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BUCHHOLZ – Pflanzaktion Grundschule und Gemeinde Buchholz

Veröffentlicht am 21. April 2024 von wwa

BUCHHOLZ – Pflanzaktion Grundschule und Gemeinde Buchholz – Grundschule Buchholz setzt sich mit der Gemeinde für die Artenvielfalt ein

Zusammen mit dem Artenschutzprojekt Wiesenknopf-Ameisenbläulinge der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz, der Ortsgemeinde Buchholz und der Verbandsgemeinde Asbach pflanzen Kinder der ersten Klasse aus der Grundschule Buchholz Großen Wiesenknopf und helfen damit seltenen Schmetterlingsarten.

Ausgestattet mit Gummistiefeln, Schäufelchen und Setzlingen haben am Montag 13 Grundschulkinder mit großem Spaß Löcher gebuddelt und Großen Wiesenknopf – eine heimische mehrjährige Pflanze – im Hohlweg nahe der B8 bei Griesenbach gepflanzt. Dass es ausgerechnet diese Pflanze war, hat einen besonderen Grund.

Im Norden der Verbandsgemeinde (VG) Asbach sind – neben einem kleinen isolierten Vorkommen bei Neustadt – die letzten bekannten Vorkommen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris nausithous) im Landkreis Neuwied zu finden. Dabei handelt es sich um eine gefährdete und sehr spannende Schmetterlingsart, die europaweit durch die FFH-Richtlinie (EU-Richtlinie für den Schutz wildlebender Arten und ihrer Lebensräume) und in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt ist.

Ihr Überleben ist an das Vorkommen von zwei anderen Arten gebunden. Wie viele weitere Schmetterlinge haben die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge eine Wirtspflanze – den Großen Wiesenknopf. Er wird von den erwachsenen Faltern als Nahrungsquelle, Ruhe-, Paarungs- und Eiablageplatz genutzt und die Raupen ernähren sich in den ersten Wochen ausschließlich von der Blüte dieser Pflanze. Bei der zweiten Art handelt es sich um eine Ameise. Wenn die Raupen nach kurzer Zeit die Wiesenknopfblüten verlassen, ziehen sie zur Überwinterung in ein Ameisennest um. Dafür müssen sie von bestimmten Ameisen gefunden und nach einem komplexen Ritual von ihnen „adoptiert“ werden. Es wird vermutet, dass die Raupen ihnen dabei vortäuschen Ameisenlarven zu sein. Die Raupen leben dann bis zu 9 Monate räuberisch von der Ameisenbrut. Sie sind Künstler der Tarnung – durch Aussehen, Gerüche und Geräusche täuschen sie die Ameisen so, dass diese sie nicht als Feind erkennen können.

Doch warum muss man sich für diese Schmetterlinge engagieren? Dass die Artenvielfalt allgemein zurückgeht wird bereits seit einiger Zeit in vielen Medien berichtet. Die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge – es gibt zwei Arten, den Hellen und den Dunklen – treffen Veränderungen der umgebenden Bedingungen wegen ihres komplexen Lebenszyklus härter als andere Arten. Wenn der Große Wiesenknopf verschwindet, oder zur Flugzeit nicht blüht, können die Falter nicht auf andere Pflanzen ausweichen. Daher werden vom Artenschutzprojekt der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) in Kooperation mit den Bewirtschafter:innen Flächen mit Großem Wiesenknopf bepflanzt und die Bewirtschaftung dieser oder weiterer bereits geeigneter Flächen angepasst.

Von wechselfeuchten Wiesen und Weiden, wo die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge vorkommen, und einer angepassten Bewirtschaftung profitieren viele weitere Tier- und Pflanzenarten, die im Sommer auf der Suche nach Nahrung und Versteckmöglichkeiten sind. Die Ortsgemeinde (OG) Buchholz ist bereits 2021 und als erste Gemeinde überhaupt mit eigenen Flächen in das Projekt eingestiegen. „Es ist schon toll, dass wir eine so besondere Art direkt vor der Haustüre haben. Deswegen haben wir gemeinsam mit dem Projekt geeignete Flächen gesucht um als Gemeinde einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten.“ berichtet Ortsbürgermeister Konrad Peuling. Und weiter „Der Beigeordnete Ulrich Dammann hat das weitere Vorgehen mit dem Projektteam organisiert und so konnten wir bereits vier Flächen am Neubaugebiet bepflanzen lassen und nun folgt der Bereich an der Gedenkstätte. Wir sind gespannt, ob und wann die Schmetterlinge auf diesen Flächen auftauchen.“.

