Anna trägt Opa Gustav auf der Schulter

BREITSCHEID – Anna Jagst hat ihren Großvater immer bei sich –

Ein Erlebnis der besonderen Art kann die Begegnung mit einer jungen Frau aus Breitscheid am Wochenende bezeichnet werden. Tatoo`s sieht man überall, auf allen möglichen und auch „unmöglichen“ Körperteilen. Tatoo, das ist eine Lebenseinstellung, Geschmacksache.  Wer sich für ein Körperbild entscheidet, entscheidet sich fürs Leben damit. Im Laufe der Jahre werden diese Bildnisse auch ihr Aussehen verändern. Auf dem Gang über den Sportplatz fällt mit eine blonde Frau auf die mir den Rücken zugekehrt hat. Im Rückenausschnitt sind im rechten und linken Schulterbereich Tatoo`s zu sehen. Nichts Ungewöhnliches in der modernen Zeit. Doch hier bleibt mein Blick auf der linken Schulter haften. Ist das tatsächlich ein Soldatenkopf den ich da sehe. Ja, es ist einer und ganz offensichtlich aus der Zeit vor 1946. Die jungen Männer, die neben der jungen Frau stehen machen sie darauf aufmerksam dass ich ihre Schulter bewundere. Sie dreht sich um und lächelt mich freundlich an. „Das ist mein Opa“ sagt sie stolz. Und dann erzählt sie, dass sie ihren Opa seit drei Wochen immer bei sich trägt. Sie habe dieses Foto von ihm schon als kleines Kind gut gefunden und dem Opa, den sie sehr lieb hatte, versprochen dass sie dieses Foto, das ihn als blutjungen Soldaten zeigt, sich auf den Körper tätowieren lässt. Opa Gustav wurde kurz vor Kriegsende zum Militär geholt und kam zur Kriegsmarine, zur U-Boot-Waffe. Die Ausbildung hatte er rum und das U-Boot war zum Auslaufen bereit. Doch dann überholte ihren Opa der Frieden. Er musste nicht mehr auslaufen und auf See kämpfen. Vor einigen Jahren starb ihr Opa und seither arbeitete sie an der Durchführung der versprochenen Aktion. Jetzt strahlt Opa Gustav von der linken Schulter seiner Enkeltochter in die Welt und begleitet sie auf Schritt und Tritt, das ganze restliche Leben der hübschen Anna. Glückwunsch Opa Gustav und allen Respekt Enkeltochter Anna. (wwa) Fotos: Wachow