Die vergessene Gedenktafel?

Oberlahr - 0093OBERLAHR – Gedenktafel an Familie Julius Levi – Am 9. November wurden in der Bundesrepublik viele Feier- und Gedenkstunden abgehalten: Während die Deutschen einerseits den Fall der Berliner Mauer feiern, gilt es zugleich, der Reichspogromnacht im Jahr 1938 zu gedenken. Dass zwei prägende historische Wendepunkte gleichen Datums ein deutsches Freudenfest mit dem grausamsten Verbrechen in der deutschen Geschichte verbinden, macht diesen Tag gedenkwürdig. Ist der Mauerfall vor allem im Osten der Republik ein Tag zum Feiern, wurden hier in der Region eher der jüdischen Mitbürger gedacht, die an diesem Tag alles verloren haben, vertrieben, verhaftet und nicht selten dabei ihr Leben gelassen haben. Fand auch an der Gedenkstätte am Oberlahrer Feuerwehrhaus keine Veranstaltung statt, so sollte dort der Familie Levi, die bis 1938 auf dem Gelände gewohnt hat, gedacht werden.

Das Oberlahrer Feuerwehrhaus entstand aus einer Scheune des stellvertretenden Brandmeisters Julius Levi, einem jüdisch stämmigen Oberlahrer Bürger, der im ersten Weltkrieg etliche Ehrenzeichen erworben hatte. Er galt als hilfsbereiter Mensch und gilt als Mitbegründer der Oberlahrer Feuerwehr, von der er aber von den Nationalsozialisten ausgeschlossen wurde. Das Haus der Familie wurde geplündert, Julius Levi, seine Frau Berta, Tochter Jill und Julius Schwester Käthe deportiert. Während Julius Levi ermordet wurde, verliert sich die Spur seiner Familie. Lediglich Schwester Käthe soll später in Koblenz gelebt haben. Die Gedenktafel am Oberlahrer Feuerwehrhaus ist auf ein Stahlkunstwerk montiert. Was sich der Künstler dabei gedacht hat ist nicht leicht nach zu vollziehen. Manch einer glaubt es fällt bald um. Dem ist aber nicht so. Lediglich zu bemängeln ist der versteckte Standort an einer Hecke und die bemooste Schriftplatte. Gegen das Vergessen, ist es ab und zu mal nötig solche Ereignisse auch im Freudentaumel um den Mauerfall in den Fokus zu rücken. (mabe)

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