KREIS ALTENKIRCHEN – „Der Sonntag, ein Gottesgeschenk, das dem Menschen guttut! Gott sei Dank!“

KREIS ALTENKIRCHEN – „Der Sonntag, ein Gottesgeschenk, das dem Menschen guttut! Gott sei Dank!“

Gemeindepfarrerin Anja Karthäuser gab dem Sonntag in ihrer Sonntagspredigt in der Betzdorfer Kreuzkirche ganz besonderen Raum (als Video auch auf der Homepage der Gemeinde Betzdorf noch zu sehen). Dass sie den Sonntag als Gottesgeschenk lobte, seine vielfache Bedeutung für die Menschen als Tag der Gemeinschaft, des Ausruhens und der Gemeinschaft in Familie, Freundeskreis und Gemeinde herausstellte, hatte einen besonderen Grund. In der Vorwoche hatte der arbeitsfreie Sonntag nämlich einen ganz besonderen „Geburtstag“.

Am 3. März im Jahre 321 machte der römische Kaiser Konstantin den Sonntag per Edikt zum wöchentlichen Ruhetag. Genau 1700 Jahre gilt damit das Recht für den freien Sonntag. Für viele Menschen ist dieser wöchentliche gemeinsame Ruhepunkt eine unverzichtbare Zeit des schönen Miteinanders. „Doch immer wieder gab und gibt es Versuche den Sonntagsschutz auszuhöhlen. So sollen die Feiern zum 1.700 Geburtstag des Sonntags nicht nur ein Festtag werden, sondern zugleich auch Auftakt zur konsequenten Forderung des Sonntagsschutzes“, unterstreicht die „Allianz für den freien Sonntag“.

In dieser Allianz haben sich schon seit 15 Jahren kirchliche und gewerkschaftliche Gruppen zusammengefunden und kämpfen gemeinsam für das Kulturerbe „freier Sonntag“. „1.700 Jahre freier Sonntag sind auch eine Verpflichtung, künftigen Angriffen auf die Arbeitsruhe energisch entgegenzutreten“, heißt es in einer Erklärung. Einen Festakt zum Sonntags-Geburtstag gab es online.

Auch im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen gibt es seit vielen Jahren vielfältigen Einsatz für den Erhalt des freien Sonntages. Superintendentin Andrea Aufderheide erinnerte im jüngsten Pfarrkonvent an diese Aktionen, die pandemie-bedingt zurzeit nicht stattfinden können. Denn das Angebot für den „freien Sonntag“ tragen die evangelischen Christen im Kreis Altenkirchen gerne nach draußen, diskutieren darüber mit den Menschen auf Märkten, in Fußgängerzonen, bei Festen oder kirchlichen Treffen.

So sammelten sich seit vielen Jahren auch viele „gute Gründe“ für der Erhalt des freien Sonntags auf den aufgestellten Pinnwänden.  Immer wieder unterstrichen die Menschen im Kreis Altenkirchen, dass es schon grundsätzlich toll sei einen „festen freien Tag“ pro Woche mit Raum und Zeit für selbstbestimmtes Handeln zu haben, die Qualität des freien Sonntags aber vor allem darin läge, dass man diesen Tag mit vielen anderen Menschen teilen könne, die ebenfalls frei haben.

Nur so – so der Tenor der Aussagen – sei kostbare gemeinsame Zeit für kulturelles Miteinander, fröhliches Feiern, Gottesdienste, Sport, Vereinsleben, in familiäre Runden, mit Freunden und Gleichgesinnten.

Entspannung, langes Ausschlafen, Frühstücken ohne Zeitdruck: Dies alles schätzen die Befragten bei den Umfragen vor Ort. Ebenso die kleinen Freuden des Sonntags wie den Sonntagskuchen, das familiäre Schauen der „Maus“ oder den Tatort am Abend.

Mehrfach machten die Befragten auch deutlich, wie sehr Menschen, die beruflich öfter an Sonntagen arbeiten müssen, genau diese kollektive Freizeit vermissen. Ersatz-Freizeittage wochentags könnten den Sonntagsverlust gerade in Sachen Miteinander von Familie, Vereinen und Freunden nicht ersetzen.

