Alphabetisierung und Grundbildung in der Verbandsgemeinde Altenkirchen
Haus Felsenkeller e.V. und Verbandsgemeinde Altenkirchen, unter der Schirmherrschaft von Stadt- und Verbandsgemeindebürgermeister Heijo Höfer, startet am 19. August mit einem Informationsstand auf dem Altenkirchener Marktplatz. Zusätzlich gibt es an diesem Tag die Möglichkeit, in der Bücherei der Evangelischen Kirchengemeinde Leicht-Lese-Literatur anzuschauen und sich im Internet kostenlos über Lese- und Schreib-Lernangebote zu informieren. Von Büchern und Zeitungen abgeschnitten – Was haben Sie heute schon gelesen? Im Durchschnitt liest jeder Bundesbürger ein bis zwei Seiten am Tag. Was für viele Bürger selbstverständlich ist, ist für etwa 1.200 Einwohner in der Verbandsgemeinde Altenkirchen ein Traum. Nach Schätzungen des Bundesverbandes für Alphabetisierung und Grundbildung e.V. können in Deutschland ca. vier Millionen Menschen nicht ausreichend lesen und schreiben, obwohl sie in Deutschland aufgewachsen und zur Schule gegangen sind. „In der Schule haben wir gelernt das „L“ zu schreiben. Aber meine “L`s“ sind umgefallen.“, sagt Manuela; sie ist nach der 7. Klasse abgegangen. Sie lebte in ständiger Angst, etwa ein Formular ausfüllen zu müssen oder einen Elternbrief zu beantworten. Jahrelang hat sie Strategien entwickelt, um ihren Alltag zu meistern. „Schwierig war es, wenn ich alleine auf dem Arbeitsamt war, wenn es hieß, ich solle etwas ausfüllen.“ erzählt Manuela. Jedoch es gibt tausend Tricks!
“Lies doch mal vor! Kannst du mir mal erklären, was da steht?“, „Ich hab die Brille nicht mit.“ Mit Ausreden gelingt es vielen, ihre Lese- und Schreibschwäche zu verstecken. Zuzugeben, nicht lesen und schreiben zu können, fällt vielen schwer. In zahlreichen Fällen wissen nicht einmal enge Freunde oder Familienangehörige von den fehlenden Lese- und Schreibkompetenzen. Der Öffentlichkeit ist wenig bekannt, dass fünf Prozent erwachsene funktionale Analphabeten unter uns leben. Eine Menge Unterstützung, Anstöße und letztendlich Mut sind notwendig, um sich für eine zweite (Lern)-Chance zu öffnen. Viele wollen das Versäumte nachholen, aber die Scheu, sich zu einem Kurs anzumelden, ist einfach zu groß. Gerade einmal zwei Prozent finden den Weg und lernen als Erwachsene Lesen und Schreiben. Das ist schade, nicht nur weil den Betroffenen damit die Buchstabenwelt verschlossen bleibt, sondern auch weil die vielen anderen Fähigkeiten, die sie haben, nicht in vollem Umfang zur Geltung kommen können.
Weitere Kooperationspartner sind bisher: Bundesprojekt AlBi – Alphabetisierung und Bildung, Kath. Bildungswerk Marienthal, VHS Altenkirchen. Ein Interview mit folgenden Personen ist am Informationsstand möglich: Heijo Höfer, Schirmherr (10-11 Uhr); Bärbel Zahlbach-Wenz, AlBi-Projekt Hans Gerd Bauer, erfolgreicher Kursteilnehmer; Franziska Gend, Projektleitung Ziele des Projekts: Information der Öffentlichkeit über die Situation von Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten. Das Bekanntmachen des Kursangebotes für Alphabetisierung und Grundbildung. Sensibilisierung von Multiplikatoren, als Möglichkeit die Zielgruppe für Schreib- und Lesekurse zu erreichen. Informationsstand auf dem Markt in Altenkirchen am Donnerstag, 19. August, 9 bis 12 Uhr.