Fachkräftemangel betrifft auch Stadtverwaltung –

NEUWIED – Fachkräftemangel betrifft auch Stadtverwaltung – Nachwuchskräfte haben dadurch gute Aufstiegschancen

Fachkräftemangel, Nachwuchssorgen und zu wenige Bewerber auf offenen Stellen: Probleme, die nicht nur Industrie und Handel kennen, sondern auch die öffentlichen Verwaltungen. Die Stadt Neuwied macht da keine Ausnahme. Das bestätigen Oberbürgermeister Jan Einig und Personalamtsleiter Holger Trende.

„Wegen personeller Engpässe haben wir Serviceleistungen in einigen Abteilungen leider reduzieren müssen“, sagt Einig. Zwar erklärt sich das in Zeiten der Corona-Pandemie teils durch Erkrankungen, doch fest steht auch: Nicht jede freie Stelle kann schnell adäquat besetzt werden. Für Amtsleiter Trende hat das mehrere Gründe, die alle mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung zu tun haben.

So sind laut Trende die ehemaligen Vorteile des öffentlichen Dienstes weggefallen, vor allem die Garantie eines sicheren Arbeitsplatzes. „Auch in der freien Wirtschaft sitz man mittlerweile recht sicher im Sattel“, hat Trende beobachtet. Und hat dort in vielen Fällen einen besseren Verdienst. „Wir dürfen nur in absoluten Ausnahmen übertariflich bezahlen“, erklärt Trende. Die zu erhalten, ist für eine Stadt mit Haushaltsdefiziten mehr als kompliziert.  Heißt unter dem Strich: Verwaltungen sind im Wettbewerb um Mitarbeiter und Auszubildende nicht immer konkurrenzfähig.

Das macht sich beispielsweise auch bei Stellenausschreibungen bemerkbar: „Wir veröffentlichen heute zehnmal so viele Stellenausschreibungen wie noch vor einigen Jahren“, merkt Trende an. Dafür gibt es drei Gründe: Erstens sind viele Verwaltungen aufgrund in den vergangenen Jahrzehnten erfolgter Personaleinsparungen überaltert. Die Auswirkung: Überproportional viele Mitarbeiten verabschieden sich in Rente und Pension. Zweitens lässt sich wegen der Konkurrenzsituation der Kommunen untereinander eine erhöhte Fluktuation in der Mitarbeiterschaft registrieren als früher, und drittens erfolgen manchmal zwei oder der Ausschreibungen auf eine Stelle, weil sich einfach keine geeigneten Kandidaten bewerben. „Ein Steuerfachangestellter ist als Chef einer Planungsabteilung mit höchster Wahrscheinlichkeit überfordert“, nennt Trende ein Beispiel aus der jüngsten Praxis.

Hinzu kommen noch das relativ lange und gesetzlich vorgeschrieben formalisierte Auswahlverfahren und das Image eines drögen Arbeitsalltags, das Verwaltungen anhaftet. Mit welchen Maßnahmen kann man hier gegensteuern? Der Deutsche Städte- und Gemeindebund empfiehlt Kommunen, sich besser um die Nachwuchsgewinnung zu kümmern: Sie sollten soziale Medien und Ausbildungsmessen besser nutzen, eigene Azubis als Werber in Schulen auftreten lassen und mehr duale Studiengänge beispielsweise in Informatik anbieten. OB Einig und Amtsleiter Trende heben hervor, dass diese Vorschläge schon seit Langem zum Alltag in der Neuwieder Stadtverwaltung Neuwied gehören. „Wir sind zudem bei Azubis-Speeddatings dabei und Mitglied in der Neuwieder Fachkräfteallianz“, unterstreicht Einig.

„Die Arbeitsstelle muss attraktiv gestaltet sein, beispielsweise durch flexible, familienfreundliche Arbeitszeitgestaltung, ein abwechslungsreiches Angebot zur Weiterqualifizierung, ein betriebliches Gesundheitsmanagement oder eine Betriebssportgemeinschaft“, fügt Holger Trende an; und weist so auch gleich auf Merkmale hin, die die Neuwieder Stadtverwaltung auszeichnet. Er macht sich auch stark dafür, dass Bewerber nicht lange auf eine Zusage warten müssen, auch wenn viele Mitspieler im Boot sind, bevor die Anstellung rechtssicher ist. „Wir versuchen diejenigen, denen wir zusagen, vor Antritt schon schnell an die Veraltung zu binden, durch Einladungen zu Veranstaltungen oder über regelmäßige Kontakte“, berichtet der Personalamtsleiter. „Die soziale Integration ist ein wichtiger Faktor.“

Der wichtigste aber bleibt: So viele junge Leute auszubilden, wie möglich. „Heutzutage werden Auszubildende nur in Ausnahmefällen nicht übernommen“, stellt Trende klar. „Und sie haben sehr gute Aufstiegschancen.“ Zudem werden sie in der Verwaltung zu Generalisten ausgebildete. Heißt: Mitarbeiter können relativ problemlos die Ämter wechseln und so ständig neue Einsatzfelder kennenlernen.

Beitrag teilen