Risikokinder rechtzeitig erkennen

Darum ging es im Vortrag des Duisburger Kinderarztes Dr. Ralf Kownatzki, der kürzlich in der Kreisverwaltung Altenkirchen zu hören war. Der Einladung der Veranstalter, des lokalen Netzwerk Kinderschutz des Kreisjugendamtes Altenkirchen und der pädiatrischen Abteilung des DRK Krankenhauses Kirchen, waren knapp 50 Zuhörer aus Jugend- und Gesundheitshilfe gefolgt, um dem Vortrag von Dr. Kownatzki über die Risikokinder Informationsdatei, die er gemeinsam mit Vertretern aus Gerichtsmedizin und Polizei in Duisburg ins Leben gerufen hat, zu folgen. Kownatzki berichtete über gravierende Fälle der Kindesmisshandlung bis hin zu Todesfällen von Kindern, die ihn und seine Kollegen in Duisburg derart beschäftigten, dass sie mit der Entwicklung des Frühwarnsystems für gefährdete Kinder begannen. Seit Ende 2007 läuft in Duisburg nun das Projekt der Risikokinder Informationsdatei, kurz Riskid. Nahezu alle Duisburger Kinderärzte und zwei Kinderkliniken sind mittlerweile an Riskid beteiligt. Die Informationsdatei gibt den beteiligten Ärzten Auskunft über Auffälligkeiten und Verdachtsmomente bezüglich Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung der gemeldeten Kinder. Dr. Kownatzki wies darauf hin, dass es ein Ziel von Riskid sei die ärztliche Diagnose „Kindesmisshandlung“ auch dann stellen zu können, wenn Eltern bewusst die Ärzte wechseln, um nicht aufzufallen. Die Erfolge von Riskid in Duisburg beschrieb Kownatzki indem er darauf hinwies, dass ein Viertel der Fälle bei denen die Kindeswohlgefährdung letztendlich festgestellt und an andere Behörden gemeldet wurde, vorher bei diesen Behörden noch nicht bekannt waren. Dr. Kownatzki beschrieb auch, mit welchen Hürden ein solches Informationssystem zu kämpfen hat. So müssen sich derzeit alle Kinderärzte seitens der Eltern von der Schweigepflicht entbinden lassen, um sich gegenseitig informieren zu können. Hierzu machte Dr. Kownatzki zum Abschluss der Veranstaltung auch noch mal seine Forderung an die Politik deutlich: Im Rahmen des derzeit auf Bundesebene diskutierten Kinderschutzgesetzes sei es unbedingt notwendig, dass Ärzte sich über Verdachtsmomente informieren können, ohne dies vorher mit den Eltern abstimmen zu müssen. Schließlich unterläge der Kollege der informiert wird auch der ärztlichen Schweigepflicht und daher sei man weit davon entfernt Privatgeheimnisse der Öffentlichkeit Preis zu geben. In diesem geschützten Rahmen müsse der Kinderschutz Vorrang haben.
(v.l.) Dr. Gebhard Buchal (Leiter der pädiatrischen Abteilung des DRK Krankenhauses Kirchen), Melanie Sühnhold (Netzwerkkoordinatorin Kinderschutz beim Kreisjugendamt Altenkirchen) und der Duisburger Kinderarzt und Mitbegründer der Risikokinderinformationsdatei Dr. Ralf Kownatzki