Für Umwelt und Klima bringen Windanlagen nichts
GEBHARDSHAIN – Altus-Widerspruch zurückgewiesen – Graf soll dem Windwahn abschwören – BI Hümmerich prangert EEG-Subventionen an – für Umwelt und Klima bringen Windanlagen nichts – Wieder hat die Altus AG, die auf dem Hümmerich zwischen Gebhardshain und Mittelhof riesige Windenergieanlagen errichten will, einen Dämpfer bekommen: Nachdem schon der Antrag selbst wegen erheblicher Fehler abgelehnt wurde, bleiben Fachbehörden der Kreisverwaltung in Altenkirchen trotz des Widerspruchs von Altus bei ihrer Position. Nun wurde der Vorgang dem Kreisrechtsausschuss zur Entscheidung vorgelegt. Die BI Hümmerich, erbitterter Gegner des geplanten Windparks, begrüßte diese Entscheidung und forderte den Grafen von Hatzfeldt, der als Treiber des Projekts gilt, erneut auf, endlich von dem Windwahn Abstand zu nehmen – wie sich auch im Übrigen die Stimmung innerhalb der BI immer mehr grundsätzlich gegen die Windenergie dreht.
„Wir kennen zwar nicht die Gründe der Widerspruchsablehnung im Detail“, so Dieter Glöckner, Sprecher der BI Hümmerich, „uns erscheint aber die Entscheidung vor dem Hintergrund der Fakten logisch.“ So liege der Hümmerich, wo die über 230 Meter großen Windindustrieanlagen errichtet werden sollen, in einem Natura2000-Schutzgebiet. Die niedrige Windhöffigkeit auf dem Hümmerich reiche ohne Subventionen nicht für einen rentablen Betrieb von Windanlagen aus. Die Landesvogelschutzwarte bestätige, dass der Hümmerich zu den Top-Gebieten des geschützten Rotmilans zählt. Zu seinen Brutstätten ist ein Abstand von mindestens 1,5 km von Windkrafträdern einzuhalten. Ein besonders schützenswertes Schwarzstorch-Habitat liegt in unmittelbarer Nähe.
Doch nicht nur für die Natur, vor allem für die Menschen rund um den Hümmerich seien die Windenergieanlagen eine Gefahr. Dieter Glöckner: „Durch die bis weit über 600 Meter über NN reichenden Windradmonster würde eine extrem bedrängende Wirkung für die umliegenden Ortsgemeinden ausgehen. Geräuschemissionen mit einem Schalldruck von etwa 100 dB würden die Tierwelt stören, etwa die Orientierung von Vögeln und Fledermäusen, kämen aber auch auf die Bewohner der benachbarten Dörfer zu.“ Insbesondere die Auswirkungen des extrem langwelligen Infraschalls, der von Windrädern erzeugt wird, vom Mensch aber nicht gehört werden kann, seien noch nicht hinreichend wissenschaftlich untersucht. Bisherige Laborergebnisse deuteten darauf hin, dass Infraschall Stress auslöst mit Auswirkungen unter anderem auf Blutdruck, Atemfrequenz und Adrenalinausstoß.
In direkter Umgebung der geplanten Windkraftanlagen (weit weniger als 1.000 Meter Abstand) befinden sich Streusiedlungen und Einzelwohnplätze. Weil sie nicht zu den jeweiligen Kernflächen ihrer Gemeinden gehören, fallen sie nicht unter die Abstandregelungen des LEP (Landesentwicklungsplan). Damit sind die Menschen, die dort leben, schlechter gestellt als die anderen Dorfbewohner. „Das ist grundgesetzwidrig“, findet die BI.
Entgegen der früheren Position verstärkt sich innerhalb der BI zusehends der Widerstand gegen den weiteren Ausbau von Windenergie generell. Auch in der übrigen Bevölkerung ist dies deutlich wahrzunehmen. Dieter Glöckner: „Durch die EEG-Umlage werden Aber-Milliarden Euro von unten, von den kleinen und mittleren Stromkunden, nach oben, zur schweren Windindustrie hin, umverteilt, ohne dass sie im geeigneten Maße zur Energiewende geschweige denn zur Lösung der Klimakrise beitragen.“
Auch in Kombination mit Solarenergie sei die Windkraft nicht in der Lage, konstant die Grundlast zu tragen, die unsere Wirtschaft und unsere Haushalte benötigen. Im Verlauf eines Tages gibt es enorme Schwankungen des Windkraftdargebots – bis hin zu tagelangen Flauten. Besonders gefürchtet: die „Dunkelflauten“, bei denen weder Wind noch Sonne genutzt werden können.
