Tischlerinnung feiert 100jähriges Bestehen
NEUWIED. Tischlerinnung feiert 100jähriges Bestehen – Die Tischlerinnungen der Kreise Altenkirchen, Neuwied und des Westerwaldkreises blicken in diesen Tagen auf ihr 100jähriges Bestehen zurück. So viele Jahrzehnte organisiertes Tischlerhandwerk gehört gefeiert. Aus diesem Grunde hatten die Vorstände der Innungen ihre Gäste aus Handwerk, Politik und der Kommunen, ins Röntgen Museum nach Neuwied eingeladen. Waren doch der nach Neuwied, wegen der dortigen Religionsfreiheit, eingewanderte Abraham Röntgen und besonders sein Sohn David, die Vorzeigeschreiner der Region, deren Möbelkunst heute fast unbezahlbar, überall auf der Welt in Museen zu finden ist. Das Museum, ein Ort, zwischen hölzernen Kunstwerken und wertvollen Uhren aus vergangenen Zeiten, der eine besondere Atmosphäre ausstrahlt und der im zweiten Obergeschoss im neoklassizistischen Festsaal, Platz für die Festgäste bot.
Musikalisch eingestimmt von einer Händel Sonate, dargeboten von einem Kollegium der Musikschule der Stadt Neuwied, begannen die Feierlichkeiten mit einer Begrüßungsrede von Innungsobermeister der Tischlerinnung Neuwied Norbert Dinter, der auch die Moderation übernommen hatte. Dem Grußwort von Landrat Rainer Kaul, der auch im Namen seiner beiden Westerwälder Amtskollegen Lieber und Schwickert gratulierte, folgte nach einer weiteren musikalischen Darbietung, Edgar Arend, der in Vertretung des Vizepräsidenten des Bundesverbandes der Tischlerinnung Heinz Pütz referierte. Er würdigte genau wie Landesinnungsmeister Siegfried Schmidt, die Verdienste von Röntgen und gab seiner Freude Ausdruck, dass gerade in diesem Ambiente die Feierlichkeiten stattfanden. Als viertem Redner blieb dem Vorsitzenden der Kreishandwerkerschaft Kurt Krautscheid nicht mehr viel übrig zu sagen, denn seine Vorredner hatten Röntgen schon ausgiebig erklärt. So konnte er sich kurz fassen und Werner Wittlich dem Präsidenten der Handwerkskammer Koblenz das Rednerpult überlassen.
Wittlich hatte seinerseits den drei Obermeistern aus Neuwied, Altenkirchen und Montabaur etwas mitgebracht. Fein gerahmt, übergab er ihnen die Glückwunsch Urkunden zum 100. Geburtstag ihrer Innung. Zum nächsten Programmpunkt begrüßte Moderator Norbert Dinter, Ministerialrat Dr. Fred Schmittgen aus dem Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Energie und Landesplanung. Auch er stellte die Wichtigkeit der Handwerksbetriebe aus seiner heutigen Sicht dar. Der demografische Wandel und somit die verringerte Zahl der Bewerber um Lehrstellen im Handwerk ist allgegenwärtig und verlangt neue Wege zu gehen. Nachdem alle Redner des Festaktes aus der Hand der Obermeisters, als Dankeschön, eine hölzerne Skulptur erhalten hatten, lud Obermeister Wolfgang Becker aus Altenkirchen die Gäste noch zu einem Imbiss mit Umtrunk ins Zelt im Hof des Museums ein. Hier durfte gefachsimpelt werden, sich ausgetauscht oder an einer angebotenen Führung mit dem Hausherrn, Museumsdirektor Bernd Willscheid durch das Röntgenmuseum teilgenommen werden. In dem weit über den Mittelrhein hinaus bekannten Röntgen Museum, sind zahlreiche wertvolle Möbel aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu finden, sowie eine Uhr von unschätzbarem Wert, die einmal im Wohnzimmer der russischen Zarin gestanden hat. Auch die aktuelle Ausstellung, mit historischen Spielautomaten fand reges Interesse bei den Festgästen.
Einige waren noch bis über die Mittagszeit hinaus im Röntgenmuseum zu Gast und führten angeregte Gespräche über die Zukunft des Handwerks. Themen wie die Arbeiten in den Betrieben mit Werkstoffen aus Metall, Kunststoff und Stein und Auszubildende aus Ländern mit hoher Jugendarbeitslosigkeit wurden angeschnitten. Themen, die in Zukunft alltäglich sein werden. Was allerdings bleiben soll, da waren sich alle einig, am Meistertitel darf nicht gerührt werden, sonst ist die Ausbildung des Nachwuchses in den Handwerksbetrieben in Gefahr. Mit der Abschaffung dieser Qualifikation, für die verschiedensten Gewerke, liefe man Gefahr, dass die Qualitäten leiden und der sprichwörtlich goldene Boden, den das Handwerk hat, ins Wanken gerate. Handwerksqualität, auf die man mit Recht in der Tischlerinnung seit 100 Jahren stolz ist. (mabe) Fotos: Becker