Kröten haben wenig Chancen ihr Ziel zu erreichen

KREIS – Einzeln oder auch gemeinsam gehen sie in den Tod, nur selten kommen sie dort an wo sich ihr Leben erfüllt –

Es treibt dem Tierfreund Tränen in die Augen wenn es das Gemetzel auf den Strassen während der Nacht sieht. An bestimmten Stellen, in der Regel dort wo der Weg zum nächsten Gewässer führt, sind helle Flecken auf der Strasse zu sehen, mitunter sind sie auch bräunlich und scheinen sich im Nachtwind auf dem Boden zu bewegen. Ein Stopp und die Augenscheinnahme bringt Licht ins Dunkel. Die hellen Flecken sind tote, überfahrene Kröten. Makaber ist die Situation schon an sich, wenn aber noch der Vorderteil des Krötenkörpers nach oben steht und nur das Hinterteil flach an den Bodengedrückt ist, das Krötenmaul weit aufgerissen und die Zunge heraushängt wird die Szene richtig traurig. Zu hunderten liegen sie wieder auf der Strasse, ihr Leben für den Nachwuchs lassend. Bleibt nur zu hoffen dass es möglichst viele noch geschafft haben. Die Fahrt durch die Nacht wird für den Tierfreund zur „Endlosreise“. Langsam bewegt sich das Fahrzeug über die Strassen, den Blick geschärft für dunkle oder helle Punkte auf dem Asphalt. Ausweichen hat wenig Sinn. Vordergründig ist das Gewissen etwas versöhnt, aber im Wissen dass der nächste Wagen das Ende für die Kröte bringt, verdunkelt die Freude über das rechtzeitige Erkennen. Es gibt nur eine richtige Chance, anhalten und die Tierchen von der Strasse bringen. Warum machen sie auch auf der Strasse anscheinend Pause? Der Scheinwerfer kommt auf sie zu, blendet sie. Auf die Vorderbeine gestützt erwarten sie, nichtwissend, den Tod. Die nächtliche Fahrt rettet 28 Kröten das Leben und die ansonsten kurze Fahrt dauert in dieser Nacht die vierfache Zeit. Bemerkenswert sind manch andere Verkehrsteilnehmer. Das stehende, kennzeichnete Fahrzeug und die Person mit Leuchtweste und Taschenlampe stört sie wenig. Die Bremse hat anscheinend Urlaub. Da ist eine Strecke auf der am rechten Fahrbahnrand eine wahre Krötenwanderung stattfindet. Der nächste Wagen der scharf rechts fährt schickt gleich Dutzende in den „Krötenhimmel“. Im Scheinwerferlicht taucht wieder ein wandernder brauner Klumpen auf. Doch diesmal ist es nicht nur eine Kröte, es sind zwei. Da hat die Krötendame nicht nur Probleme selber schnell genug über die Strasse zu kommen, da hat sie auch noch den liebestollen Mann auf dem Rücken und muß ihn noch mitschleppen. Das Spielwiederholt sich auf der Strecke noch einige Male. Ein schönes Gefühl, durch die Nacht zu fahren und zu wissen etlichen Kröten das Leben gerettet und dem Nachwuchs eine Chance gegeben zu haben. Die Bundesstrasse verführt zum Schnellfahren und dann geschieht es doch. Plötzlich tauchen zwei Kröten am Straßenrand auf. Die erste schleppt auch den Kerl mit, die zweite ist alleine unterwegs. Ihre Wanderung und ihr Leben endet auf der Bundesstraße in dieser Nacht, in diesem Moment. Die ganze Freude über die Rettung der 28 anderen Kröten ist dahin. Noch Stunden später sitzt der Kloß im Hals. (wwa) Fotos: Wachow

alt

alt

Beitrag teilen