PRACHT – Natur-Fachkundliche Exkursion unter dem Thema „Die Vogelstimmen des Birkenbachtals und des Hasselwaldes“

PRACHT – Natur-Fachkundliche Exkursion unter dem Thema „Die Vogelstimmen des Birkenbachtals und des Hasselwaldes“ beim buddhistischen Kloster Hassel

Im Mai Jahres organisierte der Förderkreis des buddhistischen Klosters Hassel/Pracht wieder eine fachkundliche Exkursion unter dem Thema „Die Vogelstimmen des Birkenbachtals und des Hasselwaldes“. Für die Exkursion konnten als ausgewiesene Expertinnen, die Naturschutzmanagerin Linda Bödger sowie Jessica Gelhausen von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Altenkirchen gewonnen werden.

Die Expertinnen zeigten sich bereits zu Beginn der Exkursion zuversichtlich, dass wir trotz des für eine Vogelstimmenexkursion relativ späten Beginns (9.00 Uhr) wohl recht viele unterschiedliche Vögel wahrnehmen könnten. Das läge auch daran, dass es sich bei dem Areal beim Kloster Hassel um wertvolle Offenlandbiotope handelt wie zum Beispiel artenreiche Feuchtwiesen, die durch eine naturnahe Bewirtschaftung erhalten werden.

Diese Erwartung wurde auch voll erfüllt. Unmittelbar beim Kloster zeigten sich die Blau- und Kohlmeisen, die Amseln und die Bachstelzen sowie Gartenrotschwänzchen und Rotkehlchen. So lernte man die unterschiedlichen Gesänge und Rufe dieser Vögel kennen und dass die Laute eines Vogels auch ganz verschiedene sein können und unterschiedliche Bedeutungen haben wie Territorialgesänge, Lock – und Gefahrenrufe.

Über einen steilen Weg des Klosters Hassel, dem alten Schulweg von Hassel nach Pracht, begaben sich die zahlreichen Teilnehmenden langsam hinunter Richtung Birkenbach-Aue. In diesem vom Hasselwald umgebenen Gelände machten die Expertinnen auf die Rufe der Mönchsgrasmücke und des Zilpzalps aufmerksam, für die dieser Wald ein typisches Habitat ist. Nicht immer gelang es, die singenden Vögel zu sehen. Die Expertinnen hatten natürlich vorgesorgt und zeigten Bilder der Vogelarten, die hinter den Gesängen steckten. So erfuhren die Teilnehmer, dass die Mönchsgrasmücke, die ein Zugvogel ist, heutzutage auch öfter bei Siedlungen lebt.

Bei dieser Gelegenheit erfuhr man gleich mehr zu Zugvögeln: Vogelarten, die im Herbst wegziehen, brauchen Insektenkost, Vogelarten, die im Winter hierbleiben, benötigen Samen und Körner. Deren Junge brauchen zunächst oft Insekten. Wenn sie schlüpfen, sind auch bereits Insekten da.

In diesem Moment erlebte man eine Überraschung: die Expertinnen machten auf den Gesang des Waldlaufsängers, einem in dem Areal seltenen Vogel, aufmerksam. Immer wieder zeigte sich das hohe Wissen der Expertinnen, die Gesänge und Rufe ganz exakt den dazugehörigen Vögeln zuordnen konnten.

In der Birkenbach-Aue angekommen, ging es bachaufwärts. Dort entwickeln sich nun nach dem Weggang von Fichten an den Talflanken für die Tierwelt wertvolle Sukzessivflächen für die Vogelwelt, Insekten, Reptilien und Amphibien. Zusammen mit der Aue befindet sich hier eine Vielfalt verschiedener wertvoller Mosaikflächen, die für eine Vielzahl verschiedener Tiere Habitate bilden. Hier stellten die Expertinnen Gartenbaumläufer, Baumpieper, Neuntöter und Wintergoldhähnchen vor. Beim Wintergoldhähnchen ist interessant, dass es für sein Überleben Fichten braucht. Sie benötigen als Futter bestimmte Springschwänze, die insbesondere bei Fichten vorkommen. Douglasien können die Fichten für das Überleben der Wintergoldhähnchen nicht ersetzen. Dort kommen diese Tiere nicht vor. Sie sind übrigens die kleinsten europäischen Singvögel mit 5 Gramm Gewicht. Zu erkennen sind sie insbesondere durch den charakteristischen “Irokesenschnitt“.

