Abtei Michaelsberg auf dem Siegberg
SIEGBURG – Abtei Michaelsberg auf dem Siegberg –
Im Juni wurde die viele Jahrzehnte bestehende Abtei in Siegburg aufgelöst. Die sich noch dort befindlichen Mönche werden nach eigener Wahl und Belieben neue Tätigkeitsfelder suchen. Um 800 herum wurde die Abtei durch den Grafen von Auelgau erbaut. 1064 fand die Gründung der Abtei durch den Erzbischof Anno von Köln statt; 1075 verstarb er, 1183 wurde er Heilig gesprochen und somit die Entstehung des Annoschreins zu Grunde legte. 1803 erfolgte die Aufhebung der Abtei unter Napoleon, von 1813 bis 1914 fand sie Verwendung als Kaserne, Irrenanstalt und Zuchthaus. 1914 erfolgte die Wiederbesiedlung durch Benediktinermönche aus den Niederlanden. 1941 erlebte die Abtei im 3. Reich erneut die Auflösung. 1944 fand die Zerstörung der Gebäude durch einen Bombenangriff statt, 1945 kehrten die Mönche zum Wiederaufbau des Klosters zurück nach Siegburg. Im Jahr 2005 leben hier nur noch 16 Benediktinermönche. Sie arbeiteten in verschiedenen Bereichen: Seelsorge, Pforte, Waschküche. Likörkeller, Exerzitienhaus und Küche. Die Besonderheit der Abtei war seine Likörgeschichte. „Die Sorge für die Kranken ist die vorrangige und höchste Pflicht. Man diene ihnen wirklich wie Christus“, so die Worte des Heiligen Benedikt. Die Benediktinermönche haben somit Heilmittel aus Kräutern hergestellt, Teemischungen, Salben und Elixiere. Seit 1504 lässt sich die Herstellung des Bitterlikörs zur Wiederherstellung und Erhaltung der Gesundheit nachweisen. Durch die Jahrhunderte wurde die Rezeptur verfeinert. Zu Zeiten der Klosterschließung wurde der Likör von der Firma Richarz & Heinen hergestellt. Als man 1952 das Rezept wieder fand, näherte man sich bereits dem heute bestehenden Rezept aus neun verschiedenen Kräutern, u. a. Safran und Koriander, mit Alkohol angesetzt und neuzeitlich mit Edeldestillat hergestellt. Jährlich wurden 10.000 Liter des Heilgetränkes gewonnen. Vertrieben wurde er direkt im Kloster, im „Likör – Lädchen“, sowie in vielen Außenstellen, bis nach Alt – Ötting, der Wallfahrtsstätte in Bayern, die den Verkauf weiterführen werden. Die Schließung des Klosterlädchens, das liebevoll auf dem Siegberg betrieben wurde, stand nun ebenfalls ins Haus. Die Dame an der Theke erzählt ihre Geschichte, von ihren Jahren im Büro und im Sekretariat der Abtei, ihrer Zusammenarbeit mit den Mönchen, den unzähligen Likör -Verkostungen der Touristengruppen, die hier all die Jahre ein– und ausgingen und von ihrer Zeit im Likörladen. Das Likörlädchen erlebt die Weihnachtszeit 2011 nicht mehr. Traurige Bilanz eines weiteren Kulturgutes. Text und Fotos: Irsta