ALTENKIRCHEN – Ein starkes Zeichen für Tibet

ALTENKIRCHEN – Ein starkes Zeichen für Tibet – Tibetfreunde Westerwald empfangen tibetische und indische Politiker

„Dass ich heute im Westerwald ankomme und hier diese Fahne sehe, die in ganz Tibet strengstens verboten ist!“ Dolma Gyari, die Sicherheitsministerin der Tibetischen Verwaltung im Exil, war sichtlich berührt davon, dass die Tibetfreunde Westerwald die spirituell bedeutsame tibetische Fahne mitgebracht hatten, die sie nicht nur jährlich zum Flaggentag am 10. März, sondern an mehreren Stellen in der Region sogar ganzjährig hissen, um ihre Solidarität mit dem durch die chinesische Machtpolitik schwer bedrängten tibetischen Volk zum Ausdruck zu bringen.

Sandra Weeser, FDP-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Neuwied-Altenkirchen und Vorsitzende des Bezirksverbandes Koblenz, hatte den Anstoß gegeben und die Tibetfreunde Westerwald mit einer hochrangigen Delegation von südasiatischen Politikern zusammengebracht, die zur Zeit mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) auf einer Studienreise in der Region unterwegs sind, um den bilateralen Dialog zu vertiefen: „Ich freue mich sehr, dass ich die außergewöhnliche Gelegenheit und Ehre habe, die engagierten Unterstützer im Westerwald und die Gäste aus Indien und Tibet hier bei uns im Kreis Altenkirchen zusammenzubringen. Die universellen Menschenrechte sind die Grundlage unserer liberalen Gesellschaften. Deshalb sind wir Freien Demokraten überzeugt, dass der Einsatz für Menschenrechte als Basis für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, gerade in Krisenzeiten, dringender denn je ist.“

„Unsere Gäste aus Südasien besuchen Deutschland kurz vor einer richtungsweisenden Wahl, die auch Auswirkungen auf die deutsch-indischen Beziehungen haben wird“, so Dr. Carsten Klein, Regionalbüroleiter der FNF Südasien. „Durch den intensiven Austausch sensibilisieren wir Akteure für diese wirtschaftlich und politisch zunehmend wichtigen Beziehungen.“ Dafür bedankte sich als Schirmherrin der Tibetfreunde nachdrücklich die SPD-Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die wegen des Bundesparteitages der SPD in Berlin nicht persönlich zugegen sein konnte, in einem Grußwort: „Es ist gerade in der heutigen Zeit von unschätzbarem Wert, dass PolitikerInnen wie Sie Tibet und die Rechte der Tibeter im deutschen Bundestag und darüber hinaus so tatkräftig vertreten. Wir sind dankbar, dass Sie heute hier sind, um gemeinsam mit uns ein starkes Zeichen für Tibet zu setzen. Ihre Präsenz und Ihr Engagement sind der Beweis, dass der Wunsch nach einer freien und gerechten Zukunft für Tibet nicht nur in Tibet selbst lebt, sondern weltweit.“

Marein Osten-Sacken von den Tibetfreunden Westerwald erläuterte, „dass der Kern, der erste Impuls zur Gründung der Tibetfreunde, nicht ‚Tibet‘ hieß, sondern ‚Gerechtigkeit‘: Die Empfindung einer empörenden Ungerechtigkeit, als Tibet 2008 nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen durfte und wieder schwere Repressionen sowie vielfältige brutale Verletzungen der Menschenrechte hinnehmen musste, war unser erster Anstoß, bestärkt durch die bitteren Inhaftierungen und Selbstverbrennungen von Tibeterinnen und Tibetern. Außerdem eine unzureichende öffentliche und politische Unterstützung. Empörung und Trauer waren der Motor unseres Engagements. Nicht zufällig hat der Dalai Lama einen Atlas der Emotionen erstellen lassen: Er weiß um die Mächtigkeit von Gefühlen. Deshalb sagt er, wir sollen die Hoffnung nie aufgeben. Hinzu kommt unsere Empfindung einer besonderen ‚deutschen‘ Verantwortung angesichts unserer Geschichte des Völkermordes an den Juden im vergangenen Jahrhundert: Wir dürfen nicht – niemand darf – schweigen angesichts eines drohenden ethnischen, kulturellen und religiösen Genozids an dem tibetischen Volk.“ Deshalb hätten sie und ihr Mann sich 2008 an Sabine Bätzing-Lichtenthäler, seinerzeit Mitglied des Deutschen Bundestages, gewendet und um Unterstützung für ein Netzwerk der Solidarität und des Engagements für Tibet gebeten, nachdem prominente deutsche Politiker bei Chinabesuchen wieder einmal kein Wort zu Tibet gesagt hatten.

Tibetfreund Heribert Kolvenbach trug Probleme der tibetischen Flüchtlinge mit dem Aufenthaltsstatus in Deutschland vor, bei denen die Einbürgerung immer wieder an den fehlenden Papieren scheitert, so dass die Betroffenen keine Chance für eine echte Integration und volle Bürgerrechte haben. Dolma Gyari erwiderte, die tibetische Exilregierung kenne diese Probleme nur zu gut. Sie machte deutlich, dass es sich um ein sehr komplexes Problemfeld handelt, um das man sich sensibel und strategisch bemühe, allerdings fast immer in der Form von Einzelfallhilfen. Daher müssten Tibeterinnen und Tibeter ohne Papiere sich in aller Regel selbst an die Exilregierung wenden. Die Tibetfreunde Westerwald werden zu klären versuchen, wie viele solcher Fälle hier bekannt sind und was weiter zu tun ist.

Das intensive und reiche Gespräch endete mit Adressentausch und einer Einladung zu weiteren Kontakten mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit bzw. nach Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Verwaltung im Exil in Indien. Ein starkes Zeichen für Tibet! Fotos: Eckhard Osten-Sacken