Flammersfeld und seine bedeutende Geschichte
FLAMMERSFELD – Flammersfeld im Mittelpunkt der Verbandsgemeinde – Flammersfeld wurde erstmals in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Hermann III. Anno 1096 erwähnt. Später gehörte Flammersfeld bis 1806 den Grafen zu Sayn-Hachenburg. Die hatten es 1799 von den Fürsten von Nassau Weilburg geerbt. Allerdings fiel es schon nach dem Wiener Kongress an das Königreich Preußen. Die Flammersfelder Bürgermeisterei wurde Verwaltungssitz im neu eingerichteten Kreis Altenkirchen, der ab 1822 zur Rheinprovinz gehörte. Die Flammerfelder Bürgermeisterei war auch von 1848 bis 1852 Dienstsitz des Bürgermeisters Raiffeisen, der aber einen Karrieresprung machte als er in das wesentlich größere Heddesdorf am Rhein berufen wurde. Heddesdorf ist heute Stadtteil von Neuwied und war damals größer und bedeutender als die Stadt. Auch war Heddesdorf wohlhabender, weil auf den fruchtbaren Feldern am Rheinufer, anders als im kargen Westerwald, reiche Ernten eingefahren wurden. Bis zu seinem Tode 1888, lebte Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Heddesdorf und fand auf den dortigen Friedhof auch seine letzte Ruhe. Die Flammersfelder sind stolz auf ihr Raiffeisenhaus, in dem der Genossenschaftsgründer vier Jahre mit seiner Familie lebte. Gelegentlich kommen Gäste aus aller Welt, die sich dieses restaurierte Kleinod anschauen wollen. Ernährte in den Jahren um 1848 die Landwirtschaft eher schlecht als recht die Bewohner, sind diese Betriebe heute fast verschwunden. Waren es zu Raiffeisenzeiten nicht mal 400 Einwohner so sind es jetzt fast 1400. Kehrten in früheren Zeiten in Hotels und Pensionen die Sommerfrischler ein, wurde es in der Neuzeit im gastronomischen Bereich doch recht ruhig in Flammersfeld. Als die letzte Kneippe schloss wurde im Dorfgemeinschaftshaus, dem Bürgerhaus, der Notnagel aus der Taufe gehoben und im September 2014 wurde die „Nachbarschaftshilfe Flammersfeld e. V.“ ins Leben gerufen. Die Nachbarschaftshilfe ist eine Selbsthilfeorganisation, welche nach dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe arbeitet. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt, parteipolitisch, weltanschaulich und konfessionell neutral. Das Motto lautet „Mitglieder helfen Mitgliedern“. Die Jahresgebühr beträgt 6,00 Euro. Viel zu schnell kommt man in die Situation, wo man selbst auf Hilfestellung angewiesen ist. Die Leistungen, welche man vom Verein erhält, sind vielfältig. Zum Beispiel wäre Hilfe beim Einkauf oder im Haushalt, Begleitung zu Behörden oder Ärzten, kleinere Reparaturen, Besuche, leichte Gartenarbeiten möglich, so Ortsbürgermeisterin Hella Becker. Weiter sagt sie dass „Der Verein jedoch nicht in Konkurrenz zu den Gewerbetreibenden auftritt“. Tätigkeiten, die man wegen Krankheit, Alter oder Behinderung nicht alleine verrichten kann, werden von Helfern übernommen. Für erbrachte Leistungen werden Zeitpunkte gutgeschrieben. Wer keine Zeitgutschrift erwerben konnte, kann gegen eine kleine Verwaltungsgebühr Hilfe in Anspruch nehmen. Diese beträgt je Einsatz für eine Stunde 2,50 Euro und für jede weitere angefangene Stunde 1,50 Euro. Fahrtkostenersatz bei privatem PKW-Einsatz wird in Höhe von 0,30 Euro/km gewährt. Seit Januar 2014 gibt es ein Stammtischtreffen im Bürgerhaus. Dieser ist jeweils am ersten Donnerstag eines Quartals. Hilfesuchende und aktive Helfer sind zum Erfahrungsaustausch immer eingeladen. Ein soziales Projekt, was auch in anderen Ortschaften von Nöten ist. Wie viel Orte im Westerwald, ist auch Flammersfeld im Wandel. Geschäfte machen dicht, leerstehende Häuser und Ladenlokale finden keine neuen Mieter. Auch hier ist der demografische Wandel bereits angekommen. Hatte Flammersfeld vor mehr als 160 Jahren einen findigen Bürgermeister, der die Genossenschaften gegründet hat, gibt es heute eine Bürgermeisterin mit offenen Augen, die sich Gedanken macht und aus den Veränderungen neue Ideen wachsen lässt. Die nächste Vision von einem Wohndorf für alte und behinderte Menschen ist schon näher gerückt und könnte in der unmittelbaren Nähe der Behinderten Werkstatt entstehen. Raiffeisens ”Einer für alle, alle für einen“ wird auch bei diesem Projekt das Motto werden. Die Chancen das Projekt zu realisieren, stehen inzwischen recht gut und bei der Nachbarschaftshilfe sind auch steigende Mitgliederzahlen zu verzeichnen. (mabe) Fotos: Becker