ALTENKIRCHEN – 100. Geburtstag von Klaus Immer – Christ, Menschenfreund, Sozialdemokrat
ALTENKIRCHEN – 100. Geburtstag von Klaus Immer – Christ, Menschenfreund, Sozialdemokrat
Klaus Immer wäre am 9. März 2024 100 Jahre alt geworden. Wer ist Klaus Immer? Das werden viele jüngere Menschen fragen, aber ältere Generationen werden sich womöglich daran erinnern, dass Klaus Immer bei der Bundestagswahl 1972 auf spektakuläre Weise erstmals den Wahlkreis Neuwied-Altenkirchen für die SPD gewonnen hat. Bundesweit bekannt wurde sein damaliges Wahlplakat, das heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin ausgestellt ist. Es zeigt die Rückansicht einer unbekleideten jungen Frau auf einem Motorrad mit einem Aufkleber, auf dem zu lesen war: „Klaus Immer SPD“. Damit wollte er für die damalige Zeit modern aber sehr gewagt, die junge Generation für Politik interessieren. Selbst in den freizügigen 70er Jahren war es durchaus mutig, mit diesem Plakat in den Wahlkampf zu ziehen. Ob Immer den Wahlkreis wegen dieses Plakats oder eher im Sog der der legendären „Willy-wählen-Wahl“ gewonnen hat, ist eine offene Frage.
In einer Pressemitteilung des SPD-Ortsvereins Raiffeisenland erklären die Vorsitzende Daniela Hillmer-Spahr und ihre Vorgängerin Anka Seelbach: „Angesichts der großen Verdienste um unser demokratisches Gemeinwesen wollen wir dieses Datum zum Anlass nehmen, an Klaus Immer zu erinnern“. Es war die Jugendarbeit in der evangelischen Kirche, die den Ostfriesen Klaus Immer in die kleine Kreisstadt Altenkirchen geführt hat. Doch von vorn: Der im ostfriesischen Manslagt geborene Pastorensohn wuchs in der Hafenstadt Emden auf. Nach dem Abitur musste er seinen Kriegsdienst leisten und kam in Gefangenschaft. In die Heimat zurückgekehrt, nahm er das Studium der Agrarwissenschaften auf, um im landwirtschaftlichen Lehr- und Beratungsdienst tätig sein zu können. Noch während seines Studiums in Bonn übernahm er die Ausbildung geistig behinderter Kinder und Jugendlicher in der Landwirtschaft.
Die Ev. Kirche im Rheinland wurde auf ihn aufmerksam und bot ihm an, in Altenkirchen die ländliche Jugend- und Erwachsenenbildung aufzubauen. Als Landjugendreferent der Ev. Kirche im Rheinland hatte er großen Anteil am Wachstum des Bildungsstandortes Altenkirchen.
Die deutsche Teilung und die Benachteiligung des ländlichen Raums als Problem erkannt
Er gründete die Landvolkhochschule Rheinland und die Landjugendakademie, die in den 1970iger Jahren miteinander verbunden wurden. In seiner Tätigkeit als Geschäftsführer wurde er mit den sozialen und politischen Verhältnissen der vernachlässigten ländlichen Regionen konfrontiert. Über die evangelische Jugendarbeit, auch auf Bundesebene, lernte Immer seine Frau Edith kennen, die 1955 aus der DDR übergesiedelt war. Immer arbeitete mit kirchlichen Mitarbeitern aus der DDR zusammen, wobei ihm die Problematik der Teilung Deutschlands deutlich wurde.
Seit 1953 politisch aktiv
Bereits 1953 wurde Klaus Immer politisch aktiv. Er kandidierte für die GVP (Gesamtdeutsche Volkspartei) von Gustav Heinemann für den Deutschen Bundestag, aber vergeblich. 1957 schloss sich Immer der SPD an. Für ihn galt, dass sich Christen nicht nur innerhalb der Kirche engagieren sollten, sondern sich auch für die Nöte und Konflikte in der Politik einsetzen müssen. Es war für ihn selbstverständlich, sich trotz seiner kirchlich geprägten Arbeit aktiv an der Arbeit des SPD Ortsvereins Altenkirchen zu beteiligen. 13 Jahre lang war er Ortsvereinsvorsitzender. Von 1989 bis 1994 vertrat er als Beigeordneter in der Stadt Altenkirchen die Bürgermeister Karl-Heinz Klöckner und Heijo Höfer und blieb bis 1999 Mitglied des Stadtrates. Bereits 1964 wurde Klaus Immer in die Amtsvertretung, später dem Verbandsgemeinderat Altenkirchen gewählt. Das Mandat hatte er bis 1979 inne und war 6 Jahre lang Fraktionssprecher. Von 1974 bis 1999 war er auch Mitglied des Kreistages.
Vier Mal in den Bundestag gewählt
Bei der Bundestagswahl 1972 gewann Immer das Direktmandat im Wahlkreis 197 Altenkirchen-Neuwied. Dreimal (1976, 1980, 1983) zog er über die Landesliste in das Parlament ein. Für seine Verdienste im SPD Ortsverein Altenkirchen wurde er 1997 zum Ehrenvorsitzenden ernannt und in Anerkennung seiner besonderen Verdienste für die Partei wurde er mit der Ehrenmedaille des der SPD Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.
Die SPD-Kreisvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler MdL hebt hervor: „Klaus Immer hat 1972 den Wahlkreis erstmalig direkt gewonnen. Das ist richtig und wichtig. Mindestens ebenso bedeutsam ist, dass er immer ein zugewandter Menschenfreund war, ein Abgeordneter zum Anfassen, der zeitlebens bestrebt war sein christliches Menschenbild in sozialdemokratische Politik zu übersetzen.“