Streifzug durch die Kultur des deutschen Bürgertums

ALTENKIRCHEN – Streifzug durch die Kultur des deutschen Bürgertums – Dr. Manfred J. Foerster präsentierte sein Buch „Bildungsbürger, Nationaler Mythos und Untertan –

Betrachtungen zur Kultur des Bürgertums“ in der Kreisverwaltung Altenkirchen. Zu einem literarischen Spaziergang durch die verschiedenen kulturellen Strömungen des deutschen Bürgertums im 19. und 20. Jahrhundert lud die Lesung von Dr. Manfred J. Foerster am Donnerstagabend in die Kreisverwaltung ein. Landrat Michael Lieber begrüßte die Gäste im August-Sander Zimmer und gab eine kleine Einführung zur Räumlichkeit und den dort befindlichen Kunstgegenständen. Er stellte den Daadener Autor Dr. Manfred J. Foerster vor, der in Aachen und Mainz Soziologie, Erziehungswissenschaften und Philosophie studierte, und als Lehrbeauftragter an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, als Supervisor und als freier Autor tätig ist. Foerster beleuchtete in seinen Ausführungen zum neusten Buch typische Strömungen, die nationalistische Entwicklungen sowie unpolitische Haltungen des deutschen Bildungsbürgertums beeinflusst und somit zu einer gewissen „Untertanenmentalität“ im 19. und 20. Jahrhundert beigetragen haben anhand zwei Beispielen aus der deutschen Kulturgeschichte.

Ludwig Richters Bilderwelten: Foerster untersuchte Ludwig Richters Bilderwelten auf eine systemstabilisierende Wirkung, die die idyllischen Bilder als Erbauungskunst auf das unpolitische Kleinbürgertum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausübten. Richter habe vermutlich selbst unter den Verunsicherungen der damaligen Zeit und der Verstätterung gelitten und sich daher in seine Idyllen geflohen, so Foerster. Die Natur als Fluchtstätte, die Dorfidylle, die heilige Familie, all das half beim Vergessen realer Bedrohungen.

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Richard Wagners Oper „Die Meistersinger“ Am Beispiel der Oper „Die Meistersinger“ zeigte der Autor ausführlich Richard Wagners antisemitische Einstellung auf. Hierbei wurde deutlich, dass in den Texten Wagners schon jene judenfeindlichen Ressentiments zum Ausdruck kommen, die 70 Jahre später wesentliche Bestandteile nationalsozialistischer Propaganda wurden. Die Idylle der Nürnberger Zünfte enthüllen sich unter der kritischen Reflexion des Autors zu spießigen Gegenwelten zur Industrialisierung und der beginnenden Moderne.

Die Darstellungen Foersters regten die Zuhörer zum kritischen Hinterfragen an und bildeten Grundlage für eine anschließende offene Diskussion mit dem Autor.

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