Tablettensucht – von Manfred Scharte

SCHÜRDT – Das allgemeine Gespenst der Medizin, die Tabletten, bewegten Schürdts Heimatdichter Manfred Scharte zu kleinen Gedankenspielen um die „Tablettensucht“ –

Tablettensucht!

Ich schluck Tabletten und auch Pillen,

das alles gegen meinen Willen.

Ich kann mich  nicht dagegen sträuben,

der Onkel Doc tut sie verschreiben.

Ich schlucke brav die Medizin,

die hat bestimmt auch einen Sinn.

Vielleicht kann sie die Schmerzen lindern,

die mich in der Bewegung hindern.

Die nehme ich morgens, mittags, spät,

wie lang das wohl noch weitergeht?

So oft und auch so viel am Tage,

da stellt sich einem doch die Frage,

muss das denn weiterhin so sein?

denn bald stellt sich Gewöhnung ein.

Tablettensucht, was mach ich bloß?

ich komme davon nicht mehr los.

Bevor ich anfange zu fluchen,

muss ich nach einem Ausweg suchen.

Vielleicht fühl ich mich wieder wohl,

statt Pillen, nehm’ ich Alkohol.

Ein kleines Schnäpschen auf den Lippen,

das werde ich hinunter kippen,

ein warmes Lächeln um den Mund,

e i n  Gläschen Schnaps ist doch gesund.

Ich lass mich nicht mehr daran hindern,

ein Schnäpschen kann auch Schmerzen lindern.

Ich glaube, so kann ich mich retten,

vor Suchtgefahr durch die Tabletten!