Erinnerungen an 1961 und 1989-90
SCHÜRTD – Der Fall der Mauer, die Öffnung der Deutsch – Deutschen Grenze, das war nach 20 Jahren das Gespräch in der Republik.
Auch bei uns, der Familie Wachow und dass mit einer Gänsehaut auf den Armen. Die Erinnerungen sind wieder da, sie gehen aber weit in die Kindheit zurück. Für die Familie ist die DDR, die Grenze und später die Mauer mit all ihren Schikanen lebendig, sind ein Teil des Lebenslaufes. Die Eltern und der Großvater waren in den letzten Kriegstagen von Potsdam aus nach Stendal, Tangermünde und dort mit einem englischen Sanka über die Elbe gekommen. In Rotenburg/ Wümme fanden sie für 17 Jahre eine neue Heimat. Die Mutter fuhr mit uns drei Kindern jedes Jahr nach Potsdam. Dort wohnte bis 1953 Vaters Mutter noch im Haus der Familie und Mutters Familie, Eltern und Schwester mit ihrer Familie, in der Siedlung Unter den Eichen. 1961 war für die Familie und Deutschland ein Schicksalsjahr. Beim Besuch in Potsdam, wir waren zu Fuß auf dem Weg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und da geschah das Unglück. Wir querten die Straße nach Rehbrücke, der Autoverkehr war dürftig und dennoch war plötzlich ein Taxi da. Es gab einen Knall und mein Bruder flog durch die Luft. Meinem Bruder war das rechte Bein unterhalb des Knie abgetrennt worden und hing nur noch an Hautfetzen. Möglich das auch noch Sehnen heil waren. Der Taxifahrer hatte ihn unmittelbar am Straßenrand erwischt. Er selber fuhr ihn ins Potsdamer Krankenhaus. Unser Familienurlaub war damit gelaufen. Für mich fing in diesem Jahr die Lehre an und ich musste alleine mit dem Zug nach Rotenburg zurück. Doch irgendwie war etwas ganz anders als vor einigen Tagen bei der Einreise. Die Kontrollen waren sehr intensiv und überall Vopos. An der Grenze stand der Zug lange und immer wieder kamen Volkspolizisten oder Soldaten durch den Zug. Nach einigen Wochen reisten dann auch Mutter mit meiner Schwester und meinem Bruder aus. Doch nicht mit dem Zug, sie kamen mit dem Krankenwagen. Die DDR hatte die Drei mit einem Krankenwagen bis an die Grenze zwischen Potsdam und Westberlin, zur Glienicker Brücke, gebracht. Dort wurden sie in einen Westberliner Krankenwagen umgeladen und nach Rotenburg gefahren. Die Ärzte in Potsdam hatten das Bein meines Bruders wieder angenäht und es gab keine Komplikationen. Das war vorerst die letzte Reise nach Potsdam. Die Großeltern kamen ab und zu. Bei Onkel und Tante war ein Fluchtversuch in letzter Minute gescheitert. Die Stasi war hinter ihre Absichten gekommen. Für uns wurde die Einreise auch nicht einfacher da der Vater inzwischen als Berufsoffizier beim Bund war. Reisen nach Berlin und damit auch Abstecher nach Ostberlin fanden von mir 64, 65 und 67 statt. Auf der 64 Reise machte ich eine Bemerkung zu einer Volkspolizistin mit dem Erfolg, dass der Bus vier Stunden an der Grenze in Helmstedt fest hing. In Ostberlin geriet ein Freund in den Sperrbezirk, wurde in einen gepanzerten Spähwagen verfrachtet und wir sahen ihn erst nach längerer Zeit in Rheine wieder. 65 schmuggelte ich Schallplatten der Beatles und Kaffee nach Ostberlin und geriet in die Finger einer Volkspolizistin. 67 kam ich auf der Ostseite zu dicht ans Brandenburger Tor und wurde „freundlich“ gebeten den Sektor zu verlassen. Nach der Beerdigung meines Großvaters wurde ich auf der Rückfahrt systematisch kontrolliert. Im Kofferraum ein Grammophon, das mein Großvater selber gebaut hatte. Er war ein hervorragender Tischler. Ich hatte keine Ausfuhrgenehmigung und auch keinen Erbschein und die Kühlerhaube ging auch nicht zu öffnen. Drei Stunden und 100 DM Zollgebühren kostete der Spaß. Bemerkenswert fand ich es damals, dass die Grenzer genau wussten wer wir waren. Das war für mich lange Jahre, ja bis 1990, die letzte Reise in die sowjetisch besetzte Zone.
Da saßen meine Frau und ich im Oktober 1989 in Schürdt und sahen mitten in der Nacht im Fernsehen Nachrichten die mitteilten, dass die Grenze geöffnet worden war und ich saß hier im Westerwald und konnte nicht dabei sein. In der ganzen Familie herrschte Aufregung. Doch so richtig konnte es noch keiner glauben was da geschehen war. Die Befürchtung, dass die die Grenze wieder zu machen, stand immer im Raum. Mit diesem Regime hatte man so seine Erfahrungen gemacht und man glaubte nichts, bis es geschehen war. Alles unter Kontrolle halten. Einreise beantragen, dort unmittelbar nach Ankunft melden. Vom Potsdam nach Wachow fahren? Nein, war nicht! Genehmigung einholen. Wann wo hin, wie lange und zu wem? Dort melden und auch wieder zurückmelden! Bei denen war alles möglich. Doch diese Schikanen sollten tatsächlich Geschichte sein. Nach einem Monat konnte man davon ausgehen dass das Thema durch ist. Gerne hätte ich das erste Sylvester nach der Grenzöffnung in Berlin oder Potsdam erlebt. Das sollte aber erst 91 erfolgen. Aber der Januar 90 war dennoch Ziel einer Berlinreise. Die Grüne Woche fand in Berlin statt und auch die Ehrung der Sieger im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Mehren hatte das Rennen gemacht. (wwa) Fotos: Wachow
Die Mauer steht noch, hat aber schon Löcher bekommen
Im Februar starb Geoffroy noch an der Mauer
Eine Autoramme wird abgebaut
Mit Vopos unterhalten, sie auch noch fotografiere! Vor wenigen Wochen noch ein Unding. Die Festnahme und tagelange Verhöre wären sicher gewesen. Zu einem der jungen Grenzer besteht noch Kontakt.
wwa als Mauerspecht. Nie hätte ich daran gedacht, dass das mal so kommen würde.
Achim M. hatte über 30 Jahre als Potsdamer auf diesen Moment gewartet.
Erster Besuch im „freien“ Potsdam bei der Familie
Gespräche mit Männern vom „Neuen Forum“. Die neue Freiheit im Osten – offene Gespräche auf offener Straße!
Das Nauner Tor in Potsdam
Der Umbau hat begonnen!
Hinter diesem Mauern befand sich die Stasi Zentrale mit Knast.
Alles war gesichert
Die Eingangsschleuse zur Stasi
Die Laufkäfige und oben drüber der Laufgang der Wache
Das Kraftwerk für die Stasi und rundherum verfiel alles
Das Handwerk der Urgroßväter hat die Zeit überstanden
Mitten in Potsdam gab es Sperrbereiche
Und nun die schönere Seite
Funkturm West, Kongresszentrum und RIAS Berlin