard die Teilnehmer-innen begrüßt und betont, dass die Thematik zweifellos sicher auch viele Bankkunden interessieren wird. Anwesend waren Repräsentanten der Ratsfraktionen, die durchaus den Ernst der Situation erkennen und innerhalb der Stadt nach entsprechenden Lösungen suchen; der Beigeordnete Ralf Seemann sowie Abgesandte des DGB, des Sozialverbandes VdK, des Mieterbundes und des Vereins „Gemeinschaftlich Wohnen“ mit Hildegard Luttenberger. Die Ausstellung in der Sparkasse hatte die Friedrich-Ebert-Stiftung thematisch in Wort und Bild vorzüglich konzipiert.

Die Diskussionsleiterin Edith Sauerbier, die den DGB vertrat, machte deutlich, dass die Gewerkschaften die Erhöhung des Wohngeldes für denkbar halten, ihres Erachtens jedoch die Objektförderung von entsprechend neuem Wohnraum effektiver wäre, um die steigenden Mietkosten tragen zu können. „Wenn diese teilweise schon weit mehr als 30 Prozent des Einkommens betragen, dann wird es Zeit zum Handeln“, betonten die Sprecher der Ratsfraktionen und der Verbände. Edith Sauerbier übergab das Wort gleich zu Beginn des gemeinsamen Gespräches an Hildegard Luttenberger, die Vorsitzende von „Gemeinschaftlich Wohnen“, weiter, die etliche Kernaussagen zum Thema machte, die in der gemeinsamen Diskussion immer wieder eine Rolle spielten. Dabei ging es u.a. um die Definition der diversen Förderstufen für die „Häuserbauer“, die vom Land festgelegt werden, wobei natürlich die entstehenden Kosten der Investoren auch für die Mietenfestlegung eine wesentliche Rolle spielen. Die Themen Zweckentfremdung von Wohnraum, Belegungsrechte und mögliche kommunale „Stellschrauben“, fanden in der weiteren Diskussion Beachtung, wobei Luttenberger deutlich machte, dass solche unbedingt zugunsten der Mieter konkretisiert werden müssten.

Im weiteren Gesprächsverlauf konnte auch die Thematik Zweckentfremdung von Wohnungen bzw. der Erwerb von Belegungsrechten konkretisiert werden. „Grundsätzlich bedarf es eines politischen Wollens das WOHNEN und die damit verbundenen Kosten (schließlich kommen ja noch die Energiekosten dazu) ganz vorne in der politischen Diskussion anzusiedeln“, gab Hildegard Luttenberger zu bedenken. Sie war es schließlich, die mit der Gründung des Vereins „Gemeinschaftlich Wohnen“ nicht nur ein soziales, sondern auch ein finanziell tragbares Mieterprojekt in Neuwied (gemeinsam mit der GSG) ins Leben gerufen zu haben.

Zudem gab die initiativfreudige Neuwieder Bürgerin wie auch die Repräsentanten der Ratsfraktionen, des Mieterbundes (Dietrich Rühle), der diversen Verbände sowie der Beigeordnete Ralf Seemann zu bedenken, dass längst nicht alle Maßnahmen, die sinnvoll und notwendig sind, auch realisiert werden können, da vielfach immer wieder langandauernde öffentliche Diskussionen bzw. rechtliche und verwaltungsmäßige Hemmnisse eine rasche Veränderung hinsichtlich der Reglementierung von weitergehenden Mietbelastungen verhindern.

Es war schließlich Rüdiger Hof, der gemeinsam mit Michaela Seuser als Repräsentant des VdK auftrat, einige bemerkenswerte Informationen zur Situation erläuterte: Die durchschnittliche Miete, inkl. Nebenkosten für eine 60 qm-Wohnung, liegt bei 480 € + 160 € Nebenkosten. Man kann sich dann leicht ausrechnen, wieviel zum Leben bleibt. Schließlich verweisen die VdK-Repräsentanten auf das absolute Fehlen von preisgünstigen Wohnungen. In Deutschland wird die Zahl von 450.000 fehlenden Sozialwohnungen genannt. „Immer wieder hören wir, dass es nicht möglich ist, preiswert zu bauen und so bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, Insofern fragen Seuser und Hof nach, inwieweit nicht Mietpreisbindungen möglich sind und verstärkt Sozialwohnungen geschaffen werden können? Der Beigeordnete Ralf Seemann wies darauf hin, dass die Stadt bzw. die GSG derzeit auf dem Heddesdorfer Berg weitere Wohnhäuser plant und realisiert, die möglicherweise Chancen auf ein preiswertes Wohnen ermöglichen könnten.

„Mieten und Einkommen driften immer weiter auseinander. Besonders hart trifft dies Rentner und Rentnerinnen. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung gilt ein Wohnkostenanteil von 30 Prozent der Haushalte als kritisch, ab 40 Prozent ist ein Haushalt überlastet und diese Situation ist bei älteren Menschen immer häufiger anzutreffen“, merkt der Sozialverband VdK an und fordert gerade in diesem Bereich unbedingt soziale Gerechtigkeit, in dem entweder höhere Rentenbeträge oder limitierte Mieten realisiert werden“, betonten die VdK  Sprecher bei diesem informationsreichen Gespräch in der Sparkasse. (jüg) Fotos: Jürgen Grab + Luttenberger

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