Arbeitsagentur, Landkreis, Kreissparkasse und Sparkassen-Stiftung finanzieren Leuphana-Projekt der Uni Lüneburg für den Landkreis Altenkirchen

Vorbeugen statt reparieren: Diesem vielversprechenden Ansatz folgt die Leuphana-Sommerakademie der Universität Lüneburg. Im vergangenen Sommer bot die Agentur für Arbeit das Sommercamp erstmals für Jugendliche aus dem Landkreis Neuwied an. Das Konzept hat Agenturleiterin Ulrike Mohrs auch in der Praxis überzeugt und so wird es 2012 auch ein Camp für den Landkreis Altenkirchen geben. Als Kooperationspartner für das rund 140.000 Euro teure Projekt konnte die Agenturchefin Landrat Michael Lieber, die Kreissparkasse und die Sparkassenstiftung gewinnen.
Arbeits- und Ausbildungsmarkt entspannen sich deutlich. Doch eine Garantie für einen guten Berufsstart ist das nicht, betont Ulrike Mohrs. „Nur wer einen passablen Schulabschluss vorweisen kann, hat gute Chancen, einen Ausbildungsplatz und damit den Fahrschein in eine vielversprechende berufliche Zukunft zu ergattern. Deshalb ist es für uns ein wichtiges Ziel, möglichst vielen Jugendlichen zu einem solchen Schulabschluss zu verhelfen.“ Schließlich wisse jeder, dass reparieren in der Regel sehr viel schwieriger und teurer ist als vorbeugen. Deshalb spitzte die Agenturleiterin auch die Ohren, als sie zum ersten Mal von der Leuphana-Sommerakademie hörte. Dieses vom Leiter des Instituts für Schul- und Hochschulforschung an der Leuphana-Universität Lüneburg, Professor Kurt Czerwenka, entwickelte Projekt soll Mädchen und Jungen, deren Noten zumindest Lehrern und Eltern Sorgen bereiten, zum notwendigen Schulabschluss verhelfen.
Um das zu erreichen, müssen die Jugendlichen bereit sein, die Hälfte ihrer Sommerferien zu „opfern“: Statt im Schwimmbad oder sonst wo „abzuhängen“ sollen sie nach einem anspruchsvollen Plan Mathe, Deutsch und Englisch büffeln. Dass sie dies mit wachsender Begeisterung tun, liegt am ausgeklügelten Begleitprogramm. „Jeder Mensch braucht Erfolgserlebnisse, wenn er Leistung bringen soll. Für junge Leute, die in dieser Hinsicht nicht eben verwöhnt sind, gilt das sogar in ganz besonderem Maß“, erklärt Czerwenka, der vor seiner akademischen Karriere selbst an einer Hauptschule unterrichtete. „Deshalb suchen wir in unserem Projekt gezielt nach den Stärken der Teilnehmer und fördern sie.“ Zum Beispiel in Theatergruppen oder Bands, in der Holzwerkstatt oder am PC. Dabei, schmunzelt der Psychotherapeut und Pädagoge, sei es immer wieder beeindruckend zu beobachten, welche Wandlung selbst die Jugendlichen im Laufe von drei Wochen durchmachen, die zu Beginn des Camps durch ihre kritische und bisweilen sogar ablehnende Haltung auffallen. „Wenn ein solcher junger Mann in unserem Theaterstück voller Hingabe den Romeo gibt und sich in der Folge eine ganze Shakespeare-Sammlung zulegt, dann ist das für die Betreuerinnen und Betreuer schon ein eindrucksvoller Beweis ihres Erfolgs, der manchmal sogar zu Tränen rührt.“
Neben den Schulfächern, den schönen Künsten und der Unterweisung in ganz praktischen Fertigkeiten steht aber auch die Vorbereitung auf den bevorstehenden Bewerbungsprozess auf der Tagesordnung. Schließlich ist es das große Ziel des Projekts, jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer zu einem Ausbildungsplatz zu verhelfen. Nicht zuletzt deshalb ist die Bundesagentur für Arbeit von Beginn der Sommerakademie an mit im Boot und übernimmt im Rahmen der Vertieften Berufsorientierung jeweils 49 Prozent der Kosten für ein Camp. Die restlichen 51 Prozent werden vor Ort von den jeweiligen Kooperationspartnern aufgebracht.
In Altenkirchen übernehmen Landkreis, Kreissparkasse und Sparkassenstiftung diese Rolle, wobei in der Summe 30.000 Euro von der Sparkassenstiftung, rund 34.000 Euro von der Kreissparkasse und vom Landkreis 10.000 Euro getragen werden. Landrat Michael Lieber, der gleichzeitig Vorsitzender des Kuratoriums der Sparkassenstiftung ist, ließ sich von der Begeisterung der Agenturleiterin für dieses Projekt anstecken. „Wir erkennen die große Chance, die sich damit für unsere Region eröffnet. Die Wirtschaft braucht qualifizierte junge Menschen. Politik und Verwaltung stehen mit vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen in der Pflicht dafür zu sorgen, dass möglichst alle Jugendlichen die Chance auf einen gelungenen Berufseinstieg bekommen. Ein Projekt wie die Leuphana-Sommerakademie verspricht, diesen Ansprüchen gerecht zu werden.“
Das liegt nicht zuletzt an der Nachhaltigkeit des Ansatzes. Denn die Unterstützung der jugendlichen Teilnehmer geht nach den drei Camp-Wochen weiter: Bis zum Schulabschluss werden sie betreut – egal ob sie Nachhilfe in problematischen Schulfächern brauchen oder persönliche Probleme den Abschluss gefährden. Bei all dem ist Professor Czerwenka eins besonders wichtig: „Das, was wir den Jugendlichen bieten, ist im schulischen Alltag, aber auch in vielen Familien in dieser Intensität gar nicht machbar. Dank unserer Sponsoren können wir es uns leisten, für eine gewisse Zeit optimale Lernbedingungen zu schaffen. Damit wollen wir einen wichtigen, manchmal sogar entscheidenden Impuls setzen.“ Trotzdem sei die Sommerakademie nur eine Ergänzung zu dem Umfeld, in dem die Mädchen und Jungen sich normalerweise bewegen. „Wirkungsvoll ist diese Hilfe nur, wenn alle zusammenarbeiten. Deshalb ist ein gutes Einvernehmen mit Eltern und Lehrern für unseren Erfolg außerordentlich wichtig und wir wünschen uns, das sie uns als Bereicherung und nicht als Konkurrenz betrachten.“ Nähere Informationen zur Leuphana-Sommerakademie gibt´s über das Projektbüro der Universität Lüneburg. Telefon: 04131 – 67 71 642.
Email: sommerakademie@leuphana.de. Internet: www.leuphana.de/sommerakademie .
Professor Kurt Czerwenka (1.v.l.) und Maren Voßhage-Zehnder (Mitte) vom Projektbüro der Leuphana Sommerakademie beeindruckten mit ihrem Konzept die Unterstützer des Projekts: Dr. Andreas Reingen und Markus Keggenhoff (Vorstand Kreissparkasse Altenkirchen) die Kuratoriumsmitglieder Konrad Schwan, Heijo Höfer, Kai-Uwe Henne und Horst Knautz (alle Sparkassenstiftung), Stephan Philipp (Kreissparkasse), die Leiterin der Agentur für Arbeit Neuwied Ulrike Mohrs, Heiner Kölzer und Manfred Plag (Jobcenter im Kreis Altenkirchen) und Landrat Michael Lieber.