Abbruch des Aktionstags „Händedesinfektion“
RLP – Abbruch des Aktionstags „Händedesinfektion“ im Saarland und in Rheinland-Pfalz. – Nach nicht einmal zehn Stunden hat ver.di Landesfachbereichsleiter Frank Hutmacher die Maßnahmen des Aktionstags Händedesinfektion abbrechen lassen: „Wir sind erschüttert, dass jetzt schon Situationen auftreten, in denen die Pflegekräfte an die Grenze des Vertretbaren kommen.“ Der frühe Komplett-Abbruch zeige, wie exorbitant hoch der Personalmangel ist. Bereits gegen 08:30 Uhr zeigte ein Drittel aller Kliniken den Abbruch der Aktion an.
Die Beschäftigten in beiden Bundesländern waren heute aufgerufen, sich am bundesweiten Aktionstag zu beteiligen. Allein im Saarland waren es 78 Stationen in 16 Kliniken. In Rheinland-Pfalz waren es über 130 Stationen in 27 Kliniken. „Wir haben damit am Beispiel der Händedesinfektion deutlich gemacht, wie überlastet die Pflegekräfte sind und wie angespannt die Personalsituation ist,“ so Michael Quetting, zuständiger Gewerkschaftssekretär im Saarland. Das könne die Sicherheit der Patientinnen und Patienten gefährden. Zwei Stunden dauere die Händedesinfektion pro Schicht in etwa. Hutmacher betont: „Mutwillig unterschreitet keine Pflegekraft diese Zeit. Jedoch so oft und intensiv lässt diese Selbstverständlichkeit der Pflegealltag, nach unserem Aktionstag heute, augenscheinlich nicht zu.“ Es zeigt der Gewerkschaft noch einmal nachdrücklich wie wichtig verbindliche Personalvorgaben per Gesetz sind. Allein für die Händedesinfektion fehlen im Saarland nach Berechnungen 258 Stellen. In Rheinland-Pfalz 1.290 Stellen.
Das Bundesministerium für Gesundheit schätzt die Zahl behandlungsassoziierter Infektionen auf jährlich zwischen 400.000 und 600.000 Fälle. Die der Todesfälle auf bis zu 15.000 Fälle. Eine der wichtigsten Präventionsmaßnamen ist die Desinfektion der Hände, die laut Richtlinien des Robert-Koch-Instituts, vor und nach jedem Patientenkontakt 30 Sekunden dauern soll. Bis zu zwei Stunden braucht eine Pflegekraft pro Schicht für die vorgeschriebene Desinfektion. Wenn dafür die Zeit fehlt, stehen Menschenleben auf dem Spiel.
ver.di fordert verbindliche Personalvorgaben per Gesetz, die für alle Krankenhausbereiche gelten sollen. Die Bundesregierung hat Personaluntergrenzen für sog. pflegesensitive Bereiche auf den Weg gebracht. Aus Sicht der Gewerkschaft ist Pflege immer sensitiv, weshalb die noch zu erarbeitenden Vorschriften alle Pflegebereiche abdecken müssen. Die Personalausstattung müsse sich am konkreten Pflegebedarf der Patienten orientieren. Zugleich fordert ver.di die Klinikbetreiber auf, Verantwortung für die Gesundheit ihrer Beschäftigten zu übernehmen und für Entlastung zu sorgen. ver.di kämpft für mehr Personal im Krankenhaus, fordert einen Tarifvertrag Entlastung für die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz. Hutmacher sagt dazu: „Die Arbeitgeber sind verpflichtet, die Gesundheit ihrer Beschäftigten zu schützen. Es muss genug Personal zur Verfügung stehen, damit Patienten gesund und Pflegekräfte nicht selbst krank werden“.