SCHÜRDT – Kleines grünes Wesen besucht Bürgerkurier
Veröffentlicht am 24. Oktober 2021 von wwa
SCHÜRDT – Kleines grünes Wesen besucht Bürgerkurier
Das Wetter über Schürdt zeigte sich recht unfreundlich, kalt, nass und stürmisch. Ein Grund die Heizung aufzudrehen. Ein alter Kachelofen macht im Haus aber der Heizung Konkurrenz. Der Kachelofen verbreitet eine wohlige Wärme. Bestückt wird er mit abgelagertem, trockenen Baumholz. Am Vormittag stand die Säuberung des Ofens und die Neuentfachung des Feuers an. In der Ascheschütte bewegte sich plötzlich etwas. Eine Spinne? Von denen gibt es im gut hundertjährigen Gebäude in Schürdt ausreichend und in jeder Größe. Jüngst wurde im Flur neben dem Ofen eine Spinne gesichtet deren reine Körperlänge bei knapp zwei Zentimeter lag.
Was sich im Aschebehälter bewegte war aber sehr hell, bedingt durch die hellgraue Asche. Ein vorsichtiger Handgriff und das Krabbeltier befand sich in der geschlossenen Handmulde. Ganz vorsichtig wurde die Hand geöffnet, um die vermeintliche Spinne wieder in die Freiheit zu entlassen. Doch siehe da, es war keine Spinne, es war eine kleine, eineinhalb Zentimeter kleine Heuschrecke, am ganzen Körper mit Aschestaub bedeckt.
Ängstlich schien der Grashüpfer nicht zu sein. Aus der Handfläche bewegte er sich langsam und bedächtig zum Rand in Bewegung, zog sich auf den Handrücken und begann sich zu säubern, was den vier Augen der Betrachter erst gar nicht auffiel. Mitten auf der Hand klappte er seinen Legestachel aus, streckte ihn nach hinten, zog ihn wieder an den Körper und führte die Stachelspitze an sein Kauwerk. Klappte ihn wieder aus, indem er seine Hinterbeine streckte und somit den Körper anhob, um die Stachelspitze gegen den Handrücken zu drücken. Der leichte Druck war durchaus zu spüren.
Nach geraumer Zeit setzte sich der grüne Kerl, jetzt nach dem Grashüpfer bei der Biene Maja genannt, „Flip“, wieder in Bewegung, stakste an den Handrand um urplötzlich seine kleinen Flügel auszubreiten und einen halben Meter weiter wie ein Albertross zu landen. Wieder in normaler Körperstellung setzte er wieder seinen Stachel in Betrieb. Auf dem Mitteilungsblatt kam ihm vermutlich die Idee sich vom Aschestaub zu befreien. Jedenfalls am Legestachel, den Fühlern und den Extremitäten. Schön bedächtig führte er die Füße an seinen Mund und schien sie zu säubern. Zog die Fühler, die dreimal so lang waren wie sein Körper, an sich und ließ sie langsam durch seinen Mund gleiten. Schließlich stelle er die Vorderbeine fest auf den Boden, zog das mittlere Beim nach vorne, setzte den Fuß auf das vordere Bein und wischte mehrmals mit dem Fuß am Bein entlang, führte den Fuß des mittleren Beines zum Mund und säuberte ihn. Das wiederholte „Flip“ mehrmals und auf beiden Körperseiten.
Plötzlich schien er sich beobachtet zu fühlen. Hielt in seiner Körperreinigung in, stakste an den Zeitungsrand, ließ die Flügel rotieren und landete am Gehäuse des Computers. Marschierte nach oben und verschwand hinter einem Rosenquarzstein und wart nicht mehr gesehen.
Bleibt die Frage offen, woher „Flip“ kam, wie er die Hitze am Ofen überstanden hat und wann er wieder auftaucht? Für kurze Zeit war er ein besonderes Erlebnis. Wann bekommt man schon mal die Gelegenheit einen Grashüpfer bei der Körperpflege aus nächster Nähe zu beobachten? (wwa) Fotos: Renate Wachow