„Jugendwohngruppe“ in Flammersfeld erfolgreich gestartet
FLAMMERSFELD – „Jugendwohngruppe“ in Flammersfeld feierlich eröffnet –
Da strahlten die Ortsbürgermeisterin und der Initiator des Projektes „Jugendwohngruppe“ mit der Sonne um die Wette. Mit einem Glas Sekt stießen Hella Becker und Wolfgang Sell auf die erfolgreiche Fertigstellung des ehemaligen Blumenhauses zur neuen Heimat einer Wohngruppe für sechs Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren an. Wolfgang Sell und seine Lebensgefährtin Eva Kuhn haben die soziale Einrichtung, die eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ist, nach längere Planungszeit realisiert. Eigentlich war Eva Kuhn, die als Pädagogin im Bereich der Suchterkrankungen tätig ist, die treibende Kraft. So entstand vor zwei Jahren der Plan, die Jugendwohngruppe Raiffeisenland für Mädchen die mit ihren Familien Probleme haben, zu gründen.
In Flammersfeld, vor allem bei der Ortsbürgermeisterin Hella Becker rannte Frau Kuhn offene Türen ein. In der Ortsgemeinde, wo Sozialreformer Raiffeisen schon seine Genossenschaften gegründet hatte, gibt es seit einiger Zeit eine Nachbarschaftshilfe und ein Pflegedorf ist in der Planung. Die Ortschefin setzt nicht auf „Industrielle Kompetenz” sondern auf „Soziale Kompetenz“. Wo in der Verbandsgemeinde anderweitig Industriegebiete forciert werden, will sie das Miteinander und die Hilfe fördern. Es gab in Flammersfeld nicht, wie anderenorts, Proteste gegen „Schwererziehbare Mädchen”. Wobei der Begriff wahrscheinlich anders gesehen werden muss. Die Mädchen kommen aus Verhältnissen, die nicht so behütet waren, wie es im Normalfall sein sollte und haben meistenteils geschundene Seelen.
Hier in der ehemaligen Gärtnerei, die für eine Wohngruppe umgebaut wurde, sollen sie wieder in die Normalität eingegliedert werden und neues Vertrauen fassen. Mit der erfolgten Betriebserlaubnis des Landesjugendamt Rheinland-Pfalz können zeitnah die Bewohnerinnen einziehen. Als Willkommensgeschenk will Bürgermeisterin Hella Becker in der nächsten Woche ein paar Gesellschaftsspiele vorbeibringen. Das ehemalige Treibhaus bietet sich als Freizeitdomizil an und soll noch hergerichtet werden, erklärt der Inhaber der Immobilie, Wolfgang Sell. Durch den Einzug der Mädchen ist wieder mal ein Leerstand im Ort sinnvoll genutzt. Leiter der Einrichtung wird Alfred Helf sein. Der Name sei gleichzeitig Programm, so Sell in seiner Rede.
Helf erklärt: „Die Wohngruppe richtet sich an Mädchen, die in ihrer Familie Probleme haben, dort zum Beispiel Gewalt ausgesetzt waren und sich hilfesuchend an ein Jugendamt gewandt haben. Wichtig ist, dass ein Mädchen aus eigenem Antrieb hierher kommen will“. In den kommenden Wochen wird sich das Haus mit Pädagogen, Erziehern und einer Hauswirtschafterin füllen. Die Mädchen werden, wenn sie zum Beispiel aus der Schule oder von der Arbeit heimkehren umsorgt. Sie sollen die Normalität einer Familie erfahren. Wo zusammen gegessen, gespielt und die Freizeit verbracht wird und das in einem intaktem Umfeld, in einem freundlich lichtdurchfluteten Haus mit einem mediterranen Garten. Eva Kuhn, für die Seele verantwortlich, so ist der Garten etwas fürs Auge und der trägt die Handschrift vom Gärtnermeister Wolfgang Sell.
Die Jugendwohngruppe Raiffeisenland ist nicht nur Vorreiter im Kreis Altenkirchen, sie stärkt in einem weiteren Baustein, die ohnehin schon starke soziale Kompetenz der Ortgemeinde Flammersfeld. (mabe) Fotos: Ariwa/Becker