„Wenn Kinder rechtsextrem werden: Mütter erzählen“

Sie sitzen im Wohnzimmer – vor ihnen liegen die Fotos ihrer Kinder: Babys, Kleinkinder, Schulkinder mit offenen, lebendigen Gesichtern und großen Augen, die mit Neugier in die Welt hinaus blicken. Heute aber sind aus den niedlichen Kleinen plötzlich Nazis geworden. Brutale Schläger mit Glatze und Bomberjacke oder auch Intellektuelle der neuen braunen Elite. Die Buchautorin Claudia Hempel aus Dresden hat Mütter interviewt, deren Kinder rechtsextrem geworden sind. Am Mittwoch, 9. Juni, ab 19.00 Uhr, wird sie auf ihrer Lesereise durch Rheinland-Pfalz im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, in Hamm/Sieg Station machen.
Hilflos erzählen die Mütter ihre Geschichte, die von durchweinten Nächten, handfesten Auseinandersetzungen, Versagensängsten und Schuldgefühlen handeln. In manchen Details ähneln sich die Erlebnisse auf geradezu bedrückende Art, denn erst das kollektive Schweigen oder Verdrängen von Jugendamt, Schule oder Nachbarn bietet diesen Jugendlichen die Plattform für ihre anfangs unbeholfenen, später stark verfestigten Ansichten eines rechtsextremen Weltbildes.So setzt sich aus den verschiedenen Interviews ein multiples Gefüge zusammen, das zumindest einen Schluss deutlich zulässt: Rechtsextremismus ist möglich, weil Zivilgesellschaft versagt. Im Anschluss an die Lesung besteht Gelegenheit zum Austausch mit der Autorin und den Mitgliedern der Elterninitiative gegen Rechts. Veranstalter sind die Kreisverwaltung Altenkirchen in Kooperation mit der Elterninitiative gegen Rechts/Team Komplex, das Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus in Rheinland-Pfalz, das Ev. Schulreferat Altenkirchen und Wied sowie die Ev. Öffentliche Bücherei Hamm.