Keine Löwen in Rheinland-Pfalz
MAINZ – Keine Löwen in Rheinland-Pfalz – Kleine Anfrage ergab: Keine Großkatzen-Halter oder –Züchter bekannt / bleibt Wolf die größte Gefahr für Weidetiere?
War es nun ein Löwe oder doch nur ein Wildschwein? Tagelang beherrschte in der vergangenen Woche die Suche nach einer vermeintlich entlaufenen Großkatze in der Gemeinde Kleinmachnow im Südwesten von Berlin die Schlagzeilen. Glaubt man den Antworten des zuständigen Ministeriums auf eine Kleine Anfrage, die Lisa-Marie Jeckel, FREIE WÄHLER-Abgeordnete im rheinland-pfälzischen Landtag, bereits im vergangenen Jahr gestellt hatte, kann sich ein solcher Vorfall in Rheinland-Pfalz aber nicht ereignen.
In ihrer Anfrage wollte Jeckel von der Landesregierung unter anderem wissen, wie viele Zwischenfälle seit dem Jahr 2017 bekannt sind, in denen ein Exot aus der Haltung entkam, wie oft von den zuständigen Behörden, im Zusammenhang mit Haltung oder Zucht von besonders geschützten Arten, schriftliche Nachweise einer ausreichenden Fachkunde verlangt wurden und wie oft im Durchschnitt von exotischen Tierarten in Rheinland-Pfalz durch die zuständigen kontrolliert wurden. Zudem wollte die FREIE WÄHLER-Abgeordnete wissen, wie viele Halter von giftigen Tieren oder Großkatzen in Rheinland-Pfalz bekannt sind. Die Antworten der Landesregierung waren so ernüchternd wie vorhersehbar.
Denn in der Beantwortung der Kleinen Anfrage gab das zuständige Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) an, dass keinerlei Zwischenfälle bekannt seien und es auch keine Auflistung gebe. Wenn denn einmal Tiere entflogen oder entlaufen seien, habe es sich vorwiegend um Vögel, ungiftige Schlangen oder Landschildkröten gehandelt. Seit dem Jahr 2017 seien lediglich zehn Feuerwehreinsätze durch das Entweichen eines für den Menschen giftigen Tieres gemeldet worden. Eine Meldepflicht für solche giftigen Tiere bestehe allerdings nicht, da der Begriff nicht abgegrenzt sei – ebenso wie die Begriffe „Exot“ oder „Wildtier“. Laut dem Ministerium müssen demnach zum Beispiel alle Tiere als Exoten betrachtet werden, „die nicht in Deutschland ursprünglich heimisch sind“ – darunter fallen auch das Schaf und der Goldhamster.
Eine Großkatzen-Suche, wie es sie jetzt am Rande Berlins gegeben hat, sei in Rheinland-Pfalz laut Antwort des Ministeriums aus dem Oktober 2022 nicht zu erwarten. Eine Abfrage bei den zuständigen Kreisverwaltungen und kreisfreien Städten habe ergeben, dass derzeit keine privaten Halter oder Züchter von Großkatzen in Rheinland-Pfalz bekannt seien.
„Man kann nur hoffen, dass die Angaben des Ministeriums korrekt sind und in unserem Bundesland wirklich keine Großkatzen in Privathaushalten gehalten werden. Denn die Haltung von Wildtieren als Haustiere ist nicht nur für Halter gefährlich, sondern ist auch oft mit massivem Tierleid verbunden“, so Lisa-Marie Jeckel. Statt einer vermeintlichen Großkatze hinterher zu jagen, habe man in Rheinland-Pfalz derzeit ohnehin andere Probleme. „Wenn die Weidetierhalter sich bei uns auch keine Sorgen um entlaufene Löwen oder Tiger machen müssen – eine Gefahr bleibt: der Wolf! Hier werden wir nicht müde, von der Landesregierung entsprechende Maßnahmen zu fordern, um Weidetiere vor diesem Raubtier zu schützen und Tierhalter zu unterstützen“, sagt Jeckel entschlossen. „Das Wolfsmanagement in Rheinland-Pfalz muss überarbeitet und überall dort, wo der Wolf zum Problem wird, unkomplizierte, unbürokratische Entnahmen ermöglicht werden.“