Rheinland-Pfalz setzt Schulgeldfreiheit in Gesundheitsfachberufen um, entlastet damit Auszubildende und sichert Fachkräfte für die Zukunft
RHEINLAND-PFALZ – Rheinland-Pfalz setzt Schulgeldfreiheit in Gesundheitsfachberufen um, entlastet damit Auszubildende und sichert Fachkräfte für die Zukunft
In einigen Regionen in Rheinland-Pfalz besteht in Assistenz- und Therapieberufen im Gesundheitswesen eine Fachkräftelücke. Praxen, Reha-Kliniken, medizinisch-therapeutische Einrichtungen und Apotheken haben zunehmend Probleme, Fachkräfte zu finden. Ohne wirksame Gegensteuerung droht sich die Lücke zu vergrößern. Der Schlüssel zur Fachkräftesicherung ist die Ausbildung. Wo an Schulen an Krankenhäusern die Krankenkassen die Ausbildung zahlen, gibt es in Rheinland-Pfalz noch 19 Schulen in freier Trägerschaft, die Schulgeld erheben müssen, das junge Menschen monatlich belastet. Das ändert sich nun, wie Sozialminister Alexander Schweitzer mitteilte.
„Das Land Rheinland-Pfalz übernimmt die Kosten der momentan 940 Ausbildungsplätze und zahlt den Schulen eine monatliche Pauschale von 400 Euro pro Ausbildungsplatz“, sagte Alexander Schweitzer bei einer Pressekonferenz in Mainz. „Dafür stehen im Haushalt für dieses Jahr 2,2 Millionen Euro zur Verfügung. 4,5 Millionen Euro sind es im Jahr 2023. Ab Juli 2022 müssen die Auszubildenden in den Gesundheitsfachberufen an Privatschulen kein Schulgeld mehr zahlen. Das ist für uns nicht nur eine Frage der Fachkräftesicherung, sondern auch der Wertschätzung. Wer sich in den Dienst der Gesellschaft stellt, um Menschen in Rheinland-Pfalz zu versorgen, darf dafür kein Schulgeld zahlen, unabhängig davon, wo die Ausbildung stattfindet. Wir investieren gerne und mit Dank in die Auszubildenden“, betonte er.
Auszubildende der Berufe Physiotherapie, Ergotherapie, Podologie, Logopädie, Medizinisch-technischen Assistenz, Pharmazeutisch-technische Assistenz sowie medizinische Bademeister/innen und Masseur/innen werden auf Antrag der privaten Schulträger von der Zahlung von Schulgeld befreit. Falk Raschke, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Privatschulen Rheinland-Pfalz/Saarland, begrüßt die Initiative des Landes: „Die Schülerinnen und Schüler unserer Gesundheitsfachschulen haben sich vor der Landtagswahl stark für eine Gleichbehandlung mit den Auszubildenden an Krankenhäusern eingesetzt. Die Politik hat zugehört, und die Landesregierung setzt die Schulgeldfreiheit bereits im Jahr nach der Wahl um. Damit ist ein wichtiges Wahlversprechen erfüllt.“
Wie stark junge Menschen in den Gesundheitsberufen von der Schulgeldfreiheit profitieren, darüber berichteten mit Lara Meuschel und Anna Klemm zwei Schülerinnen des Naturwissenschaftlichen Technikums Dr. Künkele in Landau. Beide erzählten: „Wir finden es sehr gut, dass die Schulgeldfreiheit in Rheinland-Pfalz kommt, weil die laufenden Kosten im Semester für viele Auszubildende schwer zu finanzieren sind. Oft bezahlen die Eltern das Geld. Wo die Mütter und Väter das nicht können, noch eine Wohnung zu finanzieren ist oder die Anfahrtswege Geld kosten, stellen sich viele schon die Frage, ob sie die Ausbildung überhaupt erst beginnen sollen. Von daher hilft die finanzielle Unterstützung sehr.“
In den vergangenen Jahren wurden die Ausbildungsberufe an den Krankenhäusern bereits erfolgreich reorganisiert. Die Krankenhausfinanzierung, die über die Krankenkassen aufgebracht wird, ermöglichte es, die Eigenbedarfe der Krankenhäuser im Bereich der Gesundheitsfachberufe zu decken. Nun folgt der ambulante Bereich mit den privaten Ausbildungsstätten in freier Trägerschaft.
Sozialminister Schweitzer betonte, dass Rheinland-Pfalz mit der Schulgeldfreiheit in Vorleistung trete. Er fordere vom Bund, in die Finanzierung einzusteigen, um die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung in Aussicht gestellte Schulgeldfreiheit mit Vergütung der Ausbildungsberufe umzusetzen. Rheinland-Pfalz befinde sich seit 2012 in einem Prozess, bei dem Privatschulen in die Trägerschaft eines Krankenhauses überführt wurden. Hier ist die Schulgeldfreiheit mit Vergütung der Ausbildungsberufe bereits Realität. „Wir kommen dabei aber an unsere Grenzen, da nicht alle Privatschulen in die Trägerschaft eines Krankenhauses gelangen. Zur Fachkräftesicherung sind jedoch alle Schulen in Rheinland-Pfalz notwendig. Wir machen die Gesundheitsfachberufe mit der Schulgeldfreiheit nun so attraktiv, dass sich künftig noch mehr motivierte junge Menschen für die Ausbildung entscheiden werden“, zeigt sich Schweitzer überzeugt.