Dass die Flächen am Neubaugebiet grundsätzlich geeignet sind, wurde 2023 auch durch eine Untersuchung der vorkommenden Ameisen bestätigt. Für die jetzige Pflanzaktion hat der Klimaschutzbeauftragte der VG Asbach, Thomas Günster eine Zusammenarbeit mit der Grundschule Buchholz organisiert. Schulleiterin Christa Theis hat sofort zugesagt mit ihrer eigenen Klasse an der Aktion teilzunehmen. „Für unsere Schülerinnen und Schüler ist das eine tolle Abwechslung vom Schulalltag. Und dabei noch etwas über unsere Natur hier vor Ort zu lernen ist natürlich besonders spannend. Da die Kinder alle im Umkreis wohnen, können sie den Erfolg der Aktion dann auch selbst beobachten und im Sommer die Schmetterlinge anschauen. Mit der Vorfreude macht das Pflanzen gleich noch mehr Spaß.“ freut sich Christa Theis.

Für die Vernetzung der einzelnen Vorkommen ist wichtig, dass es immer wieder kleine Bereiche wie Randstreifen oder Inseln als sogenannte Trittsteine gibt, zwischen denen sich die Populationen bewegen und genetisch austauschen können. Die Fläche am Hohlweg ist dafür nicht zufällig ausgesucht worden. „Eigentlich wäre dieser Bereich vom Boden und der Vegetation her nicht unsere erste Wahl. Aber an der B8 befindet sich eines der bedeutendsten Vorkommen des gesamten Landkreises. Das wird bereits seit fast 20 Jahren von zwei Ehrenamtlichen aus NRW regelmäßig untersucht und der Trend der letzten Jahre geht leider stetig bergab. Deshalb versuchen wir, die Population in beiden Richtungen in die Fläche zu bekommen um sie stabiler zu machen.“ erklärt Leah Nebel, Projektleiterin des Artenschutzprojektes. Und ihre Kollegin Linda Müller ergänzt „Südlich der B8 haben wir bereits vor mehreren Jahren begonnen mit engagierten Eigentümern Flächen für die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge vorzubereiten. Den Weg dorthin müssen sie aber erst einmal finden. Dazu sollen die Pflanzen im Hohlweg beitragen und sozusagen den Weg weisen. Wir hoffen, dass das klappt.“ Bis der neu gepflanzte Große Wiesenknopf blüht, wird voraussichtlich noch einige Zeit vergehen.

Hintergrund: Die Förderung des Artenschutzprojektes erfolgt über EU- und Landesmittel aus dem ELER-Förderprogramm „Entwicklungsprogramm EULLE“. Das Projekt verfolgt einen kooperativen Ansatz, wobei der Fokus auf der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und Gemeinden liegt.

Mit einem Budget von ca. 1,3 Mio. € sollen im Norden von Rheinland-Pfalz zahlreiche Habitate für die Schmetterlinge verbessert oder wiederhergestellt werden. Die noch vorhandenen Populationen sollen ausfindig gemacht und langfristig gesichert werden. Begleitet wird das Projekt durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Bis Sommer 2025 sollen bis zu 200 ha Flächen in geeignete Habitate mit einer angepassten Nutzung überführt werden.

Fast zeitgleich startete im Nachbarland Nordrhein-Westfalen ein ähnliches Projekt in den Landkreisen Euskirchen und im Rhein-Sieg-Kreis. Besonders grenzübergreifende Populationen werden von der engen Zusammenarbeit der beiden Projekte profitieren können. Das NRW-Projekt wird federführend von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. für die beiden Biologischen Stationen der beteiligten Kreise durchgeführt.