Mit großer Mehrheit hat sich vor einigen Jahren die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen einer Erklärung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen im Raum Betzdorf/Kirchen zum Schutz des Sonntages angeschlossen. Hier verabredete man sich, dass man sich vor Ort gemeinsam stark macht und protestiert, wenn etwa Sonntagsveranstaltungen vor Ort bewusst oder unbewusst christliche Feste und Themen für Konsum steigernde Zwecke in Anspruch nehmen.

„Für uns ist der Sonntag in der Tradition des Judentums der Befreiung von allen Zwängen. Hergeleitet aus dem jüdischen Sabbatverständnis ist der Sontag ein unverzichtbarer Ruhetag für Gott und die ganze Schöpfung“, wird in dem Beschluss unterstrichen.

Inmitten alles Anprangerns der Sonntags-Aushöhlung umfasst die damalige Erklärung – die weiterhin gilt – auch kritische Innenblicke. So etwa die Frage, ob sich (kirchen-)eigene Veranstaltungen am Sonntag erkennbar genug von der Konsumwirtschaft verkaufsoffener Tage in den Städten und Gemeinden unterscheiden. Oder auch, ob nicht die Kritik am „Dauerkonsum“ und dessen Verherrlichung nicht zwingend auch kirchliches Handeln im Kontext des Schutzes von Arbeitnehmern, unlauteren Arbeitsbedingungen oder den Lebensbedingungen in der sogenannten 3. Welt beinhalten müssten. „Gerade für die Menschen weltweit, denen wir mit unserem Konsum schaden, die unter Lohndumping und den Umweltfolgen unseres Konsums leiden, müssen wir stärker die Stimme heben. „Für sie wollen wir Politik und Gesellschaft sensibilisieren und zu einem gerechten Wandel ermutigen!“

Nach den Corona-Beschränkungen will man im Kirchenkreis auch wieder die öffentlichen Aktionen zum Erhalt des Sonntags aufnehmen. Das dieses Engagement nötig sein, unterstreicht der Kirchenkreis in einer Pressemitteilung und sieht sich da vereint mit der „Allianz für den freien Sonntag“.

„Der Sonntag braucht heute mehr Schutz, nicht weniger! Er hält die Gesellschaft zusammen – gerade auch in diesen krisenhaften Zeiten. Er ist ein Geschenk und gehört den Familien, dem Glauben, der Kultur, dem Sport, der Geselligkeit und der Erholung!“ Superintendentin Andrea Aufderheide wünscht sich, dass diese Einsicht viele vereint.

Oder wie Pfarrerin Anja Karthäuser in ihrer „Sonntags-Predigt“ unterstreicht: „Jeder Sonntag erinnert an Ostersonntag, an dem sich Jesu Vollmacht bestätigt, die er in unserem Text für sich beansprucht. In dem Moment, in dem wir uns daran erinnern, unsere Seele der Freude darüber öffnen, scheint ein Stück des ewigen Glanzes in unser Leben. Sonntag, am liebsten Sonne – Sonntag, am liebsten die heilsame und ewige Sonne des Herrn!“ Fotos: Archiv/Kirchenkreis Altenkirchen

 

Foto: Ein besonderes Jubiläum gab es in der vergangenen Woche zu feiern:  Vor genau 1.700 wurde der Sonntag von Kaiser Konstantin per Edikt als arbeitsfreier Tag festgeschrieben. Die Betzdorfer Gemeindepfarrerin Anja Karthäuser erinnerte in einem besonderen Gottesdienst in der Betzdorfer Kreuzkirche an dieses Jubiläum. Für das Leben der Kirchengemeinde, aber auch viel für fröhliches und erholsames Miteinander in Familie und Freundeskreis, in Vereinen, bei Sport und Kultur sei der gemeinsame freie Sonntag unverzichtbar, unterstrich die sportliche Theologin, die auch mal eine sonntägliche Radtour mehr als zu schätzen weiß.

 

Foto: Füße hochlegen und ausspannen, Gottesdienste feiern, Familienzeit genießen oder aktiv sein im Verein, beim Sport, bei Hobbys: Der Sonntag ist frei! Für den Erhalt des „Freien Sonntag“ kämpfen neben Kirchen und Gewerkschaften, auch viele Menschen aus fester Überzeugung. Seit 1.700 Jahren gibt es das Recht auf den freien Sonntag. Das Festjahr dazu hat gerade begonnen.

Beitrag teilen