Damit unser Gemeinwesen dann nicht zum Erliegen kommt, müssen weiterhin konventionelle Kraftwerke betrieben werden. Zur Verdeutlichung: Seit dem Jahr 2002 ist die installierte Nettoleistung konventioneller Kraftwerke (inkl. Biomasse) um knapp vier Prozent auf 106,97 GW gestiegen (Stand 3. Mai 2017). Der tatsächliche Nettostromverbrauch stieg von 2002 bis 2016 jedoch nur um 1,74 Prozent. Parallel dazu wurden mit milliardenschweren EEG-Subventionen – gezahlt von den Stromkunden auch rund um den Hümmerich – über 80 GW zusätzliche Nennleistung an Wind- und Solarenergie geschaffen. Wo diese Energie hin ist? Es gibt sie größtenteils gar nicht! Im Mai dieses Jahres waren alle in Deutschland installierten Windanlagen zusammen in der Lage, gerade mal 2,75 Stunden lang mehr als 50 Prozent ihrer Nennleistung zu erzeugen. Im Durchschnitt lag die erzeugte Energie bei nur 15,1 Prozent der Nennleistung – wohlgemerkt zusätzlich zu der konventionell erzeugten Energie, um unsere Grundlast zu sichern. Jedes Haushaltsgerät mit einer solchen Leistung würde man sicherlich reklamieren.
Und was geschieht mit der wenigen tatsächlich erzeugten Energie? Sie wird ins Ausland verkauft. Deutschland ist inzwischen europäischer Top-Stromexporteur. Die Energieunternehmen holen sich in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Polen, Tschechien, der Schweiz und anderen Ländern über zwei Milliarden Euro (2016) noch mal zusätzlich zu den EEG-Subventionen. Dabei ist der erzielbare Preis für Wind- und Solarenergie nur ein Bruchteil des EEG-Werts – zeitweise werden die Nachbarländer sogar dafür bezahlt, dass sie den Strom überhaupt abnehmen. Im Mai 2017 allein lag die Differenz zwischen EEG- und Börsenwert bei fast 1,7 Milliarden Euro!
„Das ist haarsträubend. Die EEG-Umlage dient nur subventionsgetriebenen Investoren, die sich oftmals hinter Briefkastenfirmen auf den Cayman Islands verstecken, um auch noch ihre Gewinne am Fiskus vorbei zu schleusen“, empört sich Dieter Glöckner. „Und solange konventionelle Energie in gleichem Maße erzeugt werden muss wie ohne erneuerbare Energien, solange es keine großtechnischen Speichermöglichkeiten gibt, tragen Windkraftanlagen wohl kaum zur Vermeidung von CO2-Ausstoß, geschweige denn zum Erreichen irgendwelcher Klimaziele bei. Im Gegenteil: Vor diesem Hintergrund könnte man den Hümmerich und ganz Deutschland mit Windrädern zupflastern, ohne auch nur einen kleinen Schritt in Richtung Klimaschutz und Abkehr von fossilen Brennstoffen weiterzukommen.“
Deshalb fordert die BI insbesondere den Grafen von Hatzfeldt auf, seine Windradpläne für den Hümmerich ad acta zu legen. Dieter Glöckner: „Mal abgesehen davon, dass nicht nachvollziehbar ist, wie jemand, der Waldflächen dauerhaft abholzt und mit meterdicken Windradfundamenten versiegelt, für nachhaltige Waldwirtschaft zertifiziert sein kann: Mit Windrädern auf dem Hümmerich wird kein einziger Eisbär gerettet – aber der Milan und andere Greifvögel hier bei uns direkt bedroht. Herr Graf, Sie schaden mit Ihrem Windwahn den Menschen und der Natur hier bei uns. Bitte lassen Sie das und pfeifen Sie die Altus AG zurück.“ Foto: BI Hümmerich
Foto 1: Dieter Glöckner, 26facher Deutscher Meister des DFBV im Bogenschießen (Bowhunter Unlimited Senioren) sowie siebenfacher Europa- und zweifacher Weltmeister der IFAA und Sprecher der BI Hümmerich.