IRLICH – Weinlese in der zukünftigen Weinbaustadt Neuwied

IRLICH – Weinlese in der zukünftigen Weinbaustadt Neuwied – Der Tag der Lese am Samstag, 28. September 2019 war gut ausgesucht. Trockenes Wetter mit einer herrlichen Fernsicht, erwartete die rund zwei Dutzend Weinberghelfer, meist aus dem privaten Umfeld der Gesellschafter der Neuwieder Wahrheit: acht Männer hatten 2017 eigenhändig die 2.400 Stöcke Weißburgunder auf den Irlicher Frauenberg gesetzt. Der Weinbau in der Gemeinde an Wied und Rhein hatte eine Jahrhundertelange Tradition, bis Krieg und Missernten, die Aktivitäten zum Erliegen brachten.

Hervorragendes Land für den Weinanbau blieb viele Jahre unbewirtschaftet. Die nötigen Rechte für den Weinanbau gingen verloren und mussten nun wieder mit viel Mühe und bei etlichen Ämtern und Verbänden neu erstritten werden. Es ist nicht einfach professionell Wein anzubauen und noch schwerer eine Zulassung, Prüfnummer und Lageberechtigung zu bekommen, lässt Dietmar Rieth wissen. Der Grünen Politiker, der gebürtig aus Kinheim stammt, ist mit dem Weinbau im Gegensatz zu seinen sieben Mitgesellschaftern aufgewachsen. Für ihn ist der Anbau auf dem Frauenberg, ein Anknüpfen an eine historische Entwicklung, aber auch der Beginn einer neuen Tradition.

Nachdem die ersten Erträge im letzten Jahr schon alle Erwartungen übertroffen hatten, scheint die Lese am 28 September 2019 noch vielversprechender zu sein. Den Verlust von vertrockneten Trauben, der auch auf anderen Weinbergen zu vermelden war, konnten die acht Freizeitwinzer durch 50 Stunden Arbeit wettmachen. Mit viel Geduld wurden die vertrockneten Trauben entfernt und machten dadurch den Weg frei zu stärkerem Wachstum der übriggebliebenen Früchte. Allerdings war inzwischen ein ganz anderes Problem aufgetaucht. Durch seine spektakuläre ganztägige Sonnenlage, waren auch für die hier am Waldrand lebenden Vögel paradiesische Verhältnisse entstanden. Kamen sie erst vereinzelt, stürzten sich in den letzten Tagen ganze Schwärme auf die süßen Trauben. Um nicht ganz um den Lohn ihrer Arbeit gebracht zu werden, wurden an einigen Stellen blaue Netze gespannt. Ein Prozedere das die Winzer im nächsten Jahr noch ausbauen wollen.

Ausgebaut wird auch der Wein und dafür brachten Dietmar Rieth und Lars Ebert die gefüllten Wannen mit den Trauben am Nachmittag nach Kröv an die Mosel. Bis Ostern braucht der 2019 „Weißburgunder“, um in Flaschen gefüllt wieder nach Neuwied zu kommen. Der Wein aus 2018 war besonders auf dem Feierabendmarkt am Rathaus sehr beliebt und demzufolge auch schnell ausverkauft. Er war dank dem Klima und der Beschaffenheit des Bodens, die die Hauptkriterien für die Merkmale eines Weines sind, sind schnell vergriffen. Während der neue Wein in den Moselkellergewölben reift, beschäftigen sich die acht Winzer sowie Neuwieds Oberbürgermeister mit der Genehmigungsproblematik einer zukünftigen Weinbaustadt. Alte Rechte sind abgelaufen und neue Rechte müssen erst durch viele Instanzen. Ohne auf dem Etikett, Name, Weinanbaugebiet, Lage und Prüfnummer ausweisen zu können, darf ein Wein an keiner Prämierung teilnehmen. Gerade der Wein vom Irlicher Frauenberg hat durch seine Bodenbeschaffenheit auf Tuff und Mineralischem Sand und seiner sonnenverwöhnten Lage beste Chancen zu den Gewinnern zu gehören. (mabe) Fotos: M. Becker

 

Beitrag teilen