PRACHT – Fachkundliche Natur-Exkursion unter dem Thema
Veröffentlicht am 17. Mai 2024 von wwa
PRACHT – Fachkundliche Natur-Exkursion unter dem Thema: Die Vielfalt des Birkenbachtals“ beim buddhistischen Kloster Hassel
Im Mai dieses Jahres organisierte der Förderkreis des buddhistischen Klosters Hassel/Pracht wieder eine fachkundliche Exkursion unter dem Thema „Die Vielfalt des Birkenbachtals“. Schwerpunkt war dieses Mal die Flora auf den Wiesen beim Kloster und in der Birkenbach-Aue. Für die Exkursion konnten als ausgewiesene Fachleute die Naturschutzmanagerin Linda Bödger sowie Christian Heidtmann von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Altenkirchen gewonnen werden, die von Luisa Geilhausen als ebenfalls versierten Pflanzenkennerin zusätzliche Unterstützung erhielten.
Bei bestem Wetter begaben sich die sehr zahlreichen Teilnehmenden über die Streuobstwiesen des Klosters hinunter in das Birkenbachtal.
Den ersten Halt machte die Exkursion bereits auf den Streuobstwiesen, weil sie im Mai voller Blühpflanzen und interessanten Gräsern stehen. Die Teilnehmenden erfuhren, dass diese Art Wiese auch Glatthaferwiese genannt wird, da hier auch der Glatthafer vorkommt. Die Glatthaferwiesen, die den alten traditionellen Charakter einer Wiese repräsentieren, werden immer seltener. Sie müssen intensiver genutzten Wiesen weichen.
An dieser Stelle erklärten die Experten das Förderprogramm Vertragsnaturschutz „Kennarten des Artenreichen Grünlands“. Ziel des Kennartenprogramms ist der Erhalt und die Entwicklung von Grünland in artenreicher, standortgerechter Ausprägung. Im Kennartenprogramm wird der angestrebte Zustand durch das Vorkommen von leicht zu bestimmenden Grünlandarten (Kennarten) nachgewiesen. In diesem Zusammenhang zeigten die Experten eine ganze Reihe von Blühpflanzen wie u.a. den Gamander-Ehrenpreis, die Schafgarbe, den Kriechenden Günsel sowie Platterbsen und Wicken.
Das hier auch vorkommende Wiesenschaumkraut – lernten wir – ist ein Indikator für diesen Wiesentyp, denn es ist auf intensiv genutzten Wiesen nicht vorhanden.
In der Bachaue angekommen, bemerkten wir zunächst die vielen temporären kleinen Tümpel, die dieses Jahr aufgrund der ergiebigen Niederschläge wieder voll mit Wasser gefüllt sind. Es freute alle, dass diese Tümpelchen voller Leben, insbesondere Kaulquappen sind. 2024 verspricht damit zumindest für den Bereich des Birkenbachtals endlich wieder ein Jahr des signifikanten Anstiegs der Frosch- und Krötenpopulationen zu werden.
Durch die Wegnahme der dürren Fichten auf einer Parzelle der Bachaue im letzten Jahr, kann nun ein lichtes Auenwäldchen entstehen, das am Boden von den spezifischen Pflanzen dieses Standorts getragen wird. Die Experten wiesen auf die hierdurch entstandene Möglichkeit der Vernetzungen offener Grünlandflächen und Pflanzen hin, die den Genpool erheblich verbessern kann.
Die am Birkenbach stehenden alten und zum Teil abgestorbenen Weiden sind nach Auskunft der Experten ein Refugium für die immer seltener werdenden Kleinspechte.
Am Birkenbach, der völlig von Begradigungsmaßnahmen verschont, fröhlich plätschernd durch die Aue mäandriert, wurden uns die Begriffe Prall- und Gleithänge nähergebracht: Auf die Prallhänge prallt das Wasser auf und auf der anderen Seite des Baches entstehen Kies- und Schotterbänke, über die das Wasser ruhiger gleitet.
In diesem Bereich der Birkenbach-Aue leuchteten gerade in schöner gelber Farbe die Blüten der Sumpfdotterblume auf und auch auf Mädesüß und den Großen Wiesenknopf, der Wirtspflanze für den Ameisenbläuling ist, wurde hingewiesen.
Danach begab sich die Exkursion auf eine der etwas abgelegeneren Wiesen, auf denen u.a. das Echte Labkraut, die Margarite und die Zypressenwolfsmilch vorkommen. Auch hier wurde von den Experten darauf hingewiesen, dass diese Pflanzen zu den Kennarten gehören. Der Hinweis auf die Kennarten zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Exkursion und gab uns auch durch Aufzeigen der Pflanzen in der Broschüre des rheinland-pfälzischen Landesamts für Umwelt „Vertragsnaturschutz Kennarten“ strukturelle Orientierung. Mit Freude wurde vernommen, dass das Grünland beim Kloster eine sehr hohe Anzahl der insgesamt 38 Kennarten enthält.
Die für anderthalb Stunden angesetzte Exkursion ging nach über zwei Stunden zu Ende, was den versierten Experten und den wissbegierigen Teilnehmenden geschuldet war.
Ausklang fand die Exkursion dann im offenen Freisitz des Klosters, wo uns vom Förderkreis hergestellter Apfelsaft aus den Streuobstäpfeln und selbst gemachte Schoko-Minze erwartete.
Verdienst der Experten ist auch, dass die Exkursion das Interesse neuer Ehrenamtlicher weckte, an den nächsten Naturtagen im Herbst in der Birkenbach-Aue mehr von diesem Kleinod der Natur kennenzulernen und mitzuwirken bei allerlei Renaturierungsmaßnahmen.
Schließlich kann nur durch regelmäßige Pflege in Renaturierungsmaßnahmen der traditionelle Charakter dieser Landschaft erhalten und der vielseitige Artenschutz gesichert werden. Dies erfolgt durch engagierten Einsatz ehrenamtlich Tätiger.
Die nächsten Naturtage zur Pflege dieses Kleinodes der historischen Kulturlandschaft werden vom 02. bis 07. Oktober stattfinden. Eingebettet sind hier auch weitere Exkursionen und fachkundliche Beiträge. Eine Teilnahme ist auch tage- oder stundenweise möglich.