Colosseum rockt das Kulturwerk
WISSEN – Colosseum zu Gast im Wissener Kulturwerk –
Jazz und Rock in idealer Kombination, da fällt nicht nur unter Kennern sofort der Name „Colosseum“. Am Donnerstag war es wieder soweit: Die legendäre Band gab sich die Ehre im Wissener Kulturwerk. Wer nur den Klängen folgte und die Augen geschlossen hielt, mochte glauben, hier seien Musiker einer jungen Generation am Werk. Die Akteure machten mit einer ungeheuren Energie Druck und legten eine Spielfreude an den Tag, die selbst so manche Newcomer blass aussehen ließ. Dabei hat der Älteste, nämlich Drummer Jon Hiseman, seine erste Schallplatte schon 1958 (mit vierzehn Jahren!) aufgenommen. 1968 gründete er mit Dick Heckstall-Smith, der inzwischen verstorben ist, die Gruppe „Colosseum“. Mit dabei war auch Dave Greenslade als Keyboarder. 1970 kamen Sänger Chris Farlowe (Jahrgang 1940) und Bassist Mark Clarke dazu. Im selben Jahr unterstützte Barbara Thompson mit ihrem Saxophon das Bandalbum „Daughter of Time“. Sie ist übrigens seit 1967 mit Jon Hiseman verheiratet. 2011 sind „Colosseum“ schon einmal in Wissen aufgetreten. Damals hätte es leicht eine der letzten Vorstellungen überhaupt sein können. Grund für die Besorgnisse war die Erkrankung von Barbara Thompson. Durch neuartige Behandlungsmöglichkeiten trat aber eine deutliche Besserung ein und „Colosseum“ ging Anfang 2014 mit unverändertem Personal wieder auf große Tournee – die Fans nahmen es mit Jubel auf. Zu den ersten Stücken im Kulturwerk gehörte „The Way you waved Goodbye“ von der nagelneuen, noch nicht offiziell erhältlichen CD „Time On Our Side“. Mit „Morning Story“ gedachte man dem erst vor wenigen Tagen verstorbenen Jack Bruce, Bassist des unvergessenen und wahrhaft legendären Rocktrios „Cream“. Chris Farlowe, mit seinen 74 Jahren(!) ältestes Bandmitglied, gab den Blues mit der gewohnten Ehrlichkeit und machte seinem Spitznamen „The Voice“ wieder alle Ehre. Clem Clempson verschmolz regelrecht mit seiner Gitarre und lieferte sich einige regelrechte Duelle mit Keyboarder Dave Greenslade. Auch Barbara Thompson, begnadete Saxophon- und Flötenspielerin, dazu Musikbotschafterin des Vereinigten Königreichs, löste oftmals Szenenbeifall aus. Kennzeichen der Band sind, die bahnbrechende „Colosseum live“ von 1971 stets im Ohr, lange Stücke, die den einzelnen Gruppenmitgliedern viel Zeit für individuelle Entwicklungen geben. Regelrecht aus dem Häuschen gerieten die Fans beim obligatorischen Schlagzeugsolo von Gründer Hiseman. Kaum zu glauben ist, wie der Brite seine „Schießbude“ unter Strom setzte, man muss es eben selbst gehört haben. Mit Auszügen aus der „Valentyne Suite“ ging das denkwürdige Konzert nach fast zwei Stunden seinem Ende entgegen. „Lost Angeles“ begann wie immer mit den charakteristischen Tastentönen von Dave Greenslade, der Rest ist Geschichte, die aber niemals aufhören darf. Die gut 400 Konzertbesucher waren jedenfalls begeistert und wollen wohl nicht mehr hören, dass „Colosseum“ ihren Dienst an der Musikwelt quittieren. Direkt anschließend fanden die Musiker noch Zeit für Autogramme, was zahlreiche Fans gerne nutzten.