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WEYERBUSCH – „Es braucht politisches und fachliches Umdenken“

Veröffentlicht am 13. April 2024 von wwa

WEYERBUSCH – „Es braucht politisches und fachliches Umdenken“ – Eckhard Hölzemann referierte zum Thema Wasser

Auf Einladung der Bürgerinitiative gegen Ortsumgehungen an der B8 (BI noB8Ou) kam Dipl. Ing. Eckhard Hölzemann, Fachmann für Wasserbau und Wasserwirtschaft, zu einem gut besuchten Vortrag im Gesellschaftssaal des Brodvereins im Gasthof zur Post in Weyerbusch.
Der ausgewiesene Kenner der Region – Hölzemann steht für das Hochwasser- und Sturzfluten-Vorsorgekonzept der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld – hatte sich nach dem Fachvortrag von Prof. Dr. Reggiani im Dezember 2023 bereit erklärt, eine regionale Betrachtung der kritischen Wasserlage anzuschließen.
Marein Osten-Sacken von der BI begrüßte den Referenten und die Gäste und erklärte die „brennende Sorge der BI seit der ersten Stunde“, dass im Falle von Trassenbauten an den betroffenen Flächen mit ihren Bächen, Quellen, Feuchtgebieten und Mooren noch gravierendere Schäden in Kauf genommen würden, als ohnehin schon bestehen: „Wasser ist kein Pipifax. Wir haben vom Wasser zu lernen, nicht umgekehrt.“
Hölzemann betonte, dass er sich auf die sachlichen und fachlichen Aspekte seines Themas konzentrieren werde. Er ging von den allgemein bekannten problematischen Veränderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus und wies ihre Bedeutung für die regionale Natur, Landwirtschaft und bebaute Flächen auf. Vieles davon werde nicht gewusst bzw. nicht veröffentlicht. Entsprechend lasse der notwendige Paradigmenwechsel in der Öffentlichkeit – auch in der Fachwelt und in der Politik – auf sich warten, obgleich akuter Handlungsbedarf bestehe.
Zwar haben wir keine Einwirkungsmöglichkeit auf die klimatologischen Ursachen, führte Hölzemann aus, aber die Verantwortung für einen angepassten Umgang mit dem Wasser innerhalb unserer Einflussbereiche sei groß und alternativlos, da wir ohne Wasser keine Nahrung erzeugen können. Die Grundwasserneubildung ist in den vergangenen 20 Jahren um ca. 25% zurückgegangen. Dabei sind wir längst noch nicht so schlimm dran wie viele östliche Regionen Deutschlands, in denen es in den vergangenen Jahren noch sehr viel weniger geregnet hat.
Die Dürreperioden der vergangenen Jahre haben zu mittel- und langfristigen Schäden bei Flora und Fauna geführt, die nicht nur die Fichten, sondern den gesamten Wald betreffen. Wir sehen an älteren und alten Laubbäumen Trockenschäden nicht nur in den Kronen, sondern auch im Wurzelbereich. Dies beeinträchtigt deren Standsicherheit.
Ausgetrocknete Bachläufe und trockengefallene Tümpel füllen sich zwar wieder und sehen dann aus wie zuvor, aber hier hat es dann einen „Totalverlust“ gegeben.
Mit zunehmender Temperatur werden die Extremereignisse häufiger auftreten und es ist mit einer höheren Intensität zu rechen. Hölzemann zitierte Zahlen aus der Fachwelt (u. a. Leschs Kosmos Spezial), insbesondere wenn das 1,5° Grad-Ziel nicht eingehalten wird: 21% statt 11% bedrohte Landflächen bei Überschwemmungen; 88% statt 52% bedrohte Landflächen bei Hitzerekorden.
Angesichts dieser fundamentalen Bedrohung muss die dringliche und komplexe Frage beantwortet werden, was zu tun ist. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Verbesserung des Wasserrückhaltes in den Flächen. Hölzemann betonte: „Der Abfluss von versiegelten Flächen darf künftig nicht größer sein als von nicht versiegelten Flächen.“ Dies sei notwendig, gegenwärtig aber lediglich ein Wunsch, zu dessen Verwirklichung komplexe und aufwändige Maßnahmen erforderlich seien. Ohne solches Umdenken und den Aufbau entsprechender Strukturen könne nicht angemessen auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen reagiert werden. Wasserrückhalt müsse in jeder Hinsicht ganz neu gedacht und umgesetzt werden. Dies betreffe alle Bereiche gleichermaßen: Wald, Wiesen, landwirtschaftlich genutzte und bebaute Flächen.
Am Beispiel der Ortslage Weyerbusch machte Hölzemann abschließend die Erfordernisse und das Potential solcher Veränderungen deutlich: Das Wasser im Siedlungsbereich fließt entlang der Straßen, und es gibt kaum ausreichende Rückhalteflächen, obwohl reichlich Grünflächen vorhanden sind, die sich jedoch überwiegend in privater Hand befinden.
Baugebiete müssten mit sehr viel mehr Raum für Regenrückhaltungen als bisher geplant werden, damit der Abfluss aus bebautem Gebiet nicht größer ist als in unbebautem Zustand. „Wir kriegen die gewachsenen Strukturen heute und morgen nicht aufgebrochen. Vielleicht in 20 Jahren. Aber wir müssen anfangen! Zum Beispiel in Weyerbusch, sonst brauchen wir an Sieg und Wied nicht weiterzumachen“, lautete Hölzemanns ernste abschließende Mahnung.
Die von der BI in dem anschließenden Gespräch angesprochene Versiegelung von Flächen durch Straßentrassen ordnete Hölzemann als eines der vielfältigen Probleme des Wasser-Themas ein. Er wies darauf hin, dass es künftig dringend weiteren technischen Aufwand erfordere, Schmutzeinträge aus dem Straßenverkehr auch nur annähernd zu kontrollieren, bevor sie in unsere Bäche und Flüsse gelangen. Die Versiegelung als solche sei allerdings dann ein Problem, wenn keine ausreichenden Wasserrückhalte entlang der Trassen und in der Fläche vorgesehen würden. Dies bedeute deutlich mehr Inanspruchnahme von Flächen, zudem natürlich Kosten, wenn etwa anstelle einer 20 bis 30 Meter breiten Trasse noch einmal ebenso viel Gelände als Rückhaltefläche vorgesehen werden müsste. Fotos: BI/Eckhard Osten-Sacken