Ab 2018 Sonnenstrom von der Wissener Bornscheidt
WISSEN – Ab 2018 Sonnenstrom von der Wissener Bornscheidt statt vergebens auf Gewerbe zu warten – Ein deutliches Votum verkündete der frisch gewählte Bürgermeister der Stadt Wissen Berno Neuhoff, als in der ersten von ihm geleiteten Stadtratssitzung ein Antrag der Energiegenossenschaft Maxwäll auf der Tagesordnung stand. Der Stadtrat ist dafür, den Südhang des Gewerbegebiets Bornscheidt (Frankenthal) an Maxwäll zu verpachten. Sonnenstrom statt Gewerbe wird damit künftig die Stadtkasse aufbessern und seinerzeit getätigte Investitionen der Stadt für Leitungen refinanzieren. Dem vorausgegangen war in nichtöffentlicher Sitzung eine lange, konstruktive und intensive Beratung über das Projekt, heißt es in einer gemeinsamen Pressemeldung der Stadt Wissen und der Fa. Maxwäll.
Die Energiegenossen waren im Januar an die Stadt Wissen mit der Frage herangetreten, ob eine große Teilfläche in dem Gewerbegebiet „Bornscheidt“ für den Betrieb eines Solarparks angepachtet werden könne. Im Zuge der Verhandlungen mit der Stadt stellte sich heraus, dass für die Genossenschaft auch die Anpachtung der gesamten nicht bewaldeten Fläche in dem Gebiet in Betracht kommt. Das Gewerbegebiet wurde schon vor mehr als 15 Jahren von der Stadt Wissen ausgewiesen, aber die Vermarktung an Gewerbetreibende erwies sich als schwierig. Der Untergrund im südlichen Teil des Gebiets besteht aus „schluffig-lehmigen Böden“, so dass eine Tiefgründung für Gebäude erforderlich werden würde. Immer wieder wurden Gewerbetreibende bei der Stadt vorstellig, die gern Teilflächen erwerben wollten, dann aber wegen der hohen Kosten der Pfahlgründung von der Investition zurückschreckten.
„Eine Entscheidung der wirtschaftlichen und klimapolitischen Vernunft, die ab dem 12. Jahr sogar „echte Gewinne“ durch die Verpachtung und damit Geld in die Stadtkasse „spült“ sowie etwas Gewerbesteuer. Das können wir angesichts der Finanzlage gut gebrauchen“, so Neuhoff. Die Fläche wurde seit der Fertigstellung wie „saures Bier“ in allen möglichen Gewerbeflächenbörsen angeboten worden. Es fand sich kein wirklicher Interessent in all den Jahren. Der Boden war einfach zu schlecht bzw. für eine Gründung zu teuer. Auch Maxwäll war wegen der Bodenverhältnisse besorgt, aber ein Bodengutachten brachte den Energiegenossen die Gewissheit, dass die Festigkeit des Erdreichs für die Pfähle, die für die Unterkonstruktion des Solarfeldes eingerammt werden müssen, ausreichend ist. Zurzeit wächst auf der Fläche Mais. Ab dem Frühjahr 2018 sollen unter den Solarmodulen Schafe weiden und den Unterwuchs kurz halten.
Das Maxwäll-Vorstandsmitglied Andreas Weller freut sich: „Mit dem Solarpark werden wir im Vergleich zum bisherigen Maisanbau Jahr für Jahr das zigfache an Energie ernten, ohne dass das Grundstück einer landwirtschaftlichen Nutzung entzogen wird. Wir rechnen, wenn die gesamte Fläche bebaut worden sein wird, mit einem Stromertrag, der für die Versorgung von rund 500 Dreipersonenhaushalten ausreichend wäre.“ Berno Neuhoff dankte Maxwäll für ihre Standortentscheidung mit den Worten: „Privates Kapital ist immer noch der beste Weg in Wissen zu investieren und für Stadt und Energiegenossen gleichermaßen rentierlich“.
Gleichzeitig entschied der Stadtrat aufgrund der Verpachtung die bisher verlegten Rohre für Gas, Wasser und Abwasser den Werken „abzukaufen“, damit der Stadt oder Maxwäll zukünftig keine Beiträge (diese wären über die Mindestpacht von 20 Jahren höher gewesen als die seinerzeitigen Herstellkosten) für die Fläche entstehen.
Auch wurde festgelegt, dass der Bebauungsplan Bornscheidt zunächst bestehen bleibt, bis eine andere Gewerbefläche als Ersatz entwickelt ist. „Bei welcher wir da am Ende landen, muss man sehen. Wir müssen im nächsten Jahr nochmals alle in Frage kommenden Flächen prüfen“, so der Stadtbürgermeister. Die Bornscheidt-Flächen können dann aus Gründen des Naturschutzes als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für ein neues Gewerbegebiet eingesetzt und der Bebauungsplan wird dann in Teilen aufgehoben werden. Die übrigen Flächen der Bornscheidt sind Wald und aufgrund der fehlenden Erschließung und dem „Abkappen“ der Leitungen wird sich dort zukünftig kein Betrieb mehr ansiedeln können. Neuhoff erinnerte daran, dass er vor fünf Jahren die Erstellung des Kreisklimakonzepts begleitet hat. „Ich freue mich, dass der gesamte Solarpark zu einer Einsparung von Kohlendioxid führen wird, die pro Jahr bei weit über 100 Tonnen liegen wird.“
Foto: Noch wächst der Mais, ab 2018 weiden die ersten Schafe dort und dank der Sonne wird auf zwei bis drei Hektar der städtischen Flächen dann Strom„ geerntet“. Sie freuen sich darüber, (v.l.): Andreas Weller, Vorstand Maxwäll, Friedrich Hagemann, Aufsichtsratsvorsitzender, Gerd Stein, ebenfalls Vorstand, Stadtbürgermeister Berno Neuhoff, Holger Siems, Aufsichtsratsvorsitzender Maxwäll