REGION – Leserbrief von Manfred Kirsch zur Ausladung von Michel Friedman
REGION – Leserbrief von Manfred Kirsch zur Ausladung von Michel Friedman
Der von mir sehr geschätzte Publizist Michel Friedman hat vollkommen recht, wenn er die Ausladung von einem geplanten Auftritt in Klütz in Mecklenburg-Vorpommern als „peinliche Heuchelei“ der Verantwortlichen bezeichnet. Die Absage ist nämlich nichts anderes als Antisemitismus pur und in höchstem Maße diskriminierend. Es schaudert einen, wenn man betrachtet, was sich in der Bundesrepublik wieder an Judenhass entwickelt und wie die Veranstaltung anlässlich des 120-ten Geburtstags von Hannah Arendt im Oktober 2026 sozusagen abgewickelt wird.
Michel Friedman ist dafür bekannt, dass er seine kritische Stimme für Demokratie und gegen Diskriminierung, egal wie und wo sie auftritt, erhebt. Mecklenburg-Vorpommerns Kulturministerin Bettina Martin SPD trifft den Nagel auf den Kopf, wenn sie ihrer Hoffnung Ausdruck verleiht, dass die Verantwortlichen in Klütz doch noch eine gute Lösung herbeiführen werden. Der Vorgang in dem kleinen Ort ist in der Tat skandalös, weil er davon zeugt, dass die Verwaltung dort sich von Extremisten einschüchtern lässt.
Egal ob es rechte Gegendemonstranten oder Anhänger der Terrororganisation Hamas sind, zeugt der Vorgang davon, dass zu recht eingeforderte Zivilcourage bei den verantwortlichen Kommunalpolitikern und Verwaltungsbeamten selbst keine Resonanz findet. Wir sind in dieser Republik wirklich weit gekommen, wenn mehr als 80 Jahre nach dem Holocaust es nicht mehr möglich ist, dass Jüdinnen und Juden sich in diesem Land frei bewegen können und daran gehindert werden, ihre politischen Positionen darzulegen.
Ich hoffe nur, dass die Gemeinde Klütz alles daran setzen wird, um die Veranstaltung doch noch an diesem Ort stattfinden zu lassen. Die „peinliche Heuchelei“ um den Auftritt Michel Friedmans ist ein schwarzes Kapitel in der Geschichte dieses Ortes, das möglichst schnell revidiert werden muss. Mit dem Rücktritt des Bürgermeisters von Klütz ist es nicht getan. Manfred Kirsch, Neuwied