Leserbrief zu FREIE WÄHLER verurteilen „Cancel Culture“
NEUWIED – Leserbrief zu FREIE WÄHLER verurteilen „Cancel Culture“
In Russland riskiert man Gefängnis, wenn man anlässlich des Angriffs auf die Ukraine von „Krieg“ spricht. In Deutschland hat die Kritik am Ballermann-Hit „Leyla“ zur Folge, dass das Lied richtig bekannt und gefragt ist, ohne dass für diese Art von Werbung Kosten entstehen. Der Produzent dieses Liedes darf sogar erstmals in seinem Leben einen Beitrag für das Feuilleton einer deutschlandweiten Tageszeitung schreiben, in dem er seine Sicht der Dinge herausstellt. Wenn dieses Lied auf einigen Volksfesten von den Verantwortlichen verboten wird, kann derjenige nicht wirklich bestraft werden, der das Lied trotzdem präsentiert.
Es geht ihm höchstens so wie vor längerer Zeit einer lokalen Band, die auf dem Deichstadtfest in Neuwied nach offiziellem Schluss noch weiterspielte und deswegen für ein Jahr von der Teilnahme ausgeschlossen war. Der Veranstalter, der „Leyla“ spielen will, muss also vergleichbar entscheiden, ob ihm der Spaß soviel Wert ist, dass er dafür kommerziell ein Jahr später nicht zum Zuge kommt. Der Ravensburger Verlag ist keine staatliche oder öffentlich-rechtliche Einrichtung, sondern ein gewinnorientiertes Unternehmen, in welchem man das Recht hat, abzuwägen, was man mit Kritik macht. Man könnte auch gegenteilig im Sinne eines: Jetzt erst recht beschließen, die Auflage zu erhöhen, im Feuilleton der großen Zeitungen Widerspruch gegen die Kritisierenden ausführlich zu begründen und die Werbetrommel zu rühren, der Film über den jungen Winnetou ist ja im Übrigen bislang nicht erfolgreich.
Das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern, haben auch die „Woken“. Wenn man aber nicht gerade Mitglied der Grünen ist und sich nicht der Folklore dieser Partei unterwerfen will, wie es unlängst die Spitzenkandidatin der Grünen in Berlin tat, indem sie sich dafür entschuldigte, dass sie als Kind gerne „Indianerhäuptling“ geworden wäre, kann man mit dem Thema „Cancel Culture“ gelassener umgehen und es sogar genießen, wenn im Rahmen dieser Diskussionen Dinge herauskommen, die man nicht unbedingt wissen muss. Ich wusste beispielsweise bisher nicht, dass der Name „Winnetou“ überhaupt nicht möglich gewesen wäre, weil es in der Sprache der Apachen den Buchstaben „w“ überhaupt nicht gebe. Siegfried Kowallek, Neuwied