KOBLENZ – Wefelscheid fordert mehr Dialog in Landespflegekammer

KOBLENZ – Wefelscheid fordert mehr Dialog in Landespflegekammer – Mitglieder kritisieren zu geringen Output bei hohen Pflichtbeiträgen – Landtagsabgeordneter hält Überprüfung der Finanzierung für sinnvoll

2016 wurde die Landespflegekammer mit der Intention ins Leben gerufen, den Pflegeberuf zu professionalisieren, ihm eine politische Stimme zu verleihen und die Versorgungsqualität im Gesundheitswesen zu stärken. Doch gerade in den vergangenen Monaten regte sich Unmut bei den Pflegefachkräften in Rheinland-Pfalz, wie Oliver Eggert, Vorstandsmitglied der Stiftung Diakoniewerk Friedenswarte aus Bad Ems zu berichten weiß: „Insbesondere die verpflichtende Mitgliedschaft und die daraus resultierenden Kammerbeiträge sorgen für Unmut. Pflegefachpersonen berichten, dass sie „für nichts“ zahlen, keine Ansprechbarkeit erleben und sich von der Kammer nicht vertreten fühlen. In der Praxis bedeutet dies: fehlende Rückmeldungen auf Anfragen, Unsicherheit bei Nachforderungen und ein wachsendes Gefühl von Entfremdung. Diese Kritikpunkte wurden mir von der Mehrheit, der bei der Stiftung Diakoniewerk Friedenswarte beschäftigten Pflegefachpersonen bestätigt.“

Weitere Kritikpunkte bietet auch die Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage des Koblenzer Landtagsabgeordneten Stephan Wefelscheid. Demnach verzeichnete die Kammer am 31. Dezember 2024 landesweit 36.720 Kammermitglieder, von denen sie in 2024 knapp 4,5 Millionen Euro Mitgliedsbeiträge vereinnahmte. Die meisten Mitglieder zahlten laut Landesregierung einen Jahresbeitrag von 117,60 Euro. „Das ist schon ein erhebliches Maß an finanziellem Handlungsspielraum, für den man als Pflichtmitglied wiederum einiges an politischem Output erwarten kann“, findet Wefelscheid. „Wie ich aber aus diversen Gesprächen mitnehmen konnte, fühlen sich viele Kammermitglieder eben nicht vertreten, konkreter politischer Output ist kaum erkennbar. Und auch der angestrengte Vergleich mit Berufsgruppen wie Ärzten, Apothekern oder Psychotherapeuten hinkt, denn diese arbeiten meist in selbstständiger Tätigkeit und stehen auch finanziell anders dar als Pflegekräfte in abhängiger Beschäftigung. Diese Unterschiede müssen aufgegriffen und die Arbeit der Kammer auf ihre Mitglieder zugeschnitten werden, ansonsten verliert die Pflegekammer weiter das Vertrauen und die Zustimmung ihrer Mitglieder und die wertvollen Potenziale werden verspielt.“

Auch Eggert sieht die Landespflegekammer am Scheideweg: „Anspruch, den Pflegeberuf zu stärken und berufspolitisch zu vertreten, ist grundsätzlich richtig. Doch Legitimation ergibt sich nicht allein aus Gesetzeslage oder Satzung – sie entsteht durch gelebte Nähe, nachvollziehbare Leistungen und ein offenes Ohr für die Sorgen der Basis. Pflegefachpersonen wollen keine Broschüren, sondern spürbare Unterstützung, echte Mitbestimmung und einen konstruktiven Dialog. Wer ihre Interessen vertreten will, braucht mehr als einen gesetzlichen Auftrag – er braucht das Vertrauen derer, für die er spricht.“

„Klar ist für mich: Es braucht mehr Dialog und Nähe zu den Pflegekräften, die in Altenheimen, Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt unserer Gesellschaft leisten“, so Wefelscheid. „Gegebenenfalls muss dafür auch die Finanzierung der Landespflegekammer auf den Prüfstand gestellt werden, in NRW etwa hat man auch eine Übergangslösung gefunden, um zunächst ein Vertrauensverhältnis zu schaffen, ohne die Pflegekräfte zur Kasse zu bitten. Ich hoffe, dass Sozialministerin Dörte Schall hier für den konstruktiven Dialog offen ist und sich auch die Landespflegekammer in Zukunft mehr für die Kritik und Ideen ihrer Basis öffnet.“

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