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RHEINLAND-PFALZ – Medizinische Angebote besser abstimmen

Veröffentlicht am 5. November 2024 von wwa

RHEINLAND-PFALZ – Medizinische Angebote besser abstimmen

Eine bessere Abstimmung der medizinischen Versorgung von Krankenhaus und Arztpraxis kann den Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich lindern und das Gesundheitswesen finanziell entlasten. Darauf hat die Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Dunja Kleis, beim zehnten BARMER-Länderforum im Erbacher Hof in Mainz hingewiesen. Sie sagte: „Durch die geplante Krankenhausreform sollen Kliniken als sogenannte sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung medizinische Behandlungen vornehmen dürfen, die normalerweise in Arztpraxen erbracht werden. Sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen sind eine begrüßenswerte Idee, allerdings ist wichtig, dabei ein aufeinander abgestimmtes medizinisches Angebot von Arztpraxen und Kliniken gesetzlich herbeizuführen.“ Nah beieinanderliegende Kliniken und Facharztpraxen führten teils die gleichen medizinischen Behandlungen zu unterschiedlichen Preisen durch, was unnötig viel Fachpersonal binde und für das Gesundheitssystem teuer sei.

BARMER möchte echte Strukturveränderung anstreben

Martin Till, Landesgeschäftsführer der BARMER in Hessen, sagte: „Eine ineffiziente Gesundheitsversorgung können wir uns zukünftig nicht mehr leisten. Denn weder die Qualität der Versorgung noch die entstehenden Kosten dürfen sich noch weiter zum Nachteil der Patientinnen und Patienten entwickeln. Wir müssen deshalb aufhören, Geld und Personal in Strukturen zu binden, die nicht zukunftsfähig sind und anfangen, gemeinsam echte Strukturveränderung anzustreben.“

Augurzky: Fachkräftemangel im Gesundheitswesen nimmt stark zu

Professor Boris Augurzky, gesundheitspolitischer Sprecher am RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Vorstandsvorsitzender der Rhön Stiftung, wies darauf hin, dass die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter bis zum Jahr 2035 deutlich zurückgehen wird: „Eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre ist der Fachkräftemangel, der in besonderem Maße das Gesundheitswesen betreffen wird. Sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen, die ein wesentlicher Baustein der Krankenhausreform zur Optimierung der Krankenhausstruktur in den Regionen sind, bieten die Chance, die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser zu verbessern, das Personal zu entlasten und für eine höhere medizinische Qualität sorgen.“ Das Potenzial gerade unter den vielen kleineren Kliniken in Deutschland für die Umwandlung in eine sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung sei immens.

„Sektorenübergreifende Versorgung wird nur einseitig gedacht“

Dr. Andreas Bartels, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, sagte: „Reformen im System der gesetzlichen Krankenversicherung sind ein bedeutender Schritt in Richtung einer effizienteren und patientenorientierteren Gesundheitsversorgung. Die Stärkung des solidarischen Charakters unseres Gesundheitssystems und die Möglichkeit für Versicherte, kostenbewusste Entscheidungen zu treffen, sind essenziell, um bestehende Fehlanreize zu korrigieren. Die Einführung gestufter Notfallstrukturen und die Erweiterung des Hybrid-DRG-Katalogs sind wichtige Maßnahmen, um das Ambulantisierungspotenzial zu heben. Allerdings sieht es aktuell eher nach einer Einbahnstraße aus, da die sektorenübergreifende Versorgung nur einseitig gedacht wird. Der ambulante Bereich wird bisher nicht richtig eingebunden und berücksichtigt. Wir müssen sicherstellen, dass alle Sektoren gleichberechtigt eingebunden werden, um eine ganzheitliche und nachhaltige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.“

Optendrenk: „Unnötige Bürokratie ist zu vermeiden“

Dr. Sonja Optendrenk, Staatssekretärin im hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, sagte: „Für eine erfolgreiche Transformation bestehender Krankenhausstandorte in sektorenübergreifende Versorgung ist eine gute Abstimmung in der Region besonders wichtig. Kommunen, Krankenhausgesellschaft, Vertragsärzteschaft, Krankenkassen und das Land müssen bei der Beurteilung der Bedarfsnotwendigkeit und Bedarfsgerechtigkeit zusammenarbeiten. Unnötige Bürokratie ist zu vermeiden.“

Gramminger: „Was wir brauchen, sind klare Vorgaben“

Professor Steffen Gramminger, geschäftsführender Direktor der hessischen Krankenhausgesellschaft, sagte: „Seit vielen Jahren versucht die Gesundheitspolitik die Sektorengrenzen zu überwinden und durchlässiger zu machen. Durch die Verzahnung verschiedener Versorgungsbereiche sollen Synergien geschaffen und das Gesundheitssystem effizienter gestaltet werden. Belegärzte, integrierte Versorgung oder die ambulante spezialärztliche Versorgung haben bisher nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt. Mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz sollen es jetzt die sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtungen richten. Die Ideen der Regierungskommission erinnern aber eher an eine eierlegenden Wollmichsau, die Rahmenbedingungen im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz gleichen für die Leistungserbringer als große Wundertüte und die Leistungserbringer selbst werden aufgrund des wirtschaftlichen Überlebenskampfes zu den Bewahrern alter Strukturen. Was wir brauchen, sind klare Vorgaben, wirtschaftliche Sicherheit, Vertrauen und Perspektiven für die Mutigen und Innovativen.“