HAMM (Sieg) – Ruf nach Frieden und Gerechtigkeit – Mahnwache auf dem Synagogenplatz in Hamm (Sieg).
Veröffentlicht am 29. Februar 2024 von wwa
HAMM (Sieg) – Ruf nach Frieden und Gerechtigkeit – Mahnwache auf dem Synagogenplatz in Hamm (Sieg).
Sie sollte Mut machen, aber auch zum Gedenken aufrufen: Am 24. Februar 2024 jährte sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine zum zweiten Mal. Aus diesem Anlass fanden sich zahlreiche Teilnehmer zu einer Mahnwache für den Frieden auf dem Synagogenplatz in Hamm (Sieg) ein, zu der die demokratischen Parteien sowie die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden des Kreises und DGB aufgerufen hatten.
Trotz der bedrückten Stimmung wollte man Flagge zeigen, sich mit der Ukraine und den Menschen, die geflüchtet sind oder noch im Kriegsgebiet ausharren müssen, solidarisieren. Musikalischen Ausdruck verlieh diesen Gedanken Jörg Brück aus Etzbach, der Gitarre spielend mit seinen Liedern gegen Ohnmachtsgefühle und Verzweiflung ansang: „…die Felder sind zertrampelt, die Blumen, sie verdorr‘n, die Städte sind zerstört, sag, wie weit geht der Menschen Zorn?“
Flucht aus der Heimat
Als die Ukrainerin Marina Lahutina die einschneidenden Erlebnisse aus ihrer Heimat teilte, merkte man ihr an, dass es ihr schwerfiel, die teils beängstigenden und schrecklichen Erinnerungen in Worte zu fassen. Sie sei mit den Gedanken wieder dort, sagte sie zu Beginn ihrer Ansprache. Vor bewegten Zuhörern berichtete sie von Luhansk und Kiew, beides Städte, in denen sie gelebt hat, bis die ständige Angst und Gewalt unerträglich wurden. Mit zitternden Händen und brüchiger Stimme erzählte Marina Lahutina von einer Nacht, in der sie innerhalb der Sperrstunde alleine nach draußen musste, um Zuflucht zu suchen. Dabei hätte sie jederzeit einem Schuss zum Opfer fallen können. Sie habe Todesangst gehabt. Aber das sei nur ihre – nur eine – Geschichte von vielen.
Zerstörte Kindheit
Wie Tausende und Millionen Andere hat der Krieg die Ukrainerin Freunde, Träume und Pläne verlieren lassen. Dass dieser Krieg auch vor den Jüngsten nicht Halt macht, illustrierten die eindrücklichen Wortbeiträge von Andrea Aufderheide (evg. Kirchenkreis Altenkirchen), Martin Autschbach (evg. Jugendpfarrer und Schulreferent) und Regine Wald (kath. Pastoralreferentin). Sie trugen die schriftlich festgehaltenen O-Töne dreier geflüchteter Jugendlicher vor, die inzwischen in Altenkirchen zur Schule gehen: Alona, Dominik und Ilia vermissen ihre zurückgebliebenen Freunde und Verwandten und machen sich Sorgen um sie. Aber wer wolle zurück in ein Land, in dem es zu gefährlich sei, sich draußen zu bewegen und in dem Freunde und Familie sterben?
Martin Autschbach verwies außerdem auf die erschütternden Berichte über Kinder, die vom Kreml aus besetzten ukrainischen Gebieten nach Russland deportiert wurden – ein Kriegsverbrechen, für das 2023 vom Internationalen Strafgerichtshof Haftbefehl gegen Putin erlassen wurde.
Die Suche nach Hoffnung, Frieden und neuem Mut
Diese und andere Gräueltaten versuchen die Bedeutung Demokratie und Menschlichkeit zu untergraben. Doch „Jeder tote Soldat ist einer zu viel“, gemahnte Aufderheide in ihrem Wortbeitrag, während Jörg Brück ebenfalls sang: „Wär‘ es nicht schöner zu erleben, dass sich die Menschheit respektiert, Vernunft gewinnt und der Hass verliert?“
Nach einem gemeinsamen, stillen Gedenken an die Opfer des Krieges, rief Brück dazu auf, das letzte Stück vom Abschlusslied der Mahnwache „We Shall Overcome“ zusammen zu singen: Ein melancholischer Song, der aber selbst in dunklen Stunden die Suche nach der Hoffnung nicht aufgeben will. (jr)