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NABU Altenkirchen führte durch die Kircheiber Heide

Veröffentlicht am 15. August 2023 von wwa

KIRCHEIB – Schatzkiste Leuscheid – NABU Altenkirchen führte durch die Kircheiber Heide

Trotz Regen und Kälte fanden sich über zwanzig Interessierte am Wanderparkplatz Kirchstraße in Kircheib ein, um die mehrstündige Wanderung in der NABU-Veranstaltungsreihe „Neugier genügt …“ unter sachkundiger Führung des Diplom-Biologen Immo Vollmer durch die „Schatzkiste Leuscheid“ mitzumachen. Diese Veranstaltungen führen alle Interessierten, ob jung oder alt, in die Landschaft „vor unserer Haustür“, wie die Vorsitzende des NABU Altenkirchen, Jutta Seifert, erläuterte. Das Naturerlebnis und Kennenlernen von Schönheit und Wert unserer nächsten Umgebung stehen dabei im Vordergrund, aber auch die Frage, was wir selbst zu ihrem Erhalt beitragen können (www.nabu-altenkirchen.de).

Bereits am Treffpunkt beeindruckten die atemberaubenden Aussichten in die reich strukturierte Landschaft der Leuscheid. Die Heide erstreckte sich allerdings in den letzten Jahrhunderten über ein weitaus größeres Areal. Berichtet wird von einer durchgehenden Heidelandschaft zwischen Uckerath und Kircheib. Entstanden ist die Heide durch eine historische Landnutzungsform. Hierbei wurde der Bewuchs abgeplackt und als Einstreu in den Ställen benutzt. Damit einher ging eine zunehmende Nährstoffarmut des Bodens, so dass sich nur noch die anspruchslose Heide und verschiedene Gräserarten erhalten konnten.

Das Moor- und Heidegebiet bei Kircheib ist ein streng geschütztes Naturschutzgebiet (NSG). Es setzt sich aus zwei unterschiedlichen Bereichen zusammen. Während im kleinen Heidemoor am westlichen Ortsrand, von Vollmer liebevoll das „Möörchen“, genannt Lungenenzian, Glocken- und Besenheide sowie seltene Orchideen und Gräser blühen, zeigte sich das Nassmoor unmittelbar neben der B8 schon früher im Jahr in voller Blüte des seltenen Wollgrases.

Unvorstellbar, dass hier eine Straße gebaut werden dürfte! Nicht nur der NABU Altenkirchen, sondern auch Kircheiber Mitwandernde sind entsetzt darüber, dass die Schutzgebiete und auch die schöne Wiesenlandschaft um Kircheib bis hin zu den waldigen Hängen der Leuscheid östlich von Reisbitzen vom Bau einer Umgehungsstraße zur B8 großflächig bedroht sind. Auch anwesende Aktive der Bürgerinitiative gegen Ortsumgehungen der B8 in Rheinland-Pfalz sind empört: Nicht nur wertvolle Biotope, sondern der Gesamtzusammenhang der Landschaft würden ohne Not zerstört. Wer sich für den Erhalt einsetzen möchte, ist herzlich eingeladen, sich der Bürgerinitiative anzuschließen (www.noB8OU).

Vollmer fasste zusammen: „Es ist nach dem europäischen Naturschutzgesetz ausgeschlossen, dass so eine Trassenführung erlaubt würde. In Kircheib steht man nicht im Stau. Eine Ortsumgehung würde keine Minute Zeit einsparen. Ich kenne kein unsinnigeres Straßenbau-Projekt als dieses.“

Aber nicht nur über, sondern auch unter der Erde nahe der B8, der alten Heeres- und Handelsstraße, sind historische Befestigungsanlagen, Gräber und andere Kulturrelikte bislang gänzlich unerforscht. Da der Autor des sorgfältig recherchierten und sachkundigen neuen Buches, „Das Gefecht von Uckerath am 19. Juni 1796“, Franz Werner Halft, mitwanderte, erfuhren die Teilnehmer viele interessante Details. Infolge der Grenzlage Kircheibs zwischen der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, dem Herzogtum Berg und dem Kurfürstentum Köln sowie der unmittelbaren Nähe zu den alten Handelswegen tobten auch hier nach der französischen Revolution viele kriegerische Auseinandersetzungen. Bei dem Gefecht in Kircheib standen sich „über 30.000 Mann gegenüber, mehr als 3.500, davon rund 3.000 auf französischer Seite, verloren ihr Leben, wurden verwundet oder gefangen.“ (F. W. Halft) In Kircheib zeugen hiervon diverse auf alten Karten verzeichnete Gräberfelder. Eine Ortsumgehung würde nicht nur ihre Totenruhe stören, sondern auch das Naturschutzgebiet und die einzigartige Landschaft um Kircheib zerstören.

Nass und nachdenklich trennte sich die Gruppe nach dieser erfolgreichen „Schatzsuche“, schon fast in der Dämmerung: Die Gegenwart mit den unverständlichen Plänen für Straßenbauten schien ebenso bedrückend wie die kriegerischen Auseinandersetzungen der Vergangenheit. Fotos: privat

Franz Werner Halft: Das Gefecht von Kircheib-Uckerath am 19. Juni 1796 in seinem historischen Zusammenhang. Eine Rekonstruktion anhand der Quellen. ISBN 978-3-936256-93-2, Edition Blattwelt, www.blattwelt.de, 12.-€