So begab man sich talabwärts, begleitet vom plätschernden Birkenbach, der sich hier in vielen Mäandern munter entlang schlängelt und erfuhren, dass hier die Wasseramsel mit ihrem charakteristischen weißen Brustgefieder lebt, die als einziger einheimischer Vogel dieser Art tauchen kann. Am Bach gibt es auch einige Totholzbäume aus Weichholz, wertvolle Habitate für Kleinspechte, die diese Art Holz benötigen. In diesem Moment hörten man interessante Laute und erfuhr, dass diese zum Kolkraben gehören, der in letzter Zeit ein großes Comeback in diesen Breiten feiert.

Nach weiterem, sehr lebendigem Austausch nahmen man den Weg zurück Richtung Kloster und just in diesem Moment tauchte ein, einen Baum hochkletternder Kleiber auf, auf den die Expertinnen aufmerksam machten. Interessant zu erfahren war, dass das Wort ‚Kleiber‘ von ‚Kleber‘ kommt. Dieser Vogel verklebt zur eigenen Sicherheit den Eingang von Bruthöhlen – etwa frühere Bruthöhlen von Spechten – mit Lehm soweit, dass er gerade durchpasst. Als einziger Vogel kann er auch kopfüber den Stamm hinunterlaufen.

Oben am Freisitz angekommen, war es bereits fast Mittag. Bei leckerer Linsensuppe und bei vom Förderkreis erzeugten Apfelsaft von den klostereigenen Streuobstwiesen, ließen man die Zeit, immer mal beäugt von einem Kohlmeisenpärchen, das in einer in der Nähe stehenden großen Vase gerade ein Nest baut, ausklingen. Die Teilnehmer hatten zwar den am Birkenbach lebenden Eisvogel an diesem Morgen nicht gesehen, waren aber durch viele andere Vögel und phantastisches Wissen der Expertinnen, voll auf ihre Kosten gekommen.

Verdienst der Expertinnen ist auch, dass diese Exkursion das Interesse neuer Ehrenamtlicher weckte, an den nächsten Naturtagen im Herbst in der Bachaue mehr kennenzulernen und aktiv mitzuwirken bei allerlei Renaturierungen. Schließlich kann nur durch alljährliche Pflege in Renaturierungsmaßnahmen der traditionelle alte Charakter dieses Kleinodes der Natur erhalten und der vielseitige Artenschutz gesichert werden.

Die nächsten Naturtage zur Pflege dieses schönen Fleckens der historischen Kulturlandschaft werden vom 30. September bis 6. Oktober 2025 stattfinden. Eine Teilnahme ist auch tage- oder stundenweise möglich. Eingebettet sind auch hier Exkursionen und fachkundliche Beiträge. So werden die Gäste am 2. Oktober 2025 (DO) um 9.00 Uhr durch Forstwirt Vladimir Ksimitov und seine Auszubildenden Interessantes und Nützliches zur forstwirtschaftlichen Landschaftspflege und der hierbei verwendeten Handgeräte erfahren. Am Nachmittag desselben Tages um 14.00 Uhr folgt eine fachkundliche Exkursion von Monika Runkel, der Leiterin des Forstamtes Hachenburg und des Waldbildungszentrums sowie Förster Siegfried Rohs. Bei dieser Exkursion mit dem Thema “Antworten zukunftsfähiger Holznutzung“ lernt man viel über die maßvolle Nutzung von Holz, die sogar hilfreich für die Wälder sein kann.

Beitrag teilen