NEUWIED – Ende einer Ära – Historische Lok 01 118 tankt in Neuwied für ihre letzte Reise
NEUWIED – Ende einer Ära – Historische Lok 01 118 tankt in Neuwied für ihre letzte Reise – Die letzte Reise eines Denkmal des deutschen Lokomotivbaus, die einzigartige Dampflok 01 118 führt mit dem legendären Rheingold Express durch das Weltkulturerbe Mittelrheintal rechtsrheinisch vorbei an vielen Burgen nach Deutz. Dabei überquert sie die Hohenzollernbrücke in Köln in Sichtweite des Doms, um anschließend linksrheinisch, u.a. vorbei am Mäuseturm bei Bingen nach Frankfurt zurück zu fahren. Warum sie gerade in Neuwied halt macht, war nicht leicht zu erfahren, denn der Halt stand laut Fahrkartenschalterbeamtin nicht auf dem Plan. Die freundliche Dame im Neuwieder Bahnhof hatte sich nur gewundert, dass so viele Leute mit Fotoapparaten bewaffnet durch den Schalterraum auf die Bahngeleise strömten. Tatsächlich waren hunderte Eisenbahnfreunde gekommen um die geschmückte Dampflok noch mal zu sehen. Auf Gleis 15 im Schatten des Neuwieder Finanzamts, ließ sie reichlich Dampf ab. Vorher war sie hierher verschoben, um am Wasserhahn der Deutschen Bahn ihre leeren Tanks mit Neuwieder Wasser zu füllen. Das hat zur Freude der Eisenbahnfreaks und Kummer der Passagiere zu einer Verspätung von einer satten Stunde geführt.
Heiner Wollseifer der mit Tochter Saskia an Bord des Rheingold eine Fahrt an beiden Rheinufern vorbei über Köln nach Rüdesheim buchte, hatte für die Fahrkarte pro Person 99 Euro gezahlt. Ein Abteil der ersten Klasse hätte 645, €uro gekostet. Die vier angebotenen Speisen im Rheingold waren eher gut bürgerlich. Zwischen Wurst, Frikadellen und Geschnetzeltes oder Kartoffelsalat, fiel die Wahl nicht üppig aus.
Die 01 118 wurde 1934 von der Lokomotivfabrik Krupp in Essen mit der Fabriknummer 1415 gebaut. Der Kaufpreis für Lokomotive und Tender betrug 208.597 Reichsmark. Ausgeliefert wurde sie am 18. Dezember 1934, die Endabnahme durch die DRG erfolgte am 24. Dezember 1934, die Indienststellung am 02. Januar 1935 im Bw Leipzig West. Danach war die 01 118 an wechselnden Orten stationiert, so auch im RAW Frankfurt Nied. Im September 2010 trat ein erheblicher Schaden am Kessel auf. Die Lok wurde umgehend zum DLW Meiningen geschleppt. Bei der Begutachtung stellte es sich heraus, dass es wirtschaftlicher wäre, im gleichen Arbeitsgang weitere, in Bälde fällige Arbeiten vorzunehmen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf einen höheren sechsstelligen Betrag, den der Verein nicht aufbringen konnte. Es hat sich im Nachhinein erwiesen, dass die Entscheidung goldrichtig war.
Über den Rhein bei Köln ging es am späten Nachmittag zurück auf der rechten Rheinseite. Im Bahnhof Brohl mussten die Wassertanks wieder gefüllt werden. Auch dass scheint etwas länger gedauert zu haben, denn mit inzwischen zwei Stunden Verspätung konnten die Leutesdorfer die Dampflok vor der Einfahrt nach Andernach gegen sieben Uhr beobachten. Über die Mainzer Rheinbrücke ging es nach Rüsselsheim und am Sonntag leer nach Frankfurt ins Museum.
Für die Sicherheit der Fahrgäste der Sonderfahrt stand zusätzlich die historische E-Lok 140 003 zur Verfügung. Als Versicherung gegen technische Defekte vorgesehen und sie rollte am Zugende mit. Der Rheingold-Express war schon öfter mal auf dem Bahnhof Neuwied zu bestaunen. Allerdings ohne Dampflok. Dieses Ereignis und die damit verbundene Besucherströme sind am beschaulichen Bahnhof Neuwied eher selten. Wenn der ICE mal wirklich durchrauscht, ist meist die gegenüberliegende Bahnstrecke gesperrt. Wirklich halten könnten die langen Züge an den viel zu kurzen Bahnsteigen 1 und 2 auch nicht, denn die sind höchsten für fünf Wagen gedacht. Aber das reicht den Neuwiedern auch, denn noch mehr Zugverkehr und Bahnlärm möchten die Anlieger in der City, Irlich und Engers eigentlich auch nicht. (mabe) Fotos